Aufrufe
vor 3 Jahren

diebank 05 // 2020

  • Text
  • Markt
  • Deutsche
  • Pfandbriefe
  • Deutschland
  • Blockchain
  • Fintechs
  • Deutschen
  • Digitalisierung
  • Unternehmen
  • Banken
die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 1 |

MANAGEMENT 1 | Kostenstruktur interner Marktrisikomodelle Architekturdesign HW- und SW- Beschaffung Anmeldung / Prüfung Organisatorische Anpassungen Stammdaten (Abgeleitete) Marktdaten Support von Prüfungshandlungen Validierung Implementierung BC-Analyse IT Einmalkosten Übergreifend Test Know-how- Aufbau Wartung Infrastruktur Anwendungsbetreuung Laufende IT-Kosten Datenkosten Laufende Kosten Laufende Kosten im Fachbereich Qualitätssicherung Marktdaten Erhöhte Analyseaufwände aufgrund... Modellkonzeption Fach Validierungskonzeption Fachliches Prozessdesign Datenanalysen Projekt- Set-up Softwarelizenzen Neue Produkte Anpassungen Reaktion auf Marktentwicklungen Regulatorische Anforderungen Regulatorische Anforderungen schen Großbanken ist Kreditrisiko die mit Abstand bedeutendste Risikoart, entsprechend wird erwartet, dass hierauf der Fokus bei der Weiterentwicklung von internen Modellen liegt. Implementierungskosten Die Implementierungskosten für ein internes Marktrisikomodell nach FRTB sind immens: In einem ersten Schritt muss ein komplexes Risikomodell entwickelt werden, für das sich bisher kein Marktstandard etabliert hat, der als Benchmark genutzt werden könnte. Anschließend folgt die Implementierung (inkl. Testing) dieses Modells. Das Aufsetzen der erforderlichen operativen Prozesse inklusive Dokumentation, die Anmeldung des Modells bei der Aufsichtsbehörde sowie die folgende Eignungsprüfung sind erfahrungsgemäß in jederlei Hinsicht sehr aufwendig. Der Einsatz des Modells ist selbstverständlich erst nach positivem Bescheid durch die Aufsichtsbehörde möglich. Abschließend ist hier anzumerken, dass die regulatorischen Anforderungen neben der Implementierung des internen Modells auch die Berechnung des Kapitalbedarfs nach Standardansatz vorsehen. Laufende Kosten eines internen Modells nach FRTB Auch bei den laufenden Kosten eines internen Marktrisikomodells nach FRTB ist mit deutlichen Steigerungen gegenüber dem Status quo zu rechnen: Hier seien als Gründe vor allem erhöhte Infrastrukturanforderungen aufgrund der stark steigenden Anzahl an erforderlichen Bewertungsvorgängen, die mit höherer Komplexität der Metriken einhergehenden Analyseaufwände sowie die gestiegenen Datenanforderungen (z. B. sehr lange, qualitativ hochwertige Marktdatenzeitreihen oder Umsatzdaten zur Analyse der Modellierbarkeit von Risikofaktoren) genannt. Langfristige Einsetzbarkeit des Modells / Stabilität Mit FRTB reicht eine bloße Abnahme des internen Modells durch die Aufsichtsbehörde allein nicht mehr aus, um das Modell betreiben zu dürfen. Ein zusätzliches Kriterium ist das Ergebnis der deskweise durchzuführenden P&L-Attribution. Werden die in diesem Zusammenhang definierten Grenzwerte überschritten, fällt die Kapitalbedarfsermittlung für das betroffene Desk auf den Standardansatz zurück. Zusammenfassend betrachtet sind die Hürden für einen Interne-Modelle-Ansatz hoch und die damit verbundenen Wagnisse enorm. Gerade im aktuellen Marktumfeld (niedrige Zinsen, geringes Volumen in margenträchtigen Geschäftssegmenten, Verringerung der Produktkomplexität) scheuen dementsprechend viele Banken die Investition in ein internes Marktrisikomodell nach FRTB. Dennoch gibt es einige „weiche“ Aspekte, die es abzuwägen gilt, bevor eine Entscheidung gegen das Weiterbetreiben eines internen Modells fällt. Diese Aspekte sind im Rahmen einer Business-Case-Betrachtung oft schwer monetär zu beziffern, könnten sich jedoch vor allem langfristig enorm auswirken. An erster Stelle sei hier ein möglicher Qualitätsverlust im Risikomanagement genannt. 34 05 // 2020

