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KINOTE 02.2021

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Um einen Wandel der Finanzbranche erfolgreich zu meistern, müssen Kreditinstitute sowohl Chancen als auch Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz (KI) erkennen. Unter der neuen Marke KINOTE der Bank-Verlag GmbH finden Sie Meldungen, Studien und Fachartikel zum Themenkomplex KI. Wir beantworten Ihre Fragen rund um KI. Wir berichten über Trends, neue Technologien, Forschungsergebnisse und daraus entstehende Möglichkeiten, die KI Ihrem Unternehmen bietet.

26 02 | 2021

26 02 | 2021 Kreditvergabe für Immobilien Vorteile durch KI-basierte Bewertungsmodelle Durch die überarbeiteten Leitlinien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) von 2020 können statistische Immobilienbewertungsmodelle in die Kreditvergabeprozesse im Kleindarlehnsbereich von Banken und Finanzinstitutionen einfließen. Diese auf Künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data basierenden automatisierten Bewertungsmodelle, AVMs (Automated Valuation Model) genannt, nutzen dabei alle verfügbaren, für den Wert einer Immobilie relevanten Daten, um die statistisch wahrscheinlichsten Markt- und Mietpreise einer Wohnimmobilie zu ermitteln. Eine solche digitale Immobilienbewertung wird heute auch in der Praxis von Finanzbetrieben wie der DKB Grund, einer Tochter der Deutschen Kreditbank, angewendet. Die DKB Grund nutzt die vielfältigen Einsatzfelder von KI-basierten automatisierten Bewertungsmodellen für Immobilien. Im Interview gibt Geschäftsführerin Anett Haberland Einblicke in die Chancen und Möglichkeiten dieser neuen Lösungen und die Erfahrungen mit der Nutzung von AVMs. KINOTE: Wie hat sich die Kreditvergabe für Immobilien in den vergangenen Jahren verändert? Anett Haberland: Im Lauf der letzten Jahre waren in der Kreditvergabe für Immobilien mehrere Entwicklungen zu beobachten. Zum einen konnten wir auf der Anfrageseite eine starke Tendenz erkennen, dass die Kundschaft Anett Haberland Seit 2008 wird die DKB Grund GmbH von Anett Haberland als Geschäftsführerin geleitet. Als gelernte Bankerin ist sie seit über 25 Jahren im DKB-Konzern tätig und begrüßt den zunehmenden Einsatz neuer Technologien im Immobilienbereich. uns hinsichtlich des zur Verfügung stehenden Finanzierungsrahmens ver mehrt objektunabhängig anfragt, um sich einen Über blick über die aktuell gültigen Finanzierungskonditionen zu verschaffen. Die finan zierenden Partner sind wiederum durch die digitale Transformation zunehmend in der Lage, Anfragen in einer stetig schnelleren Geschwindigkeit zu bearbeiten. Weiterhin zählen neue Mechanismen der Immobilien bewertung zu diesen Entwicklungen: Während früher um fassende Besichtigungstermine und langwierige Gut achten Standard waren, funktioniert die erste Wert ermittlung heute deutlich schneller. Grundlage dafür ist eine umfassende, fundierte und intelligent verknüpfte Datenbasis. KINOTE: In welchen Prozessen sind statistische Be wer - tungs modelle für Sie im Einsatz? Haberland: Wir bieten online die Möglichkeit, sich schnell und einfach über den aktuellen, indikativen Wert der Immobilie

