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diebank 08 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 1 |

MANAGEMENT 1 | Steuerpflichtige nach Größenklassen (2017) Umsatzklasse Anzahl Umsatz Mio. € Anzahl % Umsatz % bis 500 Tsd. € 2.605.230 327.500 79,75 5,15 500 Tsd. bis 5 Mio. € 559.609 803.114 17,13 12,63 › Gewerbetreibende 5 bis 10 Mio. € 47.235 329.073 1,45 5,17 10 bis 25 Mio. € 30.551 469.800 0,94 7,39 › unterer Mittelstand 25 bis 50 Mio. € 11.298 394.293 0,35 6,20 50 bis 100 Mio. € 6.219 432.222 0,19 6,80 100 bis 250 Mio. € 3.999 608.878 0,12 9,57 250 bis 500 Mio. € 1.416 489.134 0,04 7,69 › oberer Mittelstand 500 bis 1 Mrd. € 698 478.511 0,02 7,52 über 1 Mrd. € 551 2.028.275 0,02 31,89 › Großunternehmen Summe 3.266.806 6.360.800 100,00 100,00 Quelle: Statistisches Bundesamt; eig. Berechnungen. wohl die banken- als auch die kapitalmarktbasierte Finanzierung ihre Vor- und Nachteile. Im Zusammenhang mit der Finanzierung von KMUs ist vor allem hervorzuheben, dass Banken typischerweise auf der Grundlage einer langfristigen Vertrauensbeziehung (Hausbankenprinzip), die gerade im Verhältnis von mittelständischen Unternehmen und regional orientierten Unternehmen weit über das Öffnen der Bücher und Ausfüllen von Fragebögen hinausgeht, private Informationen in ihre Kreditentscheidung einfließen lassen können. 1 Kapitalmarktbasierte Finanzierung beruht demgegenüber sehr stark auf öffentlich zugänglichen Informationen. Es ist daher leicht zu sehen, dass dort, wo der Zugang zu solch öffentlichen Informationen kostspielig oder nicht möglich ist, eine kapitalmarktbasierte Finanzierung einer bankenbasierten unterlegen sein wird. Daher kommt es neben transaktionskostenbasierten auch aus informationsökonomischen Gründen zu einem Gleichgewicht, in welchem kleinere Unternehmen vorwiegend auf eine Bankenfinanzierung setzen, große Unternehmen hingegen stärker auf eine kapitalmarktbasierte Finanzierung. Verzahnung mit dem Kapitalmarkt Man sollte allerdings nicht übersehen, dass kapitalmarktbasierte Finanzierung auch ihre Vorteile hat. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die Risikoübernahme. Da es für Investoren deutlich einfacher ist, breit diversifizierte Portfolios zu bilden, ist ihre Risikotragfähigkeit grundsätzlich höher als jene von Banken. Dies gilt umso mehr, als der Bankensektor wegen der dort stattfindenden Fristen- und Risikentransformation eine inhärente Instabilität aufweist. Wegen der damit verbundenen systemischen Risiken ist es daher durchaus nachvollziehbar, dass man mit einer Stärkung der Kapitalmarktfinanzierung die Absicht verfolgt, die Widerstandsfähigkeit des Finanzmarkts zu erhöhen. Wegen der oben beschriebenen Informationsvorteile von Banken, insbesondere in der Mittelstandsfinanzierung, wäre es allerdings fatal zu glauben, dass der Kapitalmarkt die Banken ersetzen könnte. Vielmehr käme es darauf an, durch eine Verzahnung beider Finanzierungsformen Risiken dorthin zu verlagern, wo sie mit den geringsten Kosten getragen werden können. Dies kann durch drei Funktionen des Kapitalmarkts erreicht werden. Erstens kann er durch seine Refinanzierungsfunktion dafür sorgen, dass Banken in wesentlich flexiblerer Weise ihren Refinanzierungsbedarf decken und damit ihr Refinanzierungsrisiko reduzieren können. Zweitens kann über eine geeignete Fristigkeit der von den Banken emittierten Schuldverschreibungen das Fristentransformationsrisiko der Banken reduziert werden. Dies wirkt sich positiv auf die systemische Stabilität des Bankensektors aus. Diese Funktion wird durch die starke Begrenzung der Fristentransformation im Rahmen der von der CRR (Capital Requirements Regulation, Kapitaladäquanzverordnung) eingeführten NSFR (Net Stable Funding Ratio, strukturelle Liquiditätsquote) künftig eine wesentliche Rolle spielen, wenn es um die Bereitschaft zur Ausreichung längerfristiger Kredite geht. Und drittens können die Banken über Kapitalmarktransaktionen auch ihre Risikotransformation auslagern, weil Kreditrisiken dann an Investoren weitergereicht werden können. Diese Verzahnung von Bank- und Kreditgeschäft hängt maßgeblich davon ab, dass sich die Verbriefungsmärkte, und zwar sowohl durch synthetische als auch durch True-Sale- Transaktionen, entsprechend entfalten können. Der regulatorische Rahmen ist jüngst durch die Einführung der STS-Verbriefungen (STS: Simple, Transparent, Standardised) auch entsprechend verbessert worden, und es sollen weitere Maßnahmen im Bereich der synthetischen Verbriefungen folgen. Gleichzeitig stehen wir in Europa vor dem Problem, dass die hiesigen Kapitalmärkte nicht den Grad an Tiefe und Breite aufweisen, 26 08 // 2020

