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EDITORIAL » Für die Wirtschaft bedeutet die Covid-19-Pandemie einen noch nicht zu begreifenden Einschnitt. « Whatever it takes Liebe Leserin, lieber Leser, „Wir sind unverschuldet in diese Krise geraten.“ Dieser Satz aus der Rede von CEO Carsten Spohr bei der (selbstverständlich virtuellen) Lufthansa-Hauptversammlung kam mir beim Verfassen dieses Editorials als erstes in den Sinn. „Unverschuldet“ hat die Krise uns alle getroffen, die Fluglinie mit 138.000 Mitarbeitern ebenso wie das Fitnessstudio mit 25 Trainern oder die Friseurmeisterin um die Ecke mit ihren drei Kräften. Alle rufen nach staatlicher Unterstützung. Und dieser Punkt führt zu hitzigen Debatten. Während Hilfe für kleine und mittlere Unternehmen meist für gut befunden wird, stößt die angedachte Unterstützung für große Konzerne auf Widerstand. Diskutiert wird derzeit (bitte beachten Sie an dieser Stelle unseren frühen Redaktionsschluss) etwa über Konjunkturprogramme wie eine neue Abwrackprämie, um die deutsche Autoindustrie wieder in Schwung zu bringen. Braucht ein Unternehmen wie Volkswagen, das im letzten Jahr 19 Mrd. € verdient hat, wirklich Hilfe vom Steuerzahler? Die Frage ist gerade bei VW, Stichwort Diesel-Skandal…, sicher erlaubt. Oder zurück zur Lufthansa. Die Kranich-Linie hat viel Geld in eine nachhaltige Modernisierung ihrer Flotte investiert und konnte dennoch in den letzten Jahren die besten Ergebnisse in der Unternehmensgeschichte erzielen, hat zuletzt ein Ebit von 2 Mrd. € erwirtschaftet. Doch statt sonst 350.000 Passagieren täglich transportiert die Lufthansa aktuell nur 3.000 Kunden pro Tag. „Keine 65 Tage hat es gedauert, bis wir beim Flugplan wieder das Niveau von vor 65 Jahren erreicht haben“, klagt Spohr. Für die Wirtschaft bedeutet die Covid-19-Pandemie einen noch nicht zu begreifenden Einschnitt. Egal, wann die Lockerungen greifen: Der Schaden, der in den letzten Monaten entstanden ist, wird – wenn überhaupt – nur schwer und nur sehr langsam wiedergutzumachen sein. Diese Belastung kann kein Unternehmen alleine stemmen. Die Politik hat massive Eingriffe in unser Leben vorgenommen, um dafür zu sorgen, dass sich die Infektionsrisiken nicht weiter ausbreiten. Das war sicher richtig, und es gab dazu wohl keine Alternative, zumindest keine, die moralisch vertretbar gewesen wäre. Aber damit haben die Entscheider gewissermaßen auch den Schwarzen Peter in diesem Spiel, sie wären die einzigen, denen man eine „Schuld“ an diesem wirtschaftlichen Desaster zuweisen könnte. Meiner Meinung nach sind sie deshalb nun auch in der Pflicht, alle nur denkbaren Hilfsmaßnahmen aufzulegen, „whatever it takes“, und ganz gleich, wie groß das Empfängerunternehmen sein mag, und ohne im Gegenzug unternehmerische Freiheiten zu beschneiden. Es geht um die Schicksale hinter den Firmennamen, um Menschen, die um ihre Arbeitsplätze und ihren Lebensstandard fürchten. Herzliche Grüße aus Köln Ihre 05 // 2020 3
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