02 | 2021 27 zu informieren. Dazu stellen wir unserer Kund schaft ein Tool bereit, das auf den automatisierten Bewertungsmodellen eines Partner-Unternehmens basiert. Darüber hinaus nutzen wir die Bewertungsmodelle einerseits in der Finanzierungsberatung und andererseits, um An fragen an unsere Partnerbanken gut und entscheidungsreif vorzubereiten. KINOTE: Wie sind Ihre Erfahrungen mit automatisierten Bewertungsmodellen? Welche Chancen und Herausforderungen gab es, seitdem man sich statistischen Bewertungsmodellen geöffnet hat? Haberland: Die neuen Methoden versetzen uns in die Lage, transparenter zu beraten, bessere Services und Dienstleistungen zu erbringen, überhaupt die ganze Beratung auf ein datenbasiertes Niveau zu heben und damit eine adäquate Leistung zu bieten, egal ob bei Eigennutz, Kapitalanlage oder Erbschaft. Die Herausforderung besteht darin, diese Beratungskontakte in belastbare Kunden beziehungen zu verwandeln, indem wir nicht nur fachlich weiterhelfen, sondern beim Herzensthema Immobilie ein emotionales Erlebnis bieten. KINOTE: Wie profitieren Sie und Ihre Kundschaft von den neuen Möglichkeiten solcher auf KI und Big Data basierenden Bewertungsmodelle? Haberland: Der Beratungsbedarf ist unterschiedlich: Einige Personen benötigen eine vor allem schnelle und kurzfristige Immobilienbewertung, anderen ist eine umfassende und tiefgehende Beratung wichtig. Immobilienbesitzende, gerade im Kapitalanlagebereich, informieren sich auch laufend über den Wert ihrer Investments, um adäquate Entscheidungen treffen zu können und Entwicklungen im Umfeld der jeweiligen Portfolios zu erkennen. Big Data und KI können für uns in Echtzeit Berechnungen machen, wofür wir vorher zahlreiche Recherchen, Gutachten und Telefonate heranziehen mussten. Das gilt natürlich auch für unsere Beschäftigten in der Beratung, die durch die neuen Bewertungsmodelle mit einer validen Vorbereitung in Gespräche gehen können. als KI-basierte Immobilienbewertungstools nach und nach auf den Markt kamen? Haberland: Wenn man ehrlich ist, waren die ersten Bewertungs mechanismen gestaltete und noch eindimensionale Datenbanken, die man auf Basis eines Zeitpunkts X erstellt hat, und damit hatte man – unabhängig von gesellschaftlichen, politischen und demoskopischen Entwicklungen – über längere Zeit für die gleiche Immobilie auch den gleichen Wert parat. Da sind wir heute deutlich weiter. Das hängt zum einen mit dem technischen Fortschritt zusammen und zum anderen mit den Erwartungen der Kundschaft, die sich stark verändert hat. Valide Aussagen und Einschätzungen werden in immer kürzerer Zeit gefordert. Die neuen Tools haben sich dahingehend inhaltlich stark weiterentwickelt. KINOTE: Inwieweit wurden Ihre Erwartungen durch KI erfüllt? Haberland: Die Stärken automatisierter Bewertungsmodelle durch KI liegen auf der Hand: Geschwindigkeit, Qualität, Genauigkeit und Kosteneffizienz. Mit dem eingesetzten Tool haben wir im Alltag sehr gute Erfahrungen gemacht, etwa bei der Vermittlung von Kreditanfragen, der Lead-Generierung und der ersten indikativen Bewertung. Das entspricht an der Stelle auch dem, was wir erwartet haben. Deswegen sind sie so ein fester Bestandteil unserer Arbeit geworden sind. KINOTE: KI und Big Data bieten ein großes Potenzial in den Einsatzfeldern. Was erhoffen Sie sich in Zukunft von den digitalen Möglichkeiten? Haberland: Immer wieder ergeben sich neue Einsatz mög - lichkeiten in der Beratung, in der Erweiterung der Ge schäfts - felder oder auch durch die Änderung von Rahmen bedingungen. Es kommt dabei auch immer darauf an, welche Bedürfnisse die Kundschaft hat. Was ist echter Mehrwert, was ist nette Spielerei, und was ist für die Menschen im Alltag auch umsetzbar? Die Immobilienthemen müssen immer wieder durch die Customer Journey gespielt werden, und je mehr Datensätze oder Plattform- und Software-Anbindungen es gibt, umso mehr Ansatzpunkte finden wir. Welche wir dann tatsächlich nutzen, entscheidet nicht die KI, sondern der Kundennutzen. KINOTE: Bei traditionellen Prozessen gibt es eine Vielzahl an Verfechtern dieser Tradition. Welche Erwartungen hatten Sie, KINOTE: Frau Haberland, vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Dogan Michael Ulusoy.

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