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diebank 06 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT Die zunächst

MANAGEMENT Die zunächst von Experten und vor allem von den Anbietern selbst prophezeite Robo-Revolution lässt indes noch auf sich warten. Quirion habe sich dennoch besser entwickelt als erwartet, sagt Schmidt. „Wir haben zuletzt auf Jahressicht die Assets under Management verdoppelt und die Zahl der Kunden verdreifacht.“ Das verwaltete Vermögen stieg 2019 gegenüber 2018 von 160 auf 375 Mio. €, die Zahl der Kunden von 5.400 auf 14.400. Zum Vergleich: Der aktuell erfolgreichste deutsche Robo Advisor, Scalable aus München, knackte im vergangenen Jahr die Marke von 2 Mrd. € und betreute mehr als 60.000 Portfolios. Wer sich 2019 bei quirion für ein Portfolio aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen entschied bekam im Schnitt (also abhängig vom Risikoprofil) nach Abzug der Kosten eine Rendite von 15,26 Prozent. Als Erfolgskriterien für das bislang gute Abschneiden seines Robos nennt Schmidt einen einfachen Kundenzugang, eine professionelle Umsetzung und günstige Konditionen. In einem noch 32 06 // 2020

MANAGEMENT vere Beziehungen aufbauen können.“ Nachholbedarf besteht in der Tat: Von 90 Beratern sind aktuell nur elf Frauen. Die Bank versucht u. a. mit zeitlich und räumlich flexiblen Angeboten, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Ob die Quirin Bank erreicht, was sich deren Chef erhofft, bleibt abzuwarten. Beim Interviewtermin Mitte Februar stand bereits fest, dass die Bank 2019 mit einem der erfolgjungen Markt schafften zudem Siegel, Testergebnisse und Auszeichnungen Vertrauen. Im Schnitt beträgt die Anlagesumme 25.000 €. Die Anleger sind überwiegend Akademiker (60 Prozent), männlich (80 Prozent) und durchschnittlich 49 Jahre alt. Setzte quirion zunächst ausschließlich auf den digitalen Vertrieb und die telefonische Kundenbetreuung, kam Anfang Dezember 2019 die persönliche Beratung als dritter Vertriebsweg hinzu. „Für mich geht der Trend ganz klar zur hybriden Beratung“, unterstreicht Schmidt, der die meisten Angebote der Branche jedoch als Feigenblattlösungen sieht. „Chat- oder E-Mail-Funktionen können einen Menschen aus Fleisch und Blut nicht ersetzen.“ Bei Bedarf können quirion-Anleger, die sich für ein sogenanntes Premium-Paket entscheiden, mit einem Berater der Quirin Privatbank in einer der 13 deutschlandweiten Niederlassungen Kontakt aufnehmen und sich beim Vermögensaufbau beraten lassen. Mit diesem Angebot zielt Schmidt auf Anleger, die aufgrund von Niedrig- und Negativzinsen ihr Sparverhalten verändern wollen, aber keine großen Erfahrungen am Finanzmarkt haben. Bei der Basisvariante „Regular“ (ohne Beratung, Mindestanlage 1.000 €, global diversifiziertes Portfolio) verlangt quirion für die Wertpapierdienstleistungen 0,48 Prozent plus 0,21 Prozent jährlich für Verwaltungskosten der jeweiligen ETF-Anbieter. In der Variante „Premium“ (Mindestanlage 20.000 €) sind die Gebühren fast doppelt so hoch. Durch das neue Beratungsangebot sollen die Privatbank und der digitale Ableger näher zusammenrücken. Ein Effekt, der in beide Richtungen zielt. Beim Besuch eines Privatbank-Kunden könne sich natürlich auch ergeben, dass die digitale Geldanlage für diesen viel besser geeignet sei. „Noch keine andere Bank hat es geschafft, ihre digitale Geldanlage in den Vertrieb zu integrieren“, ist Schmidt