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diebank 05 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE SUBTIL

BERUF & KARRIERE SUBTIL DISRUPTIVES DENKEN Auf das betriebliche Mindset kommt es an Digitalisierung und Künstliche Intelligenz setzen hinter die organisatorischen Gewohn- und Gepflogenheiten in Struktur und Ablauf ein Fragezeichen. Neue Hierarchien zusammen mit neuen Arbeitsund Zusammenarbeitsformen müssen erprobt werden. In dieser Umbruchsituation sollte der mentalen Fitness der Unternehmen ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

BERUF & KARRIERE So zwingend notwendig die organisatorischen Anstrengungen der Unternehmen zur Anpassung an die technologische Entwicklung auch sind, so darf darüber doch nicht vergessen werden, dass sich die notwendige betriebliche Anpassungsfähigkeit in grundlegender Hinsicht aus der mentalen Fitness des Unternehmens heraus entwickelt. „Mehr als je zuvor steht und fällt die betriebliche Zukunftsfähigkeit mit dem betrieblichen Mindset, mit der betrieblichen Geistesverfassung. Sie bestimmt über Gelingen oder Misslingen der betrieblichen Auseinandersetzung mit der sich technologisch wie wettbewerbsbezogen global rasant verändernden Wirtschaftsumwelt und daraus folgend die Zukunftschancen des Unternehmens“, betont etwa der Unternehmensberater Thomas Weegen. Unter Sportlern unstrittig ist die Tatsache: Gewonnen wird im Kopf, verloren auch! Nicht die Gestaltung der Wettkampfstätte, nicht deren Finessen entscheiden über Siegen oder Verlieren, sondern die innere Einstellung der Sportler. Deren Fähigkeit, sich losgelöst, sich unbeeinträchtigt von den äußeren Umständen mental auf das hier und jetzt Geforderte einstellen zu können, ist spielentscheidend. Für die Unternehmensführung ergeben sich aus dieser Erkenntnis die folgenden fünf Handlungsempfehlungen. Der Gemütszustand Was jeder von sich selber kennt, hemmt oder befördert auch die Leistungswilligkeit und Leistungskraft des Unternehmens. Das Mindset, die betriebliche Geistesverfassung, richtet das Unternehmen aus: Traut es sich etwas zu? Sind sich alle bewusst, was die betriebliche Zukunft verlangt und was folglich von allen verlangt werden muss? Sind alle bereit, sich dem an ihrem Platz zu stellen und das Neue ohne zu zögern mitzugestalten? Betriebliche Zukunftsfähigkeit und Stabilität kann sich nur aus der konsequenten Handlungsorientierung einer solchen Geistesverfassung heraus entwickeln. Sie reduziert sich in dem Maß, in dem die Lageorientierung den Geist des Hauses dominiert, die befangene, alles lähmende fortgesetzte Erörterung aller Wenns und Abers. Damit manövriert sich das Unternehmen in eine hin- und herschwankende, unentschlossene Zögerlichkeit. Es kommt darauf an, dieses negative betriebliche Mindset auszuschließen. Handlungsorientierung bedeutet, zu wägen und dann zu wagen, die gegenwärtigen und zu erwartenden Gegebenheiten zu sondieren, und sich mit Korrekturbereitschaft unter der Maßgabe von Versuch und Irrtum vorwärts zu bewegen. Dafür – und für eine diesen Geist fördernde Unternehmenskultur – zu sorgen, ist die Führungsaufgabe der Stunde. Gute Führung macht mental fit Führung ist der mental weichenstellende „Agitator“ für alles, was im Unternehmen abläuft und wie dies geschieht. Führung webt die Atmosphäre, in der sich betriebliche mentale Fitness aufbauen und daraus die generelle betriebliche Handlungsorientierung entwickeln und ausleben kann. Führung beschwört die Kräfte herauf, die das Unternehmen beflügeln und stark machen – oder entmutigen und schwächen. Führung braucht Regeln, ist aber kein in Regeln einzufangendes Tun. Sie soll mental fit machen, sie soll sie energetisieren. Das Grundverständnis auf betriebliche mentale Stärke zielender Führung heißt: Kooperation mit fühlenden, denkenden, oft genug auch eigenwilligen und eigensinnigen Menschen; Arbeit an einer die gemeinsame Existenz sichernden Aufgabe; Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten, die aus ihrem eigenen Aktionsfeld in und auf den Betrieb schauen und an ihm Anteil nehmen. Führungskräfte, die aus diesem Führungsverständnis heraus führen, spielen keine Rolle, sondern arbeiten als Mensch mit Menschen. Geht ihnen diese Integrationsfähigkeit nach innen ab, dann sind sie ein gravierender Störfaktor im Bemühen um die betriebliche mentale Fitness. Leistung ist unverzichtbar Das sichtbarste, was Mitarbeiter dem Unternehmen geben, ist ihre Leistung – was sie an Leistung vorenthalten, ist das Unsichtbarste. In gedanklicher Engführung wird „Leistung“ irrtümlich als vorzeigbare, abgelieferte Arbeit definiert. Das mag einmal funktioniert haben, der Schritt in die transformierende Digitalisierung der Prozesse ist damit nicht zu gestalten. Dieser fordert ein erweitertes Verständnis von Leistung: beobachtendes und kommunizierendes Mitdenken und Mithandeln. Für das inspirierend-antreibende betriebliche Mindset ist das unverzichtbar. Verweigert die Belegschaft dem Unternehmen den Zugriff auf ihre Beobachtungen und Erfahrungen, auf all das, was sie im Arbeitsalltag, in der betrieblichen Organisation, im Kontakt mit Kunden und Lieferanten macht sowie die Schlüsse, die die einzelenen Hirne daraus ziehen, fehlt der betrieblichen Steuerung ein wesentlicher Impuls. Die kommunizierte Erlebnisvielfalt im Arbeitsvollzug ist ein wesentlicher Teil des betrieblichen Umfeldradars. Er liefert dem Unternehmen bedeutsames, schnell verwertbares Wissen mit hohem Orientierungspotenzial, von dem die Mutmaßungen über das zukünftig Notwendige enorm profitieren können. Wache Geister im Unternehmen zu versammeln, ihnen Stimme zuzugestehen und ihnen Gehör zu geben, ist Schlüsselarbeit an der betrieblichen Fitness. Widerstände gewinnbringend nutzen Unvermutete Konfrontation mit Unerfreulichem wie Unerwartetem „würzen“ den betrieblichen Alltag. Sie hohnlachen allen betriebsüblichen Lösungsmodellen; kommen sie ganz gemein daher, garnieren sie sich auch noch mit Zeitdruck. Dann schlägt die Stunde der Findigen und Pfiffigen, der Um-die-Ecke- Denker, der nicht so schnell aus der Ruhe zu bringenden Typen, kurz: der Belegschaftsmitglieder, die an der Stelle zur Hochform auflaufen, wo andere nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Glücklich das Unternehmen, das solch irritationsfeste Geister in seinen Reihen weiß, die mit ihrer Unerschütterlichkeit und ihrem situativen Gespür einen ganzen Betrieb aus dem Flaschenhals einer misslichen Situation befreien und für das große Aufatmen sorgen können. Und glück- 05 // 2020 69

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