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diebank 10 // 2019

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT KOOPERATION

MANAGEMENT KOOPERATION STATT MISSTRAUEN Sicheres Netzwerk für den Auslandszahlungsverkehr Im Correspondent Banking herrscht Bewegung. Die zunehmende Verteilung des weltweit erwirtschafteten Kapitals hat neue Chancen geschaffen, stellt die Finanzwelt aber auch vor neue Herausforderungen, wie die Gesetze zum Kampf gegen Geldwäsche und die Regelungen zur Aufnahme von Geschäftsbeziehungen. Wie kann der Sektor restrukturiert werden, um den immer schnelleren und kaum vorhersehbaren Entwicklungen der globalen Märkte mit einem robusten, technologisch zeitgemäßen Netzwerk von Finanzinstituten zu begegnen? Für die finanzielle Begleitung des Auslandszahlungsverkehrs ist ein effektives und sicheres Netzwerk an Korrespondenzbanken die wesentliche Basis. Entscheidend sind hierbei vertrauensvolle Partnerschaften, um ein fundiertes Risikomanagement und effiziente Abwicklungsstrukturen zu bilden. Die großen internationalen Geldinstitute stehen dabei in Konkurrenz, für internationale sowie mittelständische Unternehmen die Infrastruktur bereitzustellen, mit der Transaktionsdienste wie der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr erbracht werden können. Netzausbau: Banken müssen aus der Defensive finden Durch teilweise erhebliche Regelverletzungen in der Vergangenheit kam es zu Vertrauensverlusten, denen mit strengeren Richtlinien z. B. im Kampf gegen Geldwäsche begegnet wird. Viele Geldhäuser haben in der Folge ihr Netz an Partnerinstituten erheblich verkleinert. Die Gesamtvolumina grenzüberschreitender Zahlungen sind jedoch in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Je mehr Risiken mit einem Land verbunden werden, desto stärker sind Unternehmen auf ihre Hausbanken angewiesen. Die Institute sichern hierbei Exund Importe gegen Währungsrisiken ab oder stellen mithilfe ihres Korrespondenzbanken- Netzwerks sicher, dass Geldflüsse, wie z. B. Konzerndarlehen und Lohnzahlungen ins Ausland, pünktlich bei den Empfängern ankommen. Gehen die Korrespondenzbankbeziehun- 30 10 // 2019

MANAGEMENT gen zurück, kann das den internationalen Zahlungsverkehr beeinträchtigen - mit gravierenden Auswirkungen für die hiesige Wirtschaft. Der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr ist ein Wirtschaftszweig, der maßgeblich auf Vertrauen aufbaut und ein Netzwerk benötigt, das dieses unterstützt. Internationale Finanzinstitute müssen über ein sicheres, belastbares Netzwerk verfügen, das eine hohe Anzahl an Transaktionen ermöglicht. Auf der anderen Seite müssen sich die Banken darauf verlassen können, dass ihre Partnerbanken sämtliche Compliance-Anforderungen erfüllen und über adäquate Anti-Geldwäsche-Regelungen verfügen. Neben technischen Aspekten sind diese beiden Faktoren für vertrauensvolle und sichere Beziehungen unentbehrlich, um Kunden effektiv mit Finanzdienstleistungen versorgen zu können, insbesondere in Schwellenländern. Wie Banken ihre Rolle neu definieren Mehr denn je sind Banken in der Verantwortung, juristische, aber auch moralische Rahmenbedingungen einzuhalten. Zuweilen liegt es gar an ihnen selbst, Spielregeln zu schaffen, um zu zeigen, dass sie aus Fehlern in der Vergangenheit gelernt haben. Mit der Einhaltung neuer regulatorischer Anforderungen sind substanzielle Kosten für die Finanzinstitute verbunden, denen jedoch magere Gewinnaussichten gegenüberstehen. Sowohl Exporteure als auch Importeure können dennoch ohne viel Mehraufwand einen größeren Pool an Banken mit Auslandsgeschäften erschließen und gleichzeitig höhere Transparenzanforderungen einfordern. Um die Komplexität zu bedienen, stellt Datenaustausch ein wichtiges Element dar – neben der Vereinheitlichung von regulatorischen Anforderungen. Korrespondenzbanken müssen ihre Anforderungen definieren, gemeinsame Standardisierungsinitiativen vorantreiben und die bereits vorhandenen Daten noch effizienter nutzen, um für mehr Transparenz zu sorgen. Kontinuierliche Analyse und einheitliches Kundenprofil Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass Banken die Daten ihrer Geschäftspartner hinsichtlich Vollständigkeit, Korrektheit, Aktualität und Präzision fortlaufend aktualisieren. So unterstützt ein Stammdatenmanagement beispielsweise darin, Informationen aus verschiedenen internen und externen Quellen zusammenzuführen und Dopplungen zu entfernen. Korrekte, aktuelle und vollständige Informationen ergeben zusammengefasst ein einheitliches und im Unternehmen zentral zur Verfügung stehendes Profil. Neue Technologien wie Blockchain können hierbei perspektivisch unterstützen. Sie müssen hierfür jedoch einen höheren Reifegrad erreichen, um flächendeckende Relevanz zu erzielen. Sobald das vereinheitlichte Geschäftspartnerprofil feststeht, müssen die jeweiligen Kontoinhaber mit Referenzdatenbanken und Sanktionslisten abgeglichen werden, bevor eine Entscheidung herbeigeführt werden kann. Dieser Prozess geschieht nicht nur bei der Neuanlage eines Geschäftspartners, sondern stets auch kontinuierlich bei Bestandspartnern. Die IT-Systeme müssen folglich die Fähigkeit besitzen, Daten der Bestandskunden regelmäßig, im Idealfall auch automatisiert, zu prüfen und auf Auffälligkeiten zu bewerten. Die Banken können somit frühzeitig effektive Maßnahmen zur Risikobehebung ergreifen und Reputationsrisiken sowie mögliche Geldstrafen vermeiden. FAZIT Infolge der Finanzkrise versuchen viele Geldinstitute, ihre Korrespondenzbanknetzwerke zu rationalisieren. In einigen Regionen führt das sogar zu einem Rückgang von bis zu 30 Prozent. Das Transaktionsvolumen grenzüberschreitender Zahlungen nimmt jedoch gleichzeitig erheblich zu. Ein klassisches Dilemma, wofür es aber bereits etablierte Lösungen gibt: Ungeachtet des technologischen Fortschritts ist das Korrespondenzbankgeschäft ein von Menschenhand geführtes Geschäft, das auf den elementaren Faktoren Sicherheit, Vertrauen und Effizienz basiert. Diese werden vorrangig durch Menschen gewährleistet und von Technologie unterstützt. Durch die Streichung der Korrespondenzbanknetzwerke vieler Geldhäuser entstehen Lücken, und der Markt wird zunehmend komplexer. Externe Partnerschaften könnten der neue Standard im Korrespondenzbankgeschäft werden. Wer jedoch zunehmende Komplexität bemängelt, lässt häufig die aus dem größeren Wettbewerb geborenen Innovationen außer Acht. Die fortschreitende Transparenz insbesondere in exotischen Währungen hätte es ohne das Aufkommen dieser neuen Marktdynamik nicht gegeben. Die Notwendigkeit bleibt weiterhin die Mutter der Erfindung. Autor Andreas Belosjorow ist Senior Vice President Global Payments bei INTL FC Stone und mitverantwortlich für den Ausbau der deutschen Niederlassung mit Schwerpunkt auf Banken und Finanzdienstleister. Zuvor war er u. a. bei der Commerzbank tätig. 10 // 2019 31

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