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diebank 05 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT FILIALGESTALTUNG

MARKT FILIALGESTALTUNG IN ZEITEN DER DIGITALISIERUNG Den Menschen nicht aus den Augen verlieren Das Filialnetz der Banken schrumpft kontinuierlich. Ein Grund dafür ist die Digitalisierung. Studien belegen jedoch, dass es nicht zielführend ist, Filialen nur aus Kostengründen flächendeckend zu schließen. Denn vielen Kunden ist die persönliche Beratung vor Ort nach wie vor wichtig, insbesondere wenn es um komplexe oder emotional bedeutsame finanzielle Entscheidungen geht. Die Herausforderung der Institute besteht darin, die Digitalisierung voranzutreiben, ohne dabei den Menschen zu vernachlässigen. 8 05 // 2020

MARKT 1 | Aufteilung der Zweigstellen nach Institutsgruppen per 31. Dezember 2018 insgesamt 27.887 Stellen Bausparkassen: 1.357 Sonstige Bankengruppen: 73 Kreditbanken: 7.770 Sparkassen und Landesbanken: 9.732 Kreditgenossenschaftlicher Sektor: 8.955 Quelle: Deutsche Bundesbank. In den vergangenen Jahren sank die Anzahl der Bankfilialen beständig. Dieser Trend setzte sich auch im Jahr 2018 fort. Ende 2018 gab es in Deutschland nur noch 27.887 Bankfilialen, im Jahr 1998, also zwanzig Jahre zuvor, wurden dagegen noch 59.929 Geschäftsstellen von den Banken unterhalten. Insgesamt verringerte sich die Zahl der inländischen Zweigstellen im Jahr 2018 um 2.239 oder 7,4 Prozent. Dieser Wert lag deutlich über dem Wert des Vorjahrs, als rund 1.900 Zweigstellen wegfielen. Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind die Sparkassen und Landesbanken sowie die Genossenschaftsbanken, die über das dichteste Filialnetz verfügen. Innerhalb des Jahres 2018 schlossen die Sparkassen und Landesbanken 442 Filialen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Rückgang von 7 Prozent. Die Genossenschaftsbanken verringerten ihr Filialnetz 2018 um 500 Stellen oder 5,3 Prozent, sodass nur noch 8.955 Filialen übriggeblieben sind. Aber auch die Kreditbanken schränkten ihren Betrieb um 1.272 Bankfilialen auf 7.770 Zweigstellen im Jahr 2018 erneut ein. Das entspricht einem Minus gegenüber dem Vorjahr von 14,1 Prozent. Darunter befanden sich 6.298 Zweigstellen der Großbanken, die in 2018 ein Minus von 522 Bankstellen verbuchten. ÿ 1 Kunden werden immer digitaler Neben der Niedrigzinsphase sorgt insbesondere die Digitalisierung für eine Ausdünnung des Filialnetzes. Laut dem Global Retail Banking Report der Boston Consulting Group (BCG) nutzen nur noch 13 Prozent der Deutschen ausschließlich die Bankfiliale für ihre Finanzangelegenheiten. 29 Prozent machen sowohl von der Filiale vor Ort als auch von dem Angebot digitaler Lösungen Gebrauch. Der Rest, also 58 Prozent der Bundesbürger, ist hingegen nur noch digital unterwegs. Diese Zahlen zeigen, dass die Möglichkeit, Bankgeschäfte schnell sowie zeit- und ortsunabhängig abwickeln zu können, auf den Zuspruch vieler Bankkunden stößt. Auch in anderen Ländern ist dieser Trend sichtbar. In den Niederlanden setzen immerhin 77 Prozent der Bankkunden ausschließlich auf die Online Nutzung, in Belgien sind es 63 Prozent. Rentabilität des Filialgeschäfts sinkt Wenn Kunden jedoch nur noch selten die Filiale besuchen, sinkt die Rentabilität des Filialgeschäfts. Ursächlich hierfür sind die hohen Fixkosten, die durch die Unterhaltung der Filialen entstehen. So müssen etwa Räume − oft in zentralen und teuren Citylagen − angemietet werden. Auch muss die Filiale mit Personal ausgestattet werden, und es müssen Geld- automaten und Kontoauszugsdrucker vorgehalten werden. All diese Maßnahmen sorgen für hohe Ausgaben und drücken auf den Gewinn. Hinzu kommen die Intensivierung des Wettbewerbs durch neue Anbieter wie FinTechs sowie die abnehmende Kundenloyalität und die steigende Preissensibilität der Kunden. Auch diese Tendenzen beeinflussen die Profitabilität der Kreditinstitute nachhaltig. Niedrige Einnahmen Des Weiteren sorgt die anhaltende Niedrigzinsphase für niedrige Einnahmen im Kreditgeschäft, das aktuell noch als Ankerprodukt des Bankgeschäfts gilt. Nach Ansicht vieler Finanzmarktexperten werden sich die Filialschließungen im deutschen Bankensektor auch in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Die auf Finanzdienstleister spezialisierte Beratung Investors Marketing rechnet beispielsweise bis 2025 mit einem Rückgang der Bankfilialen auf 20.000 Zweigstellen. Das sind etwa 28 Prozent weniger als im Jahr 2018, als die 1.783 rechtlich selbstständigen Kreditinstitute noch 27.887 Zweigstellen im Inland unterhielten. Auch die Unternehmensberatung Oliver Wyman geht von einem weiteren Filialsterben aus: Die Experten erwarten, dass 13.000 Filialen der deutschen Banken und Sparkassen bis 2030 schließen werden. 05 // 2020 9

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