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diebank 09 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT REVOLUTION DER

MARKT REVOLUTION DER BAUFINANZIERUNG Der Kampf um den Kunden Immer mehr Wettbewerber wie Direktbanken und Direkt-Finanzierungsvermittler drängten in den vergangenen Jahren in den Markt, um mit neuen Vertriebskonzepten und Ideen den traditionellen Banken Marktanteile im Baufinanzierungsgeschäft streitig zu machen. Neueste Zahlen belegen, dass vor allem die Vermittler damit äußerst erfolgreich waren – und zwar in einem solchen Ausmaß, dass Experten die bankenunabhängigen Finanzdienstleister mit ihrem Plattformgeschäft als die neuen Sterne am Finanzierungshimmel sehen. Weder die Corona-Krise noch die seit nahezu einem Jahrzehnt steigenden Immobilienpreise konnten die Nachfrage nach Häusern, Wohnungen und Gewerbeeinheiten stoppen. Zum Ende des 2. Quartals 2020 legte der Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken für Wohneigentum in Deutschland im Vergleich zum 1. Quartal 2019 um 6 Prozent zu und steht nun bei 170,3 Punkten. Das bedeutet, dass die Immobilienpreise für Eigenheime, Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäuser seit 2008 um rund 70 Prozent gestiegen sind. Daneben zeigte sich auch der Gewerbeimmobilienmarkt trotz eines flächendeckenden Lockdowns mit einem Anstieg von 3,9 Prozent gegenüber dem 2. Quartal 2019 äußerst robust, auch wenn sich die einzelnen Teilmärkte sehr unterschiedlich entwickelt haben. Erwartungsgemäß liefen die Geschäfte mit Lager- und Logistikimmobilien trotz der Covid-19-Krise gut, während die Geschäfte mit Einzelhandels- und Gastronomieimmobilien deutlich schwieriger geworden sind. Auch für die folgenden Jahre zeichnet sich ab, dass die Nachfrage insbesondere nach Wohnimmobilien trotz Kurzarbeit und Wirtschafts einbruch und der damit verbundenen Unsicherheit über die zukünftige Arbeits- und Einkommenssituation hoch bleiben wird. Geschuldet ist dies der Tatsache, dass die Finanzierungsbedingungen aufgrund der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nach wie vor äußerst günstig sind und Wohnraum zu einem knappen Gut geworden ist. Der Anlagenotstand, die Furcht vor einer Geldentwertung sowie die kontinuierlich steigenden Neuvertragsmieten befeuern den Immobilienmarkt zusätzlich. Zudem haben die Menschen seit der Corona- Pandemie den eigenen Wohnraum schätzen gelernt. Das gilt insbeson- dere für Wohnimmobilien, die über Garten, Terrasse oder Balkon verfügen. Auch werden die eigenen vier Wände von vielen Menschen mit Sicherheit und Geborgenheit assoziiert. Beides sind emotional behaftete Werte, die in unsicheren Zeiten eine besonders hohe Bedeutung haben und die Wohnwünsche der Menschen prägen werden. 18 09 // 2020

