MARKT AFRIKA BOOMT Banken sollten Flagge zeigen auf dem Chancen-Kontinent Bis zum Jahr 2050 wird sich die Bevölkerung in Afrika auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln, schätzt die UN. Trotz Corona-Krise bieten sich für deutsche Konzerne und Mittelständler neue Absatzmärkte ebenso wie Chancen für die Diversifizierung der Lieferketten. Wie und warum engagieren sich die deutschen Banken vor Ort, und mit welchen Herausforderungen kämpfen sie? Unsere Autorin war in Ghana unterwegs und hat interessante Fakten gesammelt. Für sein größtes Ziel hat sich Hendrik Reimers ein schwieriges Jahr ausgesucht. Während weltweit das Corona-Virus die Wirtschaft in Atem hält, will der Gründer und CEO des Münchener Start-ups fairafric im westafrikanischen Ghana eine solarbetriebene Schokoladenfabrik eröffnen. „Trotz der aktuellen Situation läuft der Bau ziemlich reibungslos und wird voraussichtlich im Herbst fertiggestellt“, freut sich der 37-Jährige, der seit 2016 fair produzierte Schokolade im deutschen Einzelhandel und im Online-Shop verkauft. Um die Produktion besser steuern und die steigende Nachfrage nach Bio-Schokolade bedienen zu können, baut fairafric ein eigenes Werk auf, das die von lokalen Kleinbauern bezogenen Kakaobohnen verarbeitet und verpackt. „Durch die Produktion vor Ort kann im Vergleich zum einfachen Export der Kakaobohnen zehnmal mehr Geld ins Land fließen“, unterstreicht Reimers, dessen Engagement die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG) mit 2 Mio. € unterstützt. Die Mittel aus dem AfricaConnect-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (siehe Kasten) bietet die DEG seit Sommer 2019 europäischen Unternehmen an, die in Afrika investieren wollen. „Dass die DEG an Bord ist, ist für viele Investoren ein ganz großer Bonus“, sagt Reimers, der in München und Afrika knapp 20 Mitarbeiter beschäftigt. 10 09 // 2020
MARKT Afrika holt auf Dürre, Hungersnöte, Armut, hohe Kindersterblichkeit, Diktaturen, Kriege, Korruption: Kommt das Gespräch auf Afrika, überwiegen oft zunächst negative Assoziationen. Die Armut sei jedoch stark zurückgegangen, eine konsumfreudige Mittelschicht herangewachsen und boomende Großstädte seien entstanden, rückt Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud R. Traut in einer 2019 erschienen Sonderstudie das Bild zurecht. Auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, Germany Trade & Invest (GTAI), bilanziert für 2019: „Nach Rückgängen im Jahr 2018 stehen die Zeichen im Handel mit Afrika wieder auf Wachstum.“ Es seien Waren im Wert von 23,7 Mrd. € exportiert worden, was einem Plus von 5,3 Prozent entspricht. Die Importe nach Deutschland nahmen sogar um 8,3 Prozent auf 24,4 Mrd. € zu. Nach erheblichen Einbußen legten 2019 die Ausfuhren in die nordafrikanischen Staaten am stärksten zu. In Subsahara-Afrika weisen Südafrika, Nigeria, Äthiopien, Guinea und Tansania die größten Zuwächse auf. Noch ist der Anteil am deutschen Außenhandel gering. Nur 1,8 Prozent aller Ausfuhren – vor allem Fahrzeuge und Fahrzeugteile, Maschinen, Elektrotechnik und chemische Erzeugnisse – gingen 2019 auf den zweitgrößten Kontinent der Welt. Das entspricht in etwa dem Wert der Waren, die in die Türkei oder nach Japan geliefert werden. Seitdem Asien schwächelt und Russland durch Sanktionen eingeschränkt handlungsfähig ist, richten die Unternehmen jedoch verstärkt den Blick nach Afrika, um neue Absatzmärkte zu erschließen. Viel Dynamik ist auf dem Kontinent nicht zuletzt durch chinesische Investoren entstanden, die Infrastruktur wie Flughäfen, Eisenbahnen, Häfen oder Straßen bauen, wovon auch nachfolgende Unternehmen profitieren. Engagement deutscher Banken in Afrika Schon seit 30 Jahren ist die Commerzbank in Afrika vertreten, gründete ihre erste Repräsentanz in Ägypten. Seit 2007 verstärkte sie sukzessive ihre Präsenz, ist heute mit Äthiopien, Südafrika, Angola, Nigeria und der Elfenbeinküste auch im Westen, Osten und Süden des Kontinents aktiv. Vor Ort betreut sie ausschließlich institutionelle Kunden: öffentliche Banken, Geschäftsbanken, Zentralbanken und Finanzministerien. Je nach Einschätzung von Kreditrisiko, Compliance und Reputation bietet das Institut ihnen Produkte des Corporate Banking an wie Unterstützung beim Auslands-Zahlungsverkehr, Devisenhandel sowie die Strukturierung syndizierter Kredite und von Bond-Emissionen. „Bei der Abwicklung des Außenhandels mit Afrika ist die Commerzbank die stärkste deutsche Bank“, sagt Christian Toben, Regional Head Africa bei der Commerzbank. Hier ist man in der kurzfristigen wie auch in der ECA-gedeckten langfristigen Finanzierung aktiv. Wollen deutsche Firmenkunden in Afrika investieren, leitet die Frankfurter Großbank diese an Partnerbanken vor Ort weiter, ist also auf lokaler Ebene nicht operativ tätig. Neben Exporten werde in Infrastruktur, Krankenhäuser, Maschinen, Konsumgüter investiert. „Bei den 09 // 2020 11
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