überzeugt. Für das laufende Jahr hat sich das Unternehmen ehrgeizige Ziele gesetzt. Bei quirion soll sich die Zahl der Anleger verdoppeln, bei der Privatbank (zuletzt 9.800 Kunden mit ei- Nach vielen Wechseln nun Quirin Privatbank AG nem durchschnittlichen Vermögen von 400.000 €) soll die Zahl wie in den Vorjahren um fünf bis zehn Prozent steigen. Ein besonderes Augenmerk richtet Schmidt deshalb auf den Vertrieb. Neue Niederlassungen sind vorerst nicht geplant. Ausbauen will die Bank jedoch die bestehenden Standorte und sucht gezielt auch weibliche Verstärkung. „Wir sind überzeugt, dass Frauen die besseren Berater sind, weil sie intensi- Die heutige Quirin Privatbank AG wurde 1998 von der Berliner Effektengesellschaft AG als Berliner Effektenbank (Vollbank) gegründet. Die Berliner Effektengesellschaft wiederum war 1986 von dem Börsenmakler und heutigen Aufsichtsratschef der Quirin Privatbank AG, Holger Timm, gegründet worden. Die Berliner Effektenbank ist eine Finanzholding, unter deren Dach Finanzdienstleister agieren, heute u. a. die Wertpapierhandelsbank Tradegate AG. Im Jahr 2000 stieg die Nürnberger Consors Discount Broker AG mit 85 Prozent bei der Berliner Effektenbank ein und benannte das Institut in Consors Capital Bank um. Nach dem Untergang der Schmidt- Bank, die als Hauptaktionär 65 Prozent am Online-Broker Consors gehalten hatte, und der Übernahme durch eine Auffanggesellschaft der Großbanken, wurde die Consors Discount Broker AG und mit ihr die Consors Capital Bank im April 2002 an die französische Großbank BNP verkauft. Schon im Jahr darauf kauften die Berliner Effektengesellschaft und mit ihr ein Vorstand der Consors Capital Bank die Bank zurück. Nachdem die Setis Bank, die als Transaktionsbank Outsourcing-Dienste leistete, 2005 in die Consors Capital Bank integriert worden war, benannte sich das Institut in CCB Bank AG um. Kurz darauf wurde Karl Matthäus Schmidt zum Sprecher des Vorstands berufen. „Irgendwann hatte ich keine Bank mehr, aber eine Idee, wie man ein Bankkonzept entwickeln kann. Es gab Bankeigentümer, die hatten eine Bank, aber kein Konzept, wie man sie entwickeln kann. Das hat gut zusammengepasst“, erinnert sich Schmidt. Er lenkte schließlich den Verschmelzungsprozess der beiden Institute und entwickelte Konzepte für das Privatkundengeschäft. Von Mai 2006 bis 2017 firmierte das Berliner Kreditinstitut schließlich als Quirin Bank AG und gilt als Deutschlands erste Honorarberatungsbank. 2017 wechselte die Bank erneut ihren Namen, um ihren Anspruch als Vermögensverwalter zu unterstreichen, und ist seitdem als Quirin Privatbank AG eingetragen. An ihr hält die einstige Gründerin, die Berliner Effektengesellschaft AG, heute 25,3 Prozent, die Riedel Holding 14,9 Prozent, sowie die Vorstände Karl Matthäus Schmidt und Johannes Eismann 19 Prozent. 40,8 Prozent der Anteile befinden sich in Streubesitz. Neben der Quirin Privatbank AG gibt es nach wie vor die Consorsbank. Sie ist die deutsche Direktbankmarke der französischen BNP. Nachdem die BNP 2002 die Consors Discount Broker AG und mit ihr die Consors Capital Bank übernommen hatte, legte sie die Geschäfte der eigenen Direktbanktochter Cortal mit Consors zusammen, firmierte zunächst als Cortal Consors und seit Ende 2014 als Consorsbank, während die Consors Capital Bank auf Umwegen wieder bei Karl Matthäus Schmidt landete. 06 // 2020 33

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