MANAGEMENT Der Betrieb eines internen Modells setzt voraus, dass man sich permanent und auf hohem Niveau mit den vorhandenen und potenziellen Marktrisikoexposures auseinandersetzt. Der Betrieb eines internen Modells erfordert ein hohes Maß an Know-how in den Risikomanagement- und -controllingeinheiten der Organisation voraus. Dies umfasst sowohl ein tiefes Verständnis der gehandelten Produkte als auch die Fähigkeit, das interne Risikomodell operativ zu betreiben und weiterzuentwickeln. Ein gut aufgestelltes Risikomanagement leistet einen äußerst wertvollen Beitrag zur Minimierung unerwarteter Verluste. Der mit einer Abkehr von internen Modellen verbundene Personal- und damit auch Know-how-Abbau erhöht die entsprechenden Risiken. Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass die Implementierungskosten stark von der Komplexität und Liquidität der Portfolien abhängig sind. Gleichzeitig ist für klar positionierte Portfolien das P&L-Attribution-Kriterium leichter erreichbar als für gut abgesicherte Portfolien mit Residualrisiken. Da FRTB eine deskindividuelle Entscheidung „Internes Modell vs. Standardansatz“ zulässt, können entsprechende gemischte Strategien vielversprechend sein. Darüber hinaus kann es durchaus zu Veränderungen der regulatorischen Situation kommen: Beispielsweise könnte sich aufgrund geänderter Rahmenbedingungen in anderen Risikoarten oder institutsspezifischer Verschiebungen zwischen den Risikoarten der Grad der Wirksamkeit des Output Floors verändern und so ein internes Marktrisikomodell begünstigen. Zudem ist damit zu rechnen, dass die Säule I betreffenden FRTB-Reformen früher oder später zumindest teilweise auch für Säule II relevant werden. Es ist denkbar, dass eine aus heutiger Sicht und auf den ersten Blick vernünftige Entscheidung gegen ein internes Modell aufgrund dieser Aspekte mittelfristig wieder auf dem Prüfstand stehen wird. Wenn das erforderliche Know-how dann erst wieder neu aufgebaut werden muss, entstehen ungleich höhere Kosten. FAZIT Der Betrieb eines internen Modells nach FRTB kann die Reputation eines Instituts im Markt deutlich steigern bzw. erhalten. Vor allem aufgrund dieser nicht quantifizierbaren Aspekte empfiehlt es sich, interne Modelle nach FRTB nicht voreilig abzuschreiben. Die Entscheidung für oder gegen ein internes Marktrisikomodell nach FTRB ist von komplexer Natur und sollte von jedem Institut unter Beachtung aller grundsätzlich relevanten Aspekte sowie der individuellen strategischen Ausrichtung getroffen werden. Autor Stefan Weichert ist Unternehmensberater und Mitglied des Managementteams von FORRS Partners. ibi-Zahlungsverkehrsforum online 17. & 24. Juni 2020 Zahlungsverkehr im Spannungsfeld von Innovation, Regulierung, Transformation und Migration An zwei Nachmittagen werden unter der Moderation von Dr. Ernst Stahl von ibi research die Themenblöcke Instant Payment & PSD2 sowie Starke Kundenauthentifizierung (SCA) vorgestellt und diskutiert. Referenten: • Monika Holdenrieder, Weltbild • Swaantje Anneke Völkel, PPI • Stefan Hamm, adorsys • Dr. Daniel Walter, Osborne Clarke • Ralf Gladis, Computop • Matthias Hönisch, BVR • Carsten Muerl, Mastercard 05 // 2020 35 www.zahlungsverkehrsforum.de

die bank