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diebank 05 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG Robuste

DIGITALISIERUNG Robuste Geschäftsmodelle durch Kooperation Fest steht: FinTechs innovieren in unterschiedlichen Geschäftsfeldern, die bislang von Banken und anderen klassischen Finanzdienstleistern besetzt waren. Die Start-ups agieren zudem stets daten- und plattformorientiert, digital und kundenzentriert. Aber welche Geschäftsmodelle setzen sich tatsächlich durch? „Business-to-Consumer-Modelle können sich aufgrund der hohen Kundengewinnungskosten kaum durchsetzen und den Break-Even erreichen. Falls es aber gelingt, sind das sehr attraktive Geschäftsmodelle, da sie mit den gewonnenen Daten entsprechende Angebote gestalten und auch direkt den Kunden ansprechen können“, erklärt FinTech-Experte Harald Patt. Bei Business-to-Business Modellen bestehe dagegen die Gefahr, dass ein großer Anbieter, der die Kundenbeziehung innehat, Start-ups zu früh lähme. Dr. Philipp Baecker, Experte für Digital Financial Services und Advanced Analytics bei der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company sieht das ähnlich. Er sagt: „Ein eigenständiges Ökosystem für FinTechs, das dem Prinzip ’offene Innovation‘ folgt, ermöglicht flexiblere, situative und kontextbezogene Zusammenarbeit.“ Die vollständige Integration eines FinTechs durch einen etablierten Finanzdienstleister könne diese Flexibilität und den innovativen Unternehmergeist dagegen einschränken, warnt der Strategieberater. Für Harald Patt ist infolgedessen eine Kooperation auf Augenhöhe der richtige Weg. „Business-to-Business-to-Consumer (B2B2C)-Modelle als Kombination vereinen das Beste aus zwei Welten sowohl für FinTechs als auch für Banken.“ Man profitiere gemeinsam von den niedrigen Kundengewinnungskosten, und Fin- Techs seien besser und schneller in der Lage, dem Endkunden Angebote und Analysen auf Basis gewonnener Daten zur Verfügung zu stellen. Der Blick hinter die Kulissen Der operative und technologische Input der FinTechs zur Interaktion an den jeweiligen Schnittstellen der Wertschöpfung von Finanzprodukten und -dienstleistungen scheint deshalb im Rahmen einer Open-Banking- Plattformstrategie wesentlich zu sein. „Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wo Banken durch FinTech-Produkte oder Dienstleistungen profitieren können. Im Kunden-Frontend sind es zum Beispiel Kontoaggregationsdienste mit Planungs- und Investitionsassistenten wie von Finanzguru“, erklärt der CEO vom Fosun Europe Innovation Hub und bringt weiterhin Licht ins Dunkel: „Im Middleoffice sind es Video-Legitimationsysteme wie ID-Now, und im Backoffice können es Firmen wie NDGIT sein, die das API Management für Banken und Versicherungen anbieten und dieses auch Compliance-konform sicherstellen.“ Die Erwartungshaltung im Bereich Kundenansprache und Prozessoptimierung schätzt dagegen Stefan Bachmann, Chief Digital Officer der JDC Group AG, sowohl im Privat- als auch im Firmenkundensegment ähnlich ein. Dennoch stellt er für das Firmenkundengeschäft fest: „Trotzdem weiß man, dass die Faktoren Beratung, Vertrauen und Betreuung hier noch intensiver ausgeprägt sind. Umso besser also, wenn man dem Unternehmer auch datenbasierte Transparenz liefern kann. Diese wird er sicher für den Geschäftsbetrieb noch mehr einfordern als ein Privatkunde, vor allem, wenn es um andere Summen und Abschlüsse von langer Dauer geht.“ Hotspots in Deutschland Wie alle Start-ups siedeln sich auch FinTechs dort an, wo Kapital, Internationalität, Forschungseinrichtungen, spezifisches Know-how, Breitband- Internetzugang und eine gute Verkehrsinfrastruktur zu einer Vielzahl an Transaktionsmöglichkeiten, Wissensdiffusion und Reziprozität führen. Dabei gilt stets: Je mehr Menschen vor Ort, umso höher die wirtschaftliche Dynamik eines Wirtschaftsstandorts. Das alles spricht zunächst für große Metropolregionen, wie auch aktuelle Studien zu den FinTech-Hotspots in Deutschland und dem Rest der Welt eindrucksvoll belegen. Eine gute Gesamtübersicht hierzu liefert die FinTech-Studie von comdirect und Barkow Consulting. Das dort dargestellte FinTech-Hub-Ranking 2019 wurde anhand der Anzahl der Start-ups und Neugründungen, dem Volumen von Venture-Capital- Investitionen sowie der Anzahl an Finanzierungsrunden realisiert und veröffentlicht. Der Tabellenführer unter den deutschen Top 4-Standorten ist demnach Berlin mit 295 FinTechs und einem Zufluss an Risikokapital von rund 1,77 Mrd. €. Weit abgeschlagen folgen München mit 105 FinTechs und einem eingesammelten Risikokapital von 230 Mio. €, Frankfurt am Main mit 106 FinTechs (Risikokapital: 40 Mio. €) sowie Hamburg mit 83 FinTechs und 189 Mio. € an Wagniskapital. Dass Berlin offensichtlich das Eldorado für die Gründer ist, bestätigt auch Boris Strucken. „Berlin ist sicherlich die hippe Gründer-Szene mit dem spannenden Ruf für die jungen IT-Experten, München ist weiterhin das Silicon Valley von Deutschland mit den Hauptzentralen von Google, Amazon, Siemens, IBM und Microsoft – außerdem Finanzplatz Nummer 2 für Banken und Nummer 1 für die Versicherungen.“ Frankfurt sei über die Bankendichte mit FinTechs eng vor Ort verknüpft, dicht gefolgt von Hamburg mit starker kreativer Klientel. „Somit sind alle vier Orte relevant für den Finanzplatz Deutschland. Eine Diversifikation, die aufgrund der verschiedenen Stärken attraktiv ist“, findet Strucken. Weitere FinTech-Standorte sind Köln auf Platz 5 (35 FinTechs) mit immerhin 42 Mio. € an Risikokapital sowie Stuttgart (22 FinTechs, 4 Mio. €) und Düsseldorf (20 FinTechs, 3 Mio. €), beide auf Platz 6. Auf den weiteren Plätzen folgen Leipzig mit sieben FinTechs, Dresden (6) sowie Dortmund (6), Essen (6) und Bremen (5). Allerdings war für die letzten fünf Standorte Wagniskapital eher Mangelware. 42 05 // 2020

