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diebank 07 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT Konzentrierte

MANAGEMENT Konzentrierte sich WeltSparen anfangs auf Sparer, die etwas mehr Rendite für Festund Termingelder suchten, kam mit dem Produkt WeltInvest im vergangenen Jahr ein global diversifiziertes Portfolio von ETF- und Index- Fonds hinzu. Um diesen für noch mehr Anleger attraktiv zu gestalten, führte WeltSparen in diesem Jahr einen Sparplan ein. Der Mindestbetrag für Einmalanlagen beträgt 500 €, Kunden können bereits ab 50 € monatlich im Sparplan langfristig Vermögen aufbauen. Das ETF-Portfolio will Georgadze noch weiterentwickeln, um damit Kunden zu adressieren, die ihr Portfolio häufiger anpassen wollen. Für WeltInvest kooperiert das Unternehmen mit den Branchengrößen Vanguard als Fondspartner und DAB BNP Paribas als depotführende Bank. Kein Monat ohne Milestone, so scheint es sich der umtriebige 41-Jährige vorgenommen zu haben. Nach der Rekordfinanzierung im Februar sorgte er im März schon wieder für Schlagzeilen. „FinTech kauft Bank“, was im umgekehrten Fall längst keine besondere News mehr wäre. In dieser Konstellation allerdings schon. Für einen nicht genannten Betrag übernahm Raisin die Frankfurter MHB-Bank. Die kleine Transaktionsbank mit 39 Mitarbeitern hatte bereits die Verrechnungskonten geführt, auf die Welt Sparen-Kunden ihre Anlagebeträge einzahlen. Durch den Kauf könne man den Anlegern jetzt Service aus einer Hand anbieten, sagt der Unternehmer. Außerdem könne Raisin von den regulatorischen Erfahrungen des mit einer Vollbanklizenz ausgestatteten Instituts profitieren und sich deshalb den aufwendigen Erwerb einer eigenen Banklizenz ersparen. Dank der üppigen Finanzierungsrunde dürften die Berliner erst einmal genug Kapital haben, um Ausbau der Produktpalette und Partnerschaften sowie die Internationalisierung zu finanzieren. Als Überlebensgarantie bewerten Experten bei FinTechs auch den Einstieg namhafter Investoren. Gelingt es nicht, Risikokapitalgeber vom Geschäftsmodell zu überzeugen, kann auch das ein Grund für das schnelle Aus sein. Laut einer Analyse von PwC haben seit 2017 allein 170 Finanz-Start-ups in Deutschland ihr Geschäft eingestellt, nur 11 Prozent hatten Risikokapitalgeber im Boot. Mit 70 kam die Mehrheit der Gescheiterten aus dem Bereich Finanzierung, darunter Fintura, Innolend und Trustbills. 53 FinTechs hatten ihr Glück mit PropTechs in der Immobilienbranche versucht. In Raisins Segment Geldanlage scheiterten nur 20 Firmen. In den Zahlen sind keine Firmen enthalten, die durch Fusionen und Übernahmen vom Markt verschwanden oder ihre Eigenständigkeit verloren haben. Hinzu kommen die „Zombie-FinTechs“, die es zwar noch gibt, die aber de facto nicht mehr aktiv sind. Im Schnitt würden die Fin- Techs knapp vier Jahre alt, so PwC. Auch diese Hürde hat WeltSparen bereits gemeistert. An Ideen, wie er das Portal noch größer machen kann, scheint es dem gebürtigen Georgier, der auch im FinTech-Rat sitzt, aktuell nicht zu mangeln. Viele Züge im Voraus zu planen, das hat ihn das Schachspiel gelehrt und hilft ihm jetzt, die Selbstständigkeit zu meistern. Und sollte er doch mal ein paar Minuten Zeit haben oder einfach nur entspannen wollen, dann kann er einer weiteren Leidenschaft frönen. Gleich neben dem Großraumbüro steht ein Kicker in der Küche. Autorin Eli Hamacher ist Diplom-Volkswirtin und arbeitet seit 30 Jahren als Wirtschaftsjournalistin. Die Freelancerin schreibt für „die bank“ vor allem über die Branche und Porträts über einzelne Unternehmen. Ein weiterer Fokus ihrer Arbeit sind Auslandsmärkte. 38 07 // 2019

