Aufrufe
vor 4 Jahren

diebank 07 // 2019

  • Text
  • Banken
  • Mitarbeiter
  • Deutschen
  • Markt
  • Organisation
  • Zeit
  • Deutsche
  • Deutschland
  • Athen
  • Unternehmen
  • Diebank
die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT FINTECHS:

MANAGEMENT FINTECHS: RAISIN „Robin Hood der Sparer“ Mehr als 14 Mrd. € Spareinlagen von gut 185.000 Kunden hat die Berliner Raisin GmbH seit dem Start im Jahr 2013 vermittelt. Nach dem Einstieg namhafter Investoren, zuletzt Goldman Sachs mit 25 Mio. €, treibt der Online- Marktplatz die Internationalisierung voran, ebenso wie die Diversifizierung der Produktpalette und den Ausbau des Vertriebs über neue Partner wie die Commerzbank. Im Gespräch mit Geschäftsführer und Mitbegründer Tamaz Georgadze wird schnell klar, dass der ehrgeizige Entrepreneur auch mit seinem FinTech Karriere machen will – so wie zuvor schon in der Schule, an der Uni und bei McKinsey. Zum Interview bittet Tamaz Georgadze in den Raisin Room. Hier ist es deutlich ruhiger als im wuseligen Großraumbüro, in dem der Chef des Berliner FinTechs normalerweise mit seinen Kollegen sitzt. Der Raisin Room bietet aber nicht nur Ruhe, sondern auch die perfekte Kulisse für ein Gespräch mit einem erfolgsverwöhnten Gründer. Im schlichten Holzregal vor dunkelblauer Wand belegen zahlreiche Auszeichnungen, dass die Raisin GmbH, in Deutschland besser bekannt unter der Marke WeltSparen.de, seit dem Start vor sechs Jahren Erstaunliches geleistet hat. Viele Fächer sind allerdings auch noch frei. So, als wolle der heute 41-Jährige zeigen: Da geht noch was. Wie viel geht, hat schon der junge Tamaz bewiesen. Abitur mit 12, Abschluss des Wirtschaftsstudiums mit 15, erste Promotion mit 18, zweiter Doktortitel mit 23. Der georgische Präsident zeichnete das Multi-Talent 1998 als „Best Young Scientist“ aus. Für den Staatsmann hat der gebürtige Georgier schon mit 15 als Referent gearbeitet. Ebenso gern wie übers Geschäft spricht Georgadze über Privates. Über erste Bestechungsversuche, das Schachspiel und seine Heimat Georgien (siehe Interview). Der Raisin-Gründer gehört nicht zu den Chefs, denen man mühsam News entlocken müsste. Im Gegenteil. Kurzer Blick auf die Pressesprecherin: „Können wir doch schon sagen. Oder?“ – und zack, sprudelt er los. So, als wolle er gleich zu Beginn klarstellen, dass ihm und seinem Team aus mittlerweile mehr als 200 Mitarbeitern nach schlagzeilenträchtigen Finanzierungsrunden und dem Kauf einer Bank keinesfalls die Ideen ausgehen, wie man Raisin noch größer und stärker machen könne. Der passionierte Schachspieler liebt das Tempo. Dazu passt, dass er heute Blitzschach stundenlangen Partien vorzieht. Erst, wenn der Adrenalinspiegel hoch ist und er eine gewisse Nervosität verspürt, fühlt er sich wohl. Beides hatte Georgadze nach zehn Jahren als Berater und einer der jüngsten Partner bei McKinsey vermisst, und die Sicherheit des gut bezahlten Jobs deshalb gegen die Aufs und Abs als Existenzgründer getauscht. Vom schicken McKinsey-Büro zog der Sohn eines Ingenieurs und einer Lehrerin 2012 mit zwei Kollegen (Frank Freund und Michael Stephan) und einigen Laptops in den Keller von Stephans Großmutter in München. Hier reifte eine Geschäftsidee, mit der Raisin zu einem der bekanntesten deutschen FinTechs und zum selbsternannten „Robin Hood der Sparer“ aufstieg. „Wir wollten den unter historisch niedrigen Zinsen leidenden deutschen Sparern Zugang zu den einlagengesicherten Tages- und Festgeldangeboten der Europäischen Union verschaffen, die eine teils deutlich höhere Verzinsung anbieten“, beschreibt Georgadze das disruptive Geschäftsmodell des Zinsbrokers. 34 07 // 2019

MANAGEMENT Vom Sparvermögen der Haushalte liege immerhin die Hälfte unverzinst auf dem Gehaltskonto. Über die Plattform WeltSparen.de könnten die Kunden mit nur einer Online-Anmeldung alle Anlagen bei verschiedenen Banken abschließen und verwalten. Aktuell erhalten sie zum Beispiel bei der LHV Bank Estland 1,2 Prozent Zinsen für einjähriges Festgeld. Mit Konditionen wie diesen liegen die Berliner bei Branchentests regelmäßig vorn. Das Geschäftsmodell hat unterdessen nicht nur Deutsche überzeugt. Bis Mitte 2019 hätten mehr als 185.000 Kunden aus 31 europäischen Ländern Spareinlagen im Wert von 14 Mrd. € bei 80 Partnerbanken angelegt. Für sechs Länder gibt es Plattformen in der jeweiligen Landessprache, Kunden aus 25 weiteren Ländern können auf der englischsprachigen Seite Geld sparen. An jeder Anlage verdient Raisin über eine Provision mit. Die deutschen Kunden seien im Schnitt 55 Jahre alt und investierten über das Portal durchschnittlich 70.000 € (siehe auch Kasten). Insgesamt habe Raisin bis heute 90 Mio. € Zinsgewinn ausgeschüttet. Legt Georgadze all diese Zahlen noch bereitwillig offen, wird er bei der Frage nach Umsatz und Gewinn schmallippig, womit er sich in bester Gesellschaft mit fast allen FinTech-Chefs befindet. „Wir wollen 2020/21 auf die Nulllinie kommen, das ist aber nicht unser wichtigstes Ziel. Vorrang haben neue Märkte, Produkte und Partnerbanken ebenso wie Vertriebspartner.“ 07 // 2019 35

die bank