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diebank 05 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT INTERVIEW 4

MANAGEMENT INTERVIEW 4 „Unsere Mitarbeiter spenden Überstunden und Urlaub“ Sven Mücklich, Bereichsleiter Kommunikation bei der Sparkasse Chemnitz, hat einen internen Corona-Newsticker eingerichtet, um die Kollegen zeitnah über Aktuelles informieren zu können. An guten Ideen mangelt es den Sachsen in der Corona-Krise nicht. die bank Erreiche ich Sie im Homeoffice? Sven Mücklich: Nein, ich arbeite vom Büro aus, hier in unserer Zentrale. Viele Kollegen von mir sind jedoch seit mehreren Wochen im Homeoffice. Weitere Kollegen aus den Stabsbereichen haben ihren Arbeitsplatz in eine unserer Filialen verlegt, die vorübergehend für den Kundenverkehr geschlossen sind. Durch diese Aufteilung gewährleisten wir auch im Fall einer Corona-Ansteckung, dass die einzelnen Abteilungen einsatzfähig bleiben. die bank Wie hat sich Ihr Job als Unternehmenssprecher verändert? Mücklich: Man schlüpft in ganz neue Rollen. Über Nacht haben wir zum Beispiel Storyboards für eine zehnteilige Ratgeberserie beim Fernsehsender Chemnitz TV erstellt. In den rund zweiminütigen Spots erklären darin unser Vorstandsvorsitzender und ein Vorstandsmitglied, wie die Sparkasse Kunden und Mitarbeiter vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützt. Sie zeigen, wie Kunden eine geöffnete Filiale finden oder wie sie an Bargeld kommen. Wir haben viele ältere Kunden, die zum Monatsende gewöhnlich ihre Rente am Schalter abholen. Jetzt bitten wir sie, an die Automaten zu gehen. Deshalb erklären wir in einem der Spots Schritt für Schritt, wie der Abhebe-Prozess funktioniert. die bank Damit Sie die Kunden in der schwierigen Zeit gut abholen können, hat die Sparkasse sofort die Zahl der Hotline- Mitarbeiter versechsfacht. Kümmert man sich denn auch um die Belegschaft? Mücklich: Viele Mitarbeiter betreuen aktuell ihre Kinder daheim. Sie nehmen dafür Gleitzeit, Urlaub oder unbezahlte Frei- stellungen in Anspruch. Die Sparkasse übernimmt dabei freiwillig einen Tag pro Woche. Aber auch die Mitarbeiter untereinander halten zusammen. Der Vorstand hat gemeinsam mit dem Personalrat die Aktion „Zeit spenden, Kollegen unterstützen“ initiiert. Mitarbeiter können Überstunden oder Urlaubstage für Kollegen spenden, die ihre Kinder betreuen müssen. Innerhalb der ersten drei Tage kamen so insgesamt 470 Stunden zusammen. Mitte April waren es bereits mehr als 850 Stunden. die bank: Wie halten Sie es mit den üblichen Schutzmaßnahmen? Mücklich: Die Sparkasse hat kurzfristig ein Chemnitzer Unternehmen mit der Herstellung von Schutzmasken beauftragt. Es näht für jeden Mitarbeiter der Sparkasse kostenfrei zwei Schutzmasken. Keine Sorge müssen wir uns über Desinfektionsmittel machen. Wir haben gute Kontakte zu örtlichen Apothekern. Zu unseren Vorsorgemaßnahmen gehört aber auch Obst. Der Vorstand hat gemeinsam mit den Führungskräften bisher über eine halbe Tonne Bio-Obst an die Belegschaft verteilt, die vor Ort die Stellung hält. 05 // 2020

Erik Podzuweit, CEO des Robo Advisors Scalable Capital, hat schnell reagiert und versucht, verunsicherte Anleger mit einer Treueprämie zu locken. Trotz der Krise MANAGEMENT INTERVIEW 5 Donnerstagabends gibt es virtuelle Social Drinks stellt das Münchner FinTech nach wie vor Mitarbeiter ein. die bank Wie läuft es im Homeoffice? Erik Podzuweit: Die Umstellung war für uns kein Problem, aber im Business ist es zurzeit natürlich schon ein bisschen spannend. die bank: Das ist dann wohl die Untertreibung des Jahres. Wie halten Sie den Kontakt zu Ihren Kollegen? Podzuweit: Wir treffen uns jeden Morgen mit 20 Teamleitern zum Morning Huddle, um das Tagesgeschäft zu besprechen. Auch mit der gesamten Belegschaft gibt es regelmäßige Videocalls. Wer will, kann dabei das Bild einschalten, wer noch im Pyjama ist, muss es aber nicht. Donnerstagabends gibt es virtuelle Social Drinks, jeder bringt seinen Lieblingsdrink mit, und wir reden, auch mal nicht über Corona und auch nicht übers Geschäft. die bank: In Ihrer E-Mail-Signatur steht „We are hiring“. Stellen Sie wirklich noch ein? Podzuweit: Ja, zwischen Mitte März und Ende April haben wir sieben neue Mitarbeiter eingestellt. Wer in dieser Zeit angefangen hat, der hat noch nie jemanden von uns persönlich gesehen. Das ganze Procedere inklusive Onboarding lief virtuell. Neue Softwareentwickler etwa aus Indien können ja im Moment auch gar nicht einreisen. die bank: Wie viele Kunden bekommen jetzt kalte Füße? Gute Nerven braucht man ja schon, wenn der DAX an einem einzigen Tag um einen zweistelligen Prozentsatz einbricht? Podzuweit: Etwa zehn bis 20 Prozent der Kunden haben sich gemeldet. Einige waren verunsichert, insbesondere in den ersten Wochen der Krise. Mittlerweile ist wieder mehr Ruhe eingekehrt. Viele Kunden nutzen jetzt die niedrigeren Kurse, um ihren Anlagebetrag weiter aufzustocken. die bank: Sie haben zwischen Mitte März und Ende April eine nach Höhe der Anlagesumme gestaffelte Treueprämie angeboten. Was hat die Aktion gebracht? Podzuweit: Es könnten letztlich gut 100 Mio. Euro zufließen. 05 // 2020 29

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