MANAGEMENT 2 | Sektorale Verflechtungsmatrix Netto-Zahlungsströme in Prozent des BIP; 1. Quartal 2019 Netto-Gläubiger MFI Vers Fonds Priv HH Nfin KG Öff HH Ausland Sektor Gesamt MFI ### 9,3 --- 21,6 --- --- --- 30,9 --- Vers --- ### --- 57,1 --- --- --- 57,1 --- Netto-Schuldner Fonds 6,5 31,4 ### 11,0 0,2 --- --- 49,1 17,8 Priv HH --- --- --- ### --- --- --- --- --- Nfin KG 10,0 0,2 13,7 --- ### 0,9 33,6 58,4 58,2 Öff HH 18,0 4,8 1,0 0,2 --- ### 23,8 47,8 46,9 Ausland 23,0 15,2 30,3 14,4 --- --- ### 82,9 25,5 Sektor 57,5 60,9 31,3 118,0 0,2 0,9 57,4 326,2 --- Gesamt 26,6 3,8 --- 118,0 --- --- --- --- 148,4 Quelle: Deutsche Bundesbank, eig. Berechnungen. der für eine friktionslose Verzahnung mit der Bankenfinanzierung notwendig wäre. Das Projekt der Kapitalmarktunion hat dieses Defizit zwar erkannt, gleichzeitig scheinen Lösungen aber nur sehr schwer zu finden zu sein. Solange dies aber der Fall ist, darf man keine überzogenen Erwartungen an die Effekte eine verstärkten Kapitalmarktfinanzierung haben. Konsolidierungsdruck in schwierigem Zinsumfeld Nicht nur die deutschen Banken kämpfen an mindestens zwei Fronten: Zum einen hat sich nach der Finanz- und späteren Euro-Krise der Regulierungsdruck spürbar erhöht. Einheitliche Aufsicht (Single Supervisory Mechanism, SSM) und europaweit identische Abwicklungsvorschriften (Single Resolution Mechanism, SRM) erfordern umfangreiche organisatorische Anpassungs- und Vorsorgemaßnahmen. Parallel haben die mit Basel III verbundenen Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften die ohnehin niedrige Profitabilität der Kreditinstitute zusätzlich beeinträchtigt. Mit der im Jahr 2012 begonnenen unkonventionellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sanken die Zinsen in allen Segmenten und Laufzeiten auf bis dato nicht möglich gehaltene Tiefststände, selbst am sehr langen Ende teilweise in negative Regionen. Die weit überwiegend auf das Retailgeschäft konzentrierten und vornehmlich regional operierenden Sparkassen und Kreditgenossenschaften mußten erhebliche Ertragseinbußen hinnehmen. Die Konditionsmargen im Kreditneugeschäft sind spürbar geringer geworden, das Passivgeschäft ist angesichts negativer Einlagenzinssätze bei der EZB und fehlender Wiederanlagealternativen teilweise defizitär. Corona beeinflusst das Kreditrating von Bankschuldnern Die gewerbliche Kreditkundschaft der deutschen Regionalbanken ist breitflächig von der Covid-19-Pandemie getroffen worden. Umsatzausfälle in besonders stark gebeutelten Branchen (Tourismus, Beherbergungsbetriebe, Einzelhandel o. ä.) von 50 Prozent und mehr belasten unmittelbar die Rückzahlungsfähigkeit der betroffenen Bankschuldner. Einschlägige rechtliche Vorschriften, z.B. § 18 KWG oder Art. 144 nebst Art. 170 CRR, zwingen die Gläubiger unmittelbar, den gestiegenen Risiken mit zusätzlicher Eigenkapitalhinterlegung Rechnung zu tragen. Dem Grunde nach ist dies zwar nachvollziehbar, es ist aber schon jetzt absehbar, dass wir, sobald sich die Effekte der krisenbedingten Bonitätsverschlechterungen in den Ratingsystemen der Banken niedergeschlagen haben, eine Zurückhaltung bei der Kreditvergabe erleben werden. Zwar wurden mögliche prozyklische Effekte des Basel-III-Regulierungsrahmens ausführlich diskutiert, die Probe aufs Exempel wird aber erst jetzt in der laufenden Krise stattfinden. Vieles deutet darauf hin, dass diese Effekte nicht wesentlich geringer geworden sind, wenngleich auch hier eine stärkere Verzahnung mit den Kapitalmärkten über Verbriefungsinstrumente helfen könnte. Prompte Reaktion auf die Corona- Krise Eine vollständige Überwindung der Corona- Krise liegt gegenwärtig noch in weiter Ferne. Die vergangenen Monate lassen aber gleichwohl erste Schlußfolgerungen zu. Zunächst kann festgestellt werden, dass die von politischer Seite – national wie EU-weit – ergriffenen Hilfsmaßnahmen überraschend umfangreich und schnell zur Verfügung standen. Freilich kann eine Schieflage zugunsten großer Unternehmen nicht ernsthaft geleugnet werden. So adressiert der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) den (unteren) Mittelstand ausdrücklich nicht, und auch die milliardenschweren Stützungen der Lufthansa AG oder der TUI AG helfen den mittelständischen Unternehmen allenfalls mittelbar. Daneben hat die KfW in Abstimmung mit der Bundesregierung ein umfangreiches Son- 08 // 2020 27

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