1 1 1 DIGITALISIERUNG 1 | comdirect FinTech-Hub-Ranking 2019 Start-ups – Anzahl FinTech FinTech-Standorte nach Anzahl Start-ups 2019 Start-ups – Gründungen Anzahl Start-up-Gründungen 2018 bis 2019 Venture Capital – Investments FinTech-Standorte nach Venture-Capital-Investment, in Mio. €, 2018 bis 2019 Venture Capital – Runden Anzahl Venture-Capital-Runden, 2018 bis 2019 Dresden 0 Essen 0 Bremen 0 Dortmund 0 Leipzig 0 Düsseldorf 3 Stuttgart 4 Frankfurt Köln Hamburg München Berlin Dresden 0 Essen 0 Bremen 0 Dortmund 0 Leipzig 0 Düsseldorf 2 40 42 189 Stuttgart Köln 230 1.768 2 4 Hamburg Frankfurt München Berlin 14 20 Bremen Essen 5 6 Dortmund 6 Dresden 6 Leibzig 7 Stuttgart 12 Düsseldorf 20 Köln Hamburg München Frankfurt Berlin Dresden 0 Leibzig 0 Essen Bremen Dortmund Düsseldorf 2 Stuttgart Köln 2 2 Hamburg Frankfurt München Berlin 35 21 23 25 83 105 106 295 25 898 180 114 2,5 Mrd. € 234 32 = + + + Berlin 1 1 1 1 1 München 2 2 2 2 2 Frankfurt 3 3 3 3 3 Hamburg 4 4 4 4 4 Köln 5 5 5 5 5 Stuttgart 6 6 6 6 6 Düsseldorf 7 7 7 7 7 Veränderung gegenüber FinTech-Hub-Ranking 2018 Quelle: comdirect. 05 // 2020 43

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