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diebank 07 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT INTERVIEW

MARKT INTERVIEW „Italiens Banken sind gut kapitalisiert“ Die Konsolidierungswelle unter Italiens Banken macht große Fortschritte, darf aber noch lange nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Unsere Autorin unterhielt sich darüber mit dem Generaldirektor des italienischen Bankenverbands ABI (Associazione Bancaria Italiana), Giovanni Sabatini. die bank: Herr Sabatini, wie steht es mit der Konsolidierung? Giovanni Sabatini: Die Konsolidierung im Bankwesen machte große Fortschritte. Über 300 genossenschaftlich organisierte Banken haben den Integrationsprozess in zwei große Bankgruppen abgeschlossen. Ich erwarte bis Jahresende, dass es in Italien nur mehr 113 Bankgruppen geben wird. Diese Anzahl könnte dann bis auf hundert oder knapp darunter sinken. Italien benötigt sowohl große, auf europäischer Skala operierende als auch im Territorium verwurzelte Banken. Lokale Banken werden weiterhin eine wichtige Rolle spielen, da 90 Prozent aller Industrieunternehmen eine kleine oder mittelständische Struktur aufweisen. Im Investment Banking sehe ich eine Konsolidierung auf europäischer Ebene als wahrscheinlich. die bank: Hat die Politik im letzten Jahr die Konsolidierung gebremst? Sabatini: In Italien schreitet die Konsolidierung, wie bereits erwähnt, schneller voran als in anderen europäischen Ländern. Doch es gibt viele Faktoren, die den Aggregations-Prozess beeinflussen. Wie etwa länderspezifische Unsicherheitsfaktoren: Ein geringes Wachstum, hohe Staatsverschuldung und fehlende Vervollständigung von Strukturreformen. Auch herrscht auf globaler Ebene große Unsicherheit: Brexit, der Handelskrieg. Der Bankensektor steht unter ständigem regulatorischen Druck und befindet sich in einer Phase der Neudefinition von Geschäftsmodellen, um den Herausforderungen der digitalen Revolution zu begegnen. die bank: Erwarten Sie auf internationaler Ebene künftig Cross-Border-Transaktionen, bei denen Italiens Banken eine Rolle spielen könnten? Sabatini: Es besteht ein klarer Bedarf an großen europäischen Bankengruppen, die in der Lage sind, sich auf den Weltmärkten zu behaupten. Solange es der Regulierungsrahmen nicht zulässt, dass Länder der Bankenunion eine einzige Gerichtsbarkeit haben, erwarte ich mir vorerst Fusionen auf nationaler Ebene. die bank: Auf welchem Stand befinden sich Italiens Banken heute? Sabatini: Italiens Banken haben in letzter Zeit ihre Vermögenssituation stabilisiert, das Volumen fauler Kredite deutlich reduziert und weisen derzeit eine harte Kernkapitalquote von durchschnittlich 13,2 Prozent auf. Seit 2014 hat sich der Zuwachs von Non Performing Loans (NPL) deutlich verlangsamt. Auch hat sich die Deckung von 45,4 Prozent der NPL (2014) auf 52,7 Prozent Ende 2018 verbessert und wird weiterhin zunehmen. die bank: Einigen Banken, wie Monte dei Paschi di Siena (MPS) und Carige geht 28 07 // 2019

MARKT es schlecht. Erwarten Sie, dass diese abgewickelt werden oder der Staat weiterhin interveniert? Sabatini: Die MPS kommt mit ihrem Sanierungsplan voran. Bezüglich Carige stehen derzeit mehrere Lösungsvorschläge zur Diskussion. Banken, auch die kleinsten, können wegen der dadurch bewirkten wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen kaum in Konkurs gehen wie etwa Industrieunternehmen. Doch potenzielle Investoren sind vorsichtig geworden. Grund dafür sind u. a. geopolitische Spannungen, die Wachstumsverlangsamung und die geringe Rentabilität der Banken. Der Staat hat bislang weniger Geld für die Rettung seiner Banken ausgegeben als andere EU-Staaten wie Deutschland, Großbritannien oder Spanien. die bank: Ist die mangelnde Kapitalisierung ein Problem? Sabatini: Nein. Italiens Banken sind gut kapitalisiert. Von 2015 bis 2018 sind etwa 12 Mrd. € privates Geld in den Bankensektor geflossen. Dieses Geld wurde für die Auflösung zahlungsunfähig gewordener Institute, für die Bildung des Bankenrettungsfonds und für die Entschädigung der Sparer ausgegeben. die bank: Was ist die größte Schwachstelle der italienischen Banken? Sabatini: Die geringe Rentabilität. Dies ist aber nicht nur ein Problem der italienischen, sondern aller europäischen Banken. die bank: Und der größte Vorteil? Sabatini: Das hohe private Sparvolumen der Italiener. die bank: Wirkt sich denn der hohe Spread, vor allem bei der anstehenden Refinanzierung von 250 Mrd. € Bonds bis Ende 2020, nicht negativ aus? Sabatini: Sollte der Spread konstant bei 300 Basispunkten bleiben, wird dadurch die Eigenkapitalausstattung der Banken verschlechtert. Ein Anstieg um 100 Punkte schlägt mit durchschnittlich etwa 35 Basispunkten zu Buche. Da die Rating-Agenturen einen höheren Spread negativ bewerten werden, sind damit höhere Funding-Kosten zu erwarten, die sich auf die Kreditvergabe auswirken werden. die bank: In welchem Bereich können Italiens Banken ihre Rentabilität verbessern? Sabatini: Bei Verbraucherkrediten, Vermögensverwaltung oder Zahlungsdiensten ist das Wachstumspotenzial angesichts des hohen Sparniveaus der italienischen Haushalte hoch. Neue Technologien fördern nicht nur die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen, sondern ermöglichen auch Kosteneinsparungen. die bank: Herr Sabatini, haben Sie vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Thesy Kness-Bastaroli. 07 // 2019 29

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