MANAGEMENT INTERVIEW „Ich habe früh gelernt, in alle Richtungen Allianzen zu schließen“ Wer Tamaz Georgadzes Lebenslauf liest, staunt, rechnet und rechnet nochmal nach. „Das kann doch nicht sein“, ist die erste Reaktion. Ist aber so. Abitur mit 12, erster Studienabschluss mit 15 Jahren – natürlich mit Auszeichnung. Erste Promotion mit 18. Mit 19 zeichnet ihn der georgische Präsident als „Best Young Scientist 1998“ aus. Das Attribut Wunderkind hört der Geschäftsführende Gesellschafter der Raisin GmbH trotzdem ungern. Im Gespräch mit unserer Autorin gibt sich der heute 41-jährige Überflieger erstaunlich bodenständig. diebank: Mein Sohn hat gerade Abitur gemacht. In dem Alter steckten Sie in der ersten Promotion oder war es schon die zweite? Dr. Tamaz Georgadze: Mit 18 verteidigte ich gerade meine erste Promotion in Wirtschaftswissenschaften an der Staatsuniversität Tiflis und hatte mit der zweiten in Agrarökonomie an der Justus-Liebig-Universität Gießen begonnen. diebank: Schon in der Schule ließen Sie sich wenig Zeit, übersprangen mehrfach eine Klasse und machten mit 12 bereits in Georgien Abitur. So waren Sie immer bei Weitem der Jüngste und Kleinste. Wie haben Sie das erlebt? Ihre Klassenkameraden werden ja wahrscheinlich nicht nur ehrfürchtig gewesen sein... Georgadze: Vor allem die Halbperformer waren „not amused“, wenn ich als deutlich Jüngerer gute Arbeit abgeliefert habe. Und ich wurde natürlich auch gehänselt. Deshalb habe ich früh gelernt, in alle Richtungen Allianzen zu schließen, ohne einen böswilligen Plan damit zu verfolgen. diebank: Was genau haben Sie denn gemacht? Georgadze: Ich würde das mal kleine Bestechungsversuche nennen. Mein Onkel arbeitete zu der Zeit als Schachtrainer in Spanien und konnte mich mit Kaugummi und Süßigkeiten versorgen. Besonders stark war ich in Mathe und Physik. Da habe ich die Klassenkameraden abschreiben lassen oder auch schon mal Lösungen herumgereicht. diebank: Mit 16 bekamen Sie über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) ein Promotions-Stipendium an der Uni Gießen. Sahen die Statuten überhaupt Bewerber in Ihrem Alter vor? Georgadze: Das gab schon Probleme. Für die Bewerbung hätte man eigentlich geschäftsfähig sein müssen. Mein Vater musste deshalb mit mir nach Gießen kommen, um zum Beispiel ein Konto zu eröffnen und den Mietvertrag zu unterschreiben. Ich habe dann nebenbei zügig Deutsch gelernt und auch auf Deutsch promoviert, was eigentlich gar keine Voraussetzung war. diebank: Wie haben Sie die Anfangszeit in Deutschland, wo Sie das erste Mal waren und auch ohne Ihre Familie allein lebten, in Erinnerung? Georgadze: Nach außen haben die Deutschen ja das Image, genau, förmlich und technisch zu sein. Ich war positiv überrascht, wie herzlich und aufgeschlossen die Menschen waren. Im Studentenwohnheim habe ich starke Freundschaften geschlossen, zwei Freunde von damals arbeiten heute bei Raisin. diebank: Die Medien bezeichnen Sie gern als Wunderkind. Wie denken Sie über solch eine Bezeichnung? Georgadze: Mir ist es egal bis lästig. Ich bin ja kein Kind mehr, und Wunder gibt es auch nicht. In meiner Peer Group, den Vorständen der FinTechs, bin ich mittlerweile mit Anfang 40 sogar einer der Ältesten. diebank: Das Lernen fiel Ihnen nicht nur in der Schule leicht. Mit vier Jahren hat ihre Familie begonnen, Ihnen Schach beizubringen. Mit sechs haben Sie schon gegen Anatoli Karpow, den Schachweltmeister, der von Ihrem Onkel trainiert wurde, gespielt. Um die Figuren überhaupt sehen zu können, mussten Sie auf einem Kissen sitzen. Wer hat gewonnen? Georgadze: Es gab ein Remis. Aber man muss dazu sagen, dass Karpow Simultanschach gespielt hat, also 30 bis 40 Partien gleichzeitig. Das war damals sehr angesagt. Über meinen Onkel 07 // 2019 39

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