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diebank 05 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT

MANAGEMENT MODELLIMPLEMENTIERUNG Die Zukunft interner Marktrisikomodelle nach FRTB Haben interne Marktrisikomodelle nach Inkrafttreten der Regelungen des „Fundamental Review of the Trading Book“ (FRTB) ausgedient? Im Folgenden soll beleuchtet werden, weshalb viele Institute einer Modellimplementierung nach FRTB skeptisch gegenüberstehen und warum sie dennoch sinnvoll sein könnte. Zu diesem Zweck soll nicht nur eine möglichst vollständige Abdeckung der in Business-Case-Betrachtungen üblichen Kosten- und Ertragsgrößen erreicht, sondern auch ein Überblick über relevante „weiche“ Aspekte gegeben werden. Die regulatorischen Veränderungen mit Basel II in den 1990er-Jahren machten die Verwendung interner Marktrisikomodelle für viele Banken sehr attraktiv. In der Folge haben sich nahezu alle Großbanken in Deutschland für entsprechende Implementierungen entschieden und erfolgreich bestritten. Derzeit verfügen deutschlandweit neun Institute über ein zugelassenes internes Marktrisikomodell. Spätestens durch die Finanzkrise wurde deutlich, dass Banken deutlich mehr Eigenkapital benötigen, um in Krisenszenarien überlebens- und handlungsfähig zu bleiben. Dementsprechend wurden die regulatorischen Anforderungen angehoben: Mit den im Jahr 2009 veröffentlichten Veränderungen der Mindestkapitalanforderungen („Basel 2,5“) wurden bisher unberücksichtigte Risikoaspekte durch die Einführung von Stressed VaR und Incremental Risk Charge adressiert. Später folgte die Einführung von pauschalen Kapitalpuffern (besonders für systemrelevante Institute), um die Eigenkapitaldecke in der Breite zu stärken. Zusätzlich führte die Bündelung der Bankenaufsicht über die größten Banken bei der EZB im Herbst 2014 und die damit einhergehende Reform der aufsichtsrechtlichen Praxis Z Z zu tendenziell höheren Anforderungen an Prozesse, Systeme und Dokumentationsstandards. Das alles hat allerdings nicht dazu geführt, dass das Betreiben interner Marktrisikomodelle seitens der Institute grundsätzlich infrage gestellt wurde. Ein Blick auf die für die meisten Banken wesentlichen Treiber (ÿ 1) für den Business Case „Internes Marktrisikomodell“ zeigt die Ursachen auf: Z Eigenkapitalersparnis: Insbesondere die Einführung des Stressed VaR und der Incremental Risk Charge haben zu einer Erhöhung der durch ein Internes Modell ermittelten Risk Weighted Assets geführt. Die im Vergleich zum Einsatz des Standardansatzes zu erzielenden Einsparungen blieben allerdings weiterhin auf hohem Niveau. Die Einführung zusätzlicher Kapitalpuffer (s. o.) führte in diesem Zusammenhang sogar zu einer Steigerung der Attraktivität interner Marktrisikomodelle, da die bei gleicher Positionierung entsprechend niedrigeren RWA die höheren Quoten leichter erreichen lassen. Z Implementierungs-/Projektkosten der neuen Metriken: Die Implementierungskosten der neu zu implementierenden Metriken waren sicherlich nicht zu vernachlässigen. Die Aufwände waren jedoch sehr weit von einer vollständigen Neuimplementierung entfernt. Laufende Kosten: Was die laufenden Kosten anbelangt, gingen mit der Umsetzung der erforderlichen Änderungen entsprechende Steigerungen einher. Auch diese sind jedoch nicht als substanziell einzuschätzen. Langfristige Einsetzbarkeit des Modells/- Stabilität: Die initiale Genehmigung eines internen Marktrisikomodells ist oft langwierig, in jedem Fall aber in vielerlei Hinsicht sehr aufwendig. In der Vergangenheit war allerdings zu beobachten, dass eine einmal erteilte Genehmigung für interne Modelle üblicherweise über einen langen Zeitraum Bestand hatte. Qualitative sowie auf Backtesting-Ergebnissen beruhende Zuschlagsfaktoren lassen zwar die Magnituden der Eigenkapitaleinsparungen schwanken, ein Entzug der Betriebserlaubnis eines internen Marktrisikomodells ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Unter dem FRTB (gültig ab dem 1. Januar 2023) werden sämtliche bisher geltenden Risikometriken ersetzt bzw. neu definiert: 32 05 // 2020

MANAGEMENT Z So wird Value-at-Risk durch Expected Shortfall ersetzt, gleichzeitig wird die Liquidität der Risikofaktoren berücksichtigt. Z Für Risikofaktoren, die aufgrund mangelnder Marktbeobachtbarkeit als „nicht modellierbar“ klassifiziert werden, besteht zusätzlicher Kapitalbedarf. Z Aktienexposures, Staatsanleihen und bereits ausgefallene Kredite sind künftig im Defaultrisiko zu berücksichtigen. Zudem ändern sich mit FRTB grundsätzliche Rahmenbedingungen wie die Zulassungskriterien (P&L-Attribution) oder die Abgrenzung zwischen Bank- und Handelsbüchern. Neben FRTB wurde mit Finalisierung der Basel III- Regeln der sogenannte Output Floor eingeführt, nach dem die Ersparnis aus internen Modellen im Vergleich zu Standardansätzen – über alle Risikoarten hinweg – maximal 27,5 Prozent betragen kann. Wie sich diese drastischen Änderungen auf den Business Case „internes Marktrisikomodell“ auswirken, analysieren wir wieder auf Basis der oben definierten Kriterien: Eigenkapitalersparnis Wo auf Basis von Konsultationen und auch nach der ersten „finalen“ Veröffentlichung der neuen Eigenkapitalmindestanforderungen im Januar 2016 noch deutliche Steigerungen der RWAs zu befürchten waren, fällt die Einschätzung bzgl. des ggf. zusätzlichen Eigenkapitalbedarfs nach erneuter Rekalibrierung in 2019 eher moderat aus. Was jedoch insbesondere für deutsche Großbanken mit ihren überwiegend kreditlastigen Geschäftsmodellen sehr stark ins Gewicht fällt, ist der Output Floor. Wird also die Eigenkapitallast durch ein internes Modell für eine einzelne Risikoart mit vergleichsweise hohem Einfluss so stark gedrückt, dass bezogen auf diese Risikoart mehr als 27,5 Prozent Ersparnis zu realisieren wären, können dadurch andere Risikoarten „subventioniert“ werden. Zusätzliche interne Modelle für weniger bedeutende Risikoarten verlieren demnach an Attraktivität. Für die meisten deut- 05 // 2020 33

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