BERUF & KARRIERE rung, aus eigener Entschlusskraft, Anstrengung und Leistungsbereitschaft heraus stabil leistungsfähig zu sein. Zweitens die Unempfindlichkeit gegenüber Unsicherheit und „Gegenwinden" sachlicher wie zwischenmenschlicher Art. Sowie drittens enorme Ausdauer, Beharrlich- und Zielstrebigkeit. Für äußerst bemerkenswert an diesen Menschen hält Kirchler ihr mit der Aufgabenbewältigung und Zielverfolgung wachsendes Durchhaltevermögen, ihre zupackend-pragmatische sowie ihre nach außen abstrahlende, irritationsfeste Lebenseinstellung. Für den Psychologen ist das ein unschätzbares Plus im Hinblick auf die Selbstbehauptung im Beruf und Arbeitsleben. „Sie glauben an sich und ihre Tatkraft, weil sie aus Erfahrung begriffen und für sich bereits unter Beweis gestellt haben: Zukunftssicherheit muss immer wieder aufs Neue erarbeitet werden. Probleme, Schwierigkeiten und Rückschläge sind ein selbstverständlicher Teil des ganz normalen Erwerbslebens.“ In der Nähe positiv denkender Menschen wohlfühlen Aus der Bejahung des «alltäglich Normalen» speise sich die Kraft, sich diesem gleichermaßen unvoreingenommen wie besonnen zu stellen. Wohlgemerkt gehe es dabei nicht um Optimismus, sondern um die grundlegende Einstellung zu Leben. Das Morgen, sagt Kirchler, begriffen Menschen dieses Zuschnitts als nie endende Bewährungsaufgabe. Und die positive innere Einstellung dieser Menschen schlage sich in deren äußerer Anziehungskraft nieder: Sie wirkten belebend, ermutigend, und man fühlt sich in ihrer Nähe wohl. Kirchler ist die Abgrenzung zum puren Optimismus wichtig. Alle müssten sich heute in einer Welt behaupten, die alles Gewohnte infrage stelle und neu ausrichte – ohne, dass sich fassen lasse, wie tief diese Veränderungen in den einzelnen Berufsfeldern exakt aussehen werden. «Wir wissen, die Digitalisierung wird direkt oder indirekt überall hineinwirken und auf breiter Basis völlig neue berufliche Spielregeln und Spielfelder mit sich bringen», sagt Kirchler. Dieses Wissen zwinge zu der ganz persönlichen Auseinandersetzung mit Fragen wie „Worauf muss ich mich einrichten?“ oder „Was wäre alternativ zu meiner heutigen Tätigkeit für mich denkbar?“ Wenn das zentrale unternehmerische Thema unserer Zeit das betriebliche Veränderungsmanagement sei, verweise das gleichzeitig auf die Notwendigkeit, sich auch mit dem persönlichen Veränderungsmanagement zu befassen. Dabei gehe es aber erst in zweiter Linie um Chancen und Möglichkeiten, und zuerst um die Frage, „Wohin muss ich mich, könnte ich, möchte ich mich entwickeln?“ Dabei stehen die Überlegungen nach beruflichen Alternativen, eventuell auch nach der Selbstständigkeit, beispielsweise als Freelancer auf der Basis eines ganz speziellen Leistungsangebots, im Raum. Für Kirchler ist dabei die eigentliche Basis dieses Nachdenkens von ausschlaggebender Bedeutung. Anstelle einer Selbstblockade aus großer innerer Befangenheit heraus empfiehlt er, die bewiesene Leistungsfähigkeit als Grundstock zu nehmen. Der Gedankengang müsse lauten: „Ich habe mir und anderen bewiesen, ich kann was! Ich habe mich nie entmutigen lassen, mich nie um etwas herumgemogelt. Also ist diese Überzeugung meine Basis, von der aus ich mit Zuversicht in neue berufliche Abenteuer starten kann!‘ “ Vom Glück des Scheiterns Der Schweizer Executive Coach und Berater Riet Grass er- und durchlebte als erfolgreiche Führungskraft nach einem Eigentümerwechsel persönlich, worauf heute jeder gedanklich vorbereitet sein sollte. Die Verarbeitung der plötzlichen beruflichen Freistellung. Das machte ihm bewusst: Dieses vermeintliche Scheitern lässt sich zu einem ungeahnten Glück wenden, wenn die darin versteckte Chance erkannt wird, zu sich selbst und über diesen „Umweg“ zu einer ungeahnten Kraftquelle zu finden. Grass: „Wer scheitert, erhält vom Leben nur einen Hinweis darauf, dass er was ändern muss!“ Was Grass in eine erfüllende neue berufliche Aufgabe führte, legt er als Buchautor deshalb auch anderen ans Herz: „Nutzen Sie die ungewollte Befreiung von unmittelbaren beruflichen Pflichten und hören Sie tief in sich hinein: Gibt es da vielleicht leise Stimmen, die von einem unbewussten oder bewusst immer wieder unterdrückten Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung wispern?“ Wer die Botschaft dieser „Stimmen“ entschlüssele, könne dabei die Kraft entdecken, die es ermögliche, ein „am eigentlichen eigenen Wollen orientiertes neues berufliches Fundament zu legen“. Autor Hartmut Volk. Der Diplom-Betriebswirt bearbeitet seit 30 Jahren als freier Journalist an der Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft Themen aus dem Bereich der Unternehmensführung für Fachzeitschriften und Tageszeitungen im gesamten deutschsprachigen Raum. 80 07 // 2019
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