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diebank 07 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT Expansion in

MANAGEMENT Expansion in die USA Was in Deutschland und Europa funktioniert, wollen die Berliner künftig auch in den USA testen und damit dort als eines der ersten deutschen FinTechs Pionierarbeit leisten. 12,7 Bio. US-$ hätten die Amerikaner auf ihren Konten liegen. Geld, das sie theoretisch anlegen könnten, zumal die US-Notenbank Fed in den vergangenen Jahren die Leitzinsen mehrfach erhöht hat. Laut Raisin lagen die Ersparnisse eines US-Haushalts 2018 im Mittel bei 11.700 US-$ bei einer persönlichen Sparquote von 7,3 Prozent im ersten Quartal 2019 – in Deutschland betrug diese 2018 gut 10 Prozent. Ein Potenzial, das auch Raisins Hamburger Wettbewerber, die Sparplattform Deposit Solutions GmbH (Zinspilot, Savedo) lockt, die jüngst gleichfalls den Schritt in die USA angekündigt hat. Rückenstärkung für den sicher nicht ganz einfachen Sprung über den Atlantik erhofft sich Raisin von seinem US- Investor PayPal, aber auch vom „German Accelerator“, einem Programm des Bundeswirtschaftsministeriums, das seit 2012 jährlich deutsche Start-ups auswählt, um sie bei der Expansion im Land der großen High-Tech-Konzerne zu begleiten und zu unterstützen. Anders als beim Markteintritt in Großbritannien plant Georgadze dort aktuell aber keine Übernahme. Im Herbst 2017 hatte Raisin mit dem Finanztechnologie- Unternehmen PBF Solutions erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Konkurrenten gekauft. Vor der Akquisition habe PBF verschiedene einheimische Banken bei der Einwerbung von Kundeneinlagen technologisch unterstützt. Seit der Plattform-Migration und Raisins UK-Start habe man mehrere hundert Millionen Pfund an zehn Partnerbanken vermittelt. Dem Brexit blickt Georgadze derweil gelassen entgegen. Dank Raisin UK und eigener Lizenzen sei man auf den EU-Ausstieg vorbereitet: „Uns kann nichts passieren.“ Im vergangenen Jahr startete der Zinsbroker auch in den Niederlanden; mindestens zwei Länder sollen noch bis Ende 2019 folgen. Das Geld für die künftige Internationalisierung und weitere Übernahmen hat sich Georgadze im Februar und Juli 2019 gesichert. In einer der größten Finanzierungsrunden der deutschen FinTech-Szene konnte Raisin Anfang des Jahres 100 Mio. € einsammeln. Im Juli schließlich stieg Goldman Sachs mit weiteren 25 Mio. € ein. Deren Managing Director, Rana Yared, nennt als Gründe für den Einstieg: „Raisin hat einen einzigartigen Sparmarktplatz mit einem starken Geschäftsmodell, beeindruckendem Wachstum und loyaler Kundenbasis geschaffen.“ In bislang vier Runden kamen so insgesamt 195 Mio. € von einem recht bunten Gesellschafterkreis zusammen. Dazu gehören neben den drei Gründern und dem Bezahldienstleister PayPal auch Index Ventures, Ribbit, Thrive Capital sowie der US-Investor Lone Star, der in Deutschland sieche Player wie Corealcredit Bank und Düsselhyp (beide reichte er später an die Aareal Bank weiter) sowie die IKB gekauft 36 07 // 2019

