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diebank 06 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT Schnitt auf

MARKT Schnitt auf CET1-Ratios zwischen 16 und 20 Prozent kommen. Relativ kapitalstark sind auch die britischen Banken mit Quoten von 16 bis 20,5 Prozent. Auch die Commerzbank und Deutsche Bank sind mit 13,5 bzw. 14 Prozent inzwischen gut kapitalisiert, um exogene Schocks absorbieren zu können. Neben den unzureichenden Kapitalquoten hat die Finanzkrise auch die Bedeutung von Liquiditätsrisiken bei Banken verdeutlicht. Im Nachgang zur Krise wurden deshalb vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht neue internationale Standards zur Liquiditätshaltung von Banken entwickelt. Das Kernstück der quantitativen Regeln sind die beiden Messgrößen Liquidity Coverage Ratio (LCR) und Net Stable Funding Ratio (NSFR). Während die LCR die kurzfristige Widerstandsfähigkeit von Banken gegen Liquiditätskrisen fördern soll, zielt die NSFR auf die längerfristige Finanzierungsstruktur einer Bank ab. So haben nach einer Analyse von S&P alle großen europäischen Institute zu Beginn der Pandemie solide, wenn nicht gar ausgezeichnete LCRs. Per Jahresende 2019 lag die durchschnittliche Liquidity Coverage Ratio bei europäischen Banken zwischen 150 und 200 Prozent. Italien als Epizentrum des europäischen Bankenbebens Laut der Banking-Industry-Country-Risk-Assessment (BICRA)-Methode von S&P, einer Makro-Analyse aus Wirtschafts- und Industrie-Risiken, wird sich der negative Trend in vielen europäischen Ländern im Zuge der Corona-Pandemie weiter verstärken. Während dieser Score für Italien das größte Risiko anzeigt, bestünden auch in Portugal, Ungarn und Kroatien vergleichbare Risken. Spürbar verschlechtern wird sich der BICRA-Score auch in Großbritannien, Spanien und Polen. Im deutschen Bankensektor sind die ökonomischen und industriellen Risiken hingegen am geringsten. Als Folge dessen wird sich laut S&P auch die Eigenkapitalrentabilität (RoE) der europäischen Banken im laufenden Jahr verschlechtern. Während der Median RoE sich im Jahr 2019 noch auf 6,7 Prozent belaufen hat, werde der RoE im Jahr 2020 auf 2,6 Prozent zurückgehen und sich im Jahr darauf wieder auf 5,0 Prozent erhöhen. Auch bei den amerikanischen Großbanken Bank of America, Citigroup und JP Morgan haben sich die Eigenkapitalrenditen als Folge der hohen zweistelligen Gewinneinbrüche im ersten Quartal im Schnitt halbiert. Banken müssen Dividendenzahlung einschränken Auf Druck diverser Aufsichtsbehörden werden viele Institute die ausstehenden Divi- 12 06 // 2020

MARKT dendenzahlungen an Aktionäre entweder kürzen oder ganz aussetzen. In diesem Zusammenhang bemängeln die Analysten der LBBW, dass die Aufseher nicht unterschieden hätten, wie stark die Eigenkapitalausstattung des Einzelnen und wie hoch der Puffer zur individuellen SREP-Quote ist, und auch nicht danach, ob durch die (quasi erzwungene) Thesaurierung die Eigenkapitalquote signifikant oder minimal steigt. Da zudem die Liquidität derzeit reichlich vorhanden und die Geldbeschaffung über die EZB unverändert günstig sei, dürfte ein Cash-Abfluss durch die Dividendenzahlung daher für die Institute in aller Regel keine Probleme bereiten. Als Reaktion auf eine Forderung der britischen Prudential Regulation Authority haben die sechs britischen Großbanken HSBC, Barclays, RBS, Santander UK, Lloyds und Standard Chartered in einer konzertierten Aktion erklärt, ihre für das Geschäftsjahr 2019 noch ausstehenden Dividendenzahlungen auszusetzen sowie für 2020 keine Dividenden zu bezahlen und auch keine Aktienrückkäufe zu tätigen. Auch die BaFin hat den deutschen Banken empfohlen, vorerst keine Dividenden mehr auszuschütten. FAZIT Die Bankbilanzen sind heute robuster als zu Zeiten der globalen Finanzkrise. Viel wichtiger ist, dass die politischen Entscheidungsträger und internationalen Notenbanken weitreichende Hilfsmaßnahmen beschlossen haben, um zu verhindern, dass ein Kreditstopp den Pandemieschock noch verstärkt und eine weitere Finanzkrise auslöst. Gleichwohl dürften Europas Institute ihre Kreditrisikovorsorge in den folgenden Quartalen weiter erhöhen, worauf auch die erhöhten Rückstellungen für Problemkredite im ersten Quartal hindeuten Autor Karl-Heinz Goedeckemeyer ist Wirtschaftspublizist und Finanzanalyst in Frankfurt am Main. 06 // 2020 13

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