MARKT Baufinanzierungsgeschäft lässt Kreditmargen wachsen Die anhaltend hohe Nachfrage nach Wohn immobilien und die immer weiter steigenden Immobilienpreise treiben auch das Baufinanzierungsgeschäft der Banken und Sparkassen weiter an. Denn je teurer die eigenen vier Wände sind, desto größer fällt üblicherweise auch die Kreditsumme aus, die bei Geldhäusern aufgenommen werden muss. Wie stark das Baufinanzierungsgeschäft der Banken und Sparkassen floriert, zeigen die neuesten Zahlen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken und der Deutschen Bundesbank. Zum Ende des 2. Quartals des Jahres 2020 belief sich die Summe der von den Geldhäusern für den Wohnungsbau vergebenen Kredite auf insgesamt rund 1,51 Bio. €. Das entspricht nicht nur einem kräftigen Plus von 5,8 Prozent gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres, sondern dieser Wert markiert auch das höchste Wachstum seit 1999 und 2000. Auch das Gesamtvolumen des Neugeschäfts in der Baufinanzierung − inklusive Ablösungen von Darlehen eines fremden Instituts, aber ohne Prolongationen bestehender Darlehen bei demselben Institut − legte rekordverdächtig zu. Die neu ausgezahlten Darlehen sämtlicher Banken, Bausparkassen und Lebensversicherer in Deutschland lagen für den Bau, Erwerb und die Modernisierung von Wohnimmobilien per 2. Quartal 2020 bei 124,4 Mrd. €. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht das einem Zuwachs von 8,6 Prozent. ÿ 1 Grundsätzlich dürften sich die Banken und Sparkassen über den nicht zu stoppenden Immobilienboom freuen, denn die Baufinanzierungssparte hat eine hohe geschäftspolitische Bedeutung für die hiesigen Geldhäuser. Schließlich machen Darlehen für Wohnungen und Häuser den Löwenanteil am Kreditgeschäft der Institute aus. Nach einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatungsgesellschaft PwC belief sich der Anteil der Darlehen für Wohnungen und Häuser am Gesamtkreditkreditbestand deutscher Banken im Jahr 2019 auf insgesamt 42 Prozent. Das ist ein Rekordwert, der auch die Zinserträge, die den Banken und Sparkassen aus Baufinanzierungen zuflossen, im vergangenen Jahr auf rund 13 Mrd. € steigen ließ. Die Einnahmen aus Baufinanzierungen machten damit stolze 15 Prozent der gesamten Zinserträge der deutschen Kreditinstitute aus. Ein Vergleich mit dem Jahr 2012 zeigt, dass dieses überaus positive Ergebnis einer Zunahme von 9,5 Prozent oder einer Verdreifachung innerhalb von sieben Jahren entspricht. Die Dynamik am Immobilienmarkt spiegelte sich auch in steigenden Kreditmargen der hiesigen Geldhäuser wider. Wie PwC berichtete, lag die durchschnittliche Kreditmarge 2019 bei 1,08 Prozentpunkten und damit über den Margen der beiden Vorjahre, die bei 1,02 Prozent (2017) und 0,94 Prozent (2018) lagen. ÿ 2 Interessant ist auch die Beobachtung, dass nahezu alle Bankengruppen vom anhaltenden Baufinanzierungsboom profitieren konnten. 2019 hatten die Sparkassen mit einem Marktanteil von 32,15 Prozent wie auch in den Vorjahren die Nase vorn, gefolgt von den Kreditbanken mit einem Marktanteil von 24,57 Prozent und den Kreditgenossenschaften (24,02 Prozent). Die Bausparkassen kamen 2019 auf einen Marktanteil von immerhin 10,07 Prozent. Präsenzbanken mutieren zu reinen Produktgebern Bauchschmerzen dürfte den hiesigen Geldhäusern hingegen die Tatsache bereiten, dass immer mehr private Kunden ihre Baufinanzierung über digitale Vermittlungsplattformen abschließen. Warum private Kunden das tun, liegt auf der Hand: Das Internet macht es möglich, mit nur wenigen Klicks und der Eingabe von persönlichen Daten sowie Eckdaten zum Finanzierungsvorhaben eine unverbindliche Finanzierungsanfrage zu stellen. Die Finanzierungsvorschläge, die private Kunden dann innerhalb weniger Stunden per E-Mail von ihrem persönlich zugeordneten Berater erhalten, zeichnen sich durch besonders günstige Zinskonditionen aus. Das liegt daran, dass Baufinanzierungsvermittler auf die Angebote einer Vielzahl unterschiedlicher Kreditinstitute aus ganz Deutschland zurückgreifen können, was für die Transparenz höchst förderlich ist. 09 // 2020 19

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