MANAGEMENT WIE DER TYPISCHE SPARER AUSSIEHT Trotz immer stärkerer Internationalisierung ist Deutschland noch der größte Markt für Welt Sparen. Bei den 30- bis 50-jährigen Kunden seien 115 Nationalitäten vertreten, heißt es in einer im Mai 2019 vorgelegten Studie des Berliner FinTechs. Mit zunehmendem Alter nehme die Diversität jedoch ab: Die über 70-Jährigen kämen nur noch aus 55 verschiedenen Herkunftsländern. hatte. Neue Kunden will Raisin zudem mit weiteren Kooperationspartnern gewinnen sowie mit der Aufnahme neuer Partnerbanken für das Anlageportal. Wie viel frischen Wind Start-ups wie Raisin in die deutsche Bankenszene bringen, demonstriert das Beispiel Commerzbank. Mit ihr schlossen die Berliner Zinsbroker im April 2019 einen Kooperationsvertrag. „Firmenkunden der Commerzbank können seitdem erstmals bankenübergreifend in Termingeldern anlegen und sich Zinsen sichern, die deutlich über dem aktuellen Marktniveau in Deutschland liegen“, sagt der Geschäftsführer. Die Commerzbank bietet zum Beispiel Festgelder bei der Grenke Bank, der NIBC Bank und der GEFA Bank an und damit von Konkurrenten, die Refinanzierungsmittel suchen und deshalb statt eines Strafzinses oder eines Nullzinses zumindest eine leicht positive Verzinsung bieten. Die Angebote reichen von 5000 € bis 6 Mio. €. Die Termingelder der anlegenden Commerzbank-Firmenkunden verwaltet Weltsparen zentral bei den jeweiligen Partnerbanken. Dass eineinhalb Jahre von ersten Gesprächen bis zur Vertragsunterzeichnung mit der Commerzbank vergingen, zeigt allerdings auch, wie viel Geduld die Akquise namhafter Partner erfordert. Mit der Commerzbank ist die Zahl der Distributionspartner auf mehr als ein Dutzend gestiegen, darunter finden sich zum Beispiel N26, Telefónica Deutschland, Santander, Yolt von ING sowie auch eine erste Volksbank. Gleichzeitig versucht Georgadze immer mehr namhafte Partnerbanken für sein Portal zu gewinnen, um so die Anlagealternativen zu vergrößern. Mitte 2019 waren es 80 meist deutsche Banken, darunter z. B. traditionsreiche Anbieter wie die Bausparkasse der Signal Iduna aus Hamburg, Hanseatic Bank oder SolarisBank. Zwei von drei Welt Sparern sind laut Studie männlich. Das Unternehmen führt dies auf die immer noch ungleiche Lohnverteilung zurück. In Deutschland gebe es europaweit das dritthöchste Lohngefälle zwischen Männern und Frauen, belegt ein Bericht der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2018. Bei den Jüngeren, den unter 30-Jährigen, sei der Frauenanteil aber mit 40 Prozent schon deutlich höher. Beim Sparen haben die Älteren offenbar ein gutes Händchen. Fast 56 Prozent der Zinsen, die das Portal auszahlt, gehen an 50- bis 70-jährige Sparer in Deutschland. Neben Deutschland analysierte Welt Sparen auch das Sparverhalten in Spanien und Großbritannien, wo das Start-up die größten Plattformen im Ausland betreibt. In Großbritannien ist das Gros der Raisin-Kunden zwischen 50 und 70 Jahre alt, fast die Hälfte von ihnen sind Frauen. Wie in Deutschland und Spanien sind die jüngeren Kunden internationaler als die älteren. Bei den Spaniern repräsentieren die 30-bis 50-jährigen Sparer die größte Gruppe. Mit fast 50 Prozent aller Zinsausschüttungen nehmen sie auch den Löwenanteil der Profite mit nach Hause. Kein Aufstieg ohne Hürden Auf der Suche nach guten Konditionen setzte das Zinsbroker-Trio anfangs aufs falsche Pferd. Ausgerechnet in Bulgarien gewann man seinen ersten Partner. Doch im Rahmen der Finanzkrise geriet auch die dortige Fibank kräftig unter Druck. Eine Liquiditätsspritze habe die Lage entschärft, so der WeltSparen-Gründer. „Das Geld der Kunden war nicht gefährdet.“ Das Gründerteam kam mit dem Schrecken davon. Unruhig ging es weiter. Die zweite Partnerbank, Banco Esperito Santo, saß in Portugal – stand aber wie die Fibank unter keinem guten Stern. Geld habe auch dort niemand eingebüßt, unterstreicht der Chef. Alle über WeltSparen getätigten Spareinlagen seien gemäß der EU- Richtlinien zur Einlagensicherung durch die jeweiligen nationalen Einlagensicherungsfonds bis zu einem Beitrag von 100.000 € pro Bank und Kunde geschützt. 07 // 2019 37

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