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diebank 10 // 2019

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE

BERUF & KARRIERE INTERVIEW Die Themen müssen für die Nutzer relevant sein Zu Janos Burghardt kommen Banken und Börsen, die Projekte im Bereich Finanzbildung umsetzen wollen. Der Geschäftsführer der auf junge Zielgruppen spezialisierten Kommunikationsagentur Yaez hat u. a. mit der Deutschen Bank den Wettbewerb „FinanzTuber“ auf YouTube gestartet, gestaltet für den Bankenverband Unterrichtsmaterialien für dessen Projekt „Schul|Bank“ und für die Börse Stuttgart das „Planspiel Börse“. Mit Burghardt sprach unsere Autorin über Content, der den Nerv der Jugend trifft. die bank: Herr Burghardt, wie fit ist Deutschlands Jugend, wenn es ums Geld geht? Janos Burghardt: Jugendliche sind die Mitarbeiter, Unternehmensgründer, Bürger und Konsumenten von morgen, doch um ihre Finanzkompetenz ist es schlecht bestellt. Es ist erschreckend, dass sich knapp jeder zweite junge Mensch als „finanzieller Analphabet“ sieht – in einer repräsentativen Befragung gaben nur 15 Prozent an, dass sie in der Schule Finanzbildung erhalten haben. Die befragten Jugendlichen sehen die Schulen in der Pflicht, für eine bessere finanzielle Allgemeinbildung zu sorgen. die bank: Kommt die Botschaft denn an? Burghardt: Ja, diese Botschaft ist in der Politik angekommen: in Bayern, Baden- Württemberg und Niedersachsen steht Wirtschaft immerhin schon auf dem Stundenplan, Nordrhein-Westfalen hat das Fach gerade eingeführt. Doch von einer flächendeckenden und schulformunabhängigen finanziellen Allgemeinbildung kann noch keine Rede sein. die bank: Was müssen Ihrer Meinung nach die Inhalte einer guten finanziellen Allgemeinbildung sein? Burghardt: Ziel ist es, dass Jugendliche eigenverantwortlich Finanzentscheidungen treffen können. Es geht dabei um ganz lebenspraktische Fragen, z. B. wie man einen Überblick über seine Ausgaben behält, mit seinem zur Verfügung stehenden Einkommen wirtschaftet oder Schuldenfallen vermeidet. Themen sind aber auch gesellschaftlich diskutierte Fragen, etwa zum globalen Finanzsystem, zu Handelsabkommen oder zur Staatsverschuldung. Es ist essenziell, dass auch Jugendliche verstehen, was hier passiert und mitreden können. Denn viele Entscheidungen, die heute in der Politik getroffen werden, betreffen in ihrer Konsequenz besonders die junge Generation. die bank: Wie kann Finanzbildung in der Schule gelingen? Burghardt: In zahlreichen Projekten haben wir Strategien erprobt, die Jugendliche erreichen. Wir sehen dabei folgende Erfolgsfaktoren, damit außerschulische Akteure wie Unternehmen, Verbände und Stiftungen einen Beitrag an Schulen leisten können. Man braucht vor allem relevante Themen: Projekte sollten ein enges thematisches Feld bearbeiten, damit Lehrkräfte diese gezielt zur Ergänzung ihres Unterrichts hinzuziehen können. Hierbei empfehlen wir Themen zu wählen, die eng an der tatsächlichen Kompetenz des jeweiligen Anbieters liegen, denn hier vermuten Lehrkräfte eine thematische Kompetenz, die über das Lehrbuch hinausgeht 66 10 // 2019

BERUF & KARRIERE und vertrauen dem Anbieter. Die gewählten Themen sollten zudem stets entsprechenden Modulen im Bildungsplan zugeordnet werden. die bank: Wenn Lehrmaterialien mit dem Logo einer großen Bank oder Sparkassen versehen sind, besteht dann nicht die Gefahr, dass Schüler und auch deren Eltern dies als Werbung sehen und ggf. ablehnen? Burghardt: Wenn Unternehmen, Verbände und Stiftungen in Schulen einen Beitrag leisten wollen, gibt es hierfür Spielregeln, die gewährleisten sollen, dass tatsächlich ausschließlich der Bildungsauftrag im Vordergrund steht. Pauschale Kritik am Wirtschaftsengagement an Schulen ist genauso fehl am Platz wie es vertriebliche Ziele sind. die bank: Was sind die Erfolgskriterien bei der Kommunikation? Burghardt: Auf Augenhöhe kommunizieren: Jugendliche sind eine schwer zu erreichende Zielgruppe, denn sie sind medial anders sozialisiert. Die Inhalte sollten gezielt so aufbereitet sein, wie Schüler sie aus der Schule und Jugendliche sie aus Social Media kennen. Dabei ist zu beachten, keine anbiedernden Kommunikationsformen zu wählen. Nichts wird als peinlicher empfunden als übertriebener Jugendslang oder der falsche Einsatz von Social Media. die bank: Was sind denn die wichtigsten Regeln für den „richtigen Einsatz“ von Social Media? Burghardt: Die Themen, die auf eigenen Social-Media-Kanälen gespielt werden, sollten für den Nutzer relevant sein, nicht für den, der kommuniziert. Und die Inhalte sollten für die jeweilige Plattform aufbereitet sein – zum Beispiel bei Instagram ein ästhetisch ansprechendes Bild, bei YouTube ein erklärendes Video und bei WhatsApp eine passgenaue Antwort. Generell gilt auch hier: weniger ist mehr. Man muss nicht auf allen Plattformen aktiv sein. Wir empfehlen immer einen Blick in aktuelle Mediennutzungsstudien – dort sieht man, wo die Zielgruppen zu finden sind. die bank: Wie sind Sie selbst finanziell fit geworden? Burghardt: Finanzbildung stand bei mir in der Schule auch nicht auf dem Stundenplan. Am meisten habe ich wahrscheinlich durch den Wirtschaftsteil meiner Tageszeitung gelernt. Und später das betriebswirtschaftliche Studium wird auch geholfen haben. die bank: Herr Burghardt, vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Eli Hamacher. 10 // 2019 67

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