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diebank 05 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT REFINANZIERUNG UND

MARKT REFINANZIERUNG UND RISIKOSTEUERUNG IM BANKBETRIEB 250 Jahre Pfandbriefe: Altes Instrument mit modernen Werten Die niedrigen Zinsen verursachen einerseits eine hohe Kundennachfrage nach langfristig preiswerten Krediten, vor allem für Wohnimmobilien, andererseits sind die Margen so gering geworden, dass sich Kundeneinlagen mit langfristiger Zinsbindung kaum lohnen. Pfandbriefe wirken als langfristiges Refinanzierungsinstrument mit vergleichsweise hoher Rendite sowohl dem Liquiditäts- als auch dem Zinsänderungsrisiko entgegen. Zugleich könnten sie als nachhaltiges Anlageinstrument deklariert werden, wenn die Immobilien aus den Hypothekenpfandbriefen energetisch saniert bzw. mit entsprechenden Standards konform neu errichtet oder für nachhaltige Zwecke genutzt werden. 14 05 // 2020

MARKT 1 | Entwicklung des Volumens der Neuemissionen von deutschen Hypothekenpfandbriefen von 2003 bis 2018 in Mio. Euro 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: Verband deutscher Pfandbriefbanken (2019) sowie eigene Darstellung. Die europäische Geldpolitik beschert den deutschen Geschäftsbanken seit 2012 Leitzinsen von unter 1 Prozent und seit 2016 sogar von 0 Prozent. Diese Zinsentwicklung führt zu gestiegener langfristiger Kreditnachfrage, beispielsweise für Wohnimmobilien. Zugleich beobachten wir auf der Passivseite erhöhte Kundeneinlagen mit sehr kurzfristiger Zinsbindung. Dies ist erstens auf einen Mangel an längerfristig lukrativ verzinsten Anlageprodukten zurückzuführen. Zweitens hat die Finanzkrise in den Jahren 2008/09 bei vielen Sparern die Erinnerung hinterlassen, dass sich Risiken aus Anlageprodukten mit attraktiver Verzinsung durchaus auch materialisieren können. Drittens erfordern größere Konsumausgaben, zu denen die niedrigen Zinsen einen Anreiz geben, liquide Geldanlagen. Daraus resultiert eine gewisse Zurückhaltung gegenüber längerfristigen, risikobehafteten Anlageformen, zumal der Renditevorteil gegenüber Sichteinlagen wegen der niedrigen Leitzinsen gering ist. Für Geschäftsbanken bedeutet diese Entwicklung eine ausgeprägte Fristentransformation, deshalb u.U. Schwierigkeiten bei der Erfüllung der aufsichtsrechtlichen Liquiditätsanforderungen und schließlich ein vergleichsweise hohes Zinsänderungsrisiko, sollten sich die Leitzinssätze erhöhen und sehr prompt die Sichteinlagen verteuern, während das Aktivgeschäft langfristig an geringe Zinsen gebunden ist. Pfandbriefe sind regelrecht prädestiniert für eine Reduktion des Liquiditäts- und Zinsänderungsrisikos. Es verwundert deshalb nicht, dass sie in diesem Jahr ihren 250. Geburtstag begehen konnten. 1 Zahlreiche Finanzkrisen, Kriege und Währungsreformen haben sie überstanden. Die Neuemissionen insbesondere der Hypothekenpfandbriefe erlebten während der Finanzkrise 2008/09 hohe Volumina, die danach zunächst sanken, allerdings seit der Nullzinspolitik wieder steigen. ÿ 1 Zugleich beobachten wir eine hohe Nachfrage nach nachhaltigen Anlageformen. Sobald die Immobilien aus den Hypothekenpfandbriefen energetisch saniert bzw. mit entsprechenden Standards konform neu errichtet und die Gebäude nachhaltig genutzt werden, könnten die Pfandbriefe als nachhaltige Geldanlage deklariert werden. Insofern sind Pfandbriefe nicht nur aufsichtsrechtlich, sondern auch gesellschaftlich höchst moderne Finanzinstrumente. Zum Jubiläum präsentiert dieser Beitrag die Verwendungsmöglichkeiten von Pfandbriefen in der Risikosteuerung von Geschäftsbanken und Sparkassen. Im Ergebnis eignet sich das alte Finanzinstrument ganz hervorragend, um aktuelle aufsichtsrechtliche Anforderungen zu erfüllen und gesellschaftliche Trends am Kapitalmarkt umzusetzen. Das Wesen von Pfandbriefen Pfandbriefe sind gedeckte Wertpapiere (Covered Bonds). Idealtypisch vergibt die Pfandbriefbank einen Kredit, mit dem der Kreditnehmer Immobilien, Schiffe oder Flugzeuge finanziert, oder der Kreditnehmer bzw. Investor ist die öffentliche Hand. Die Pfandbriefbank refinanziert diesen Kredit durch die Emission von Pfandbriefen. Die Verwendung des Kredits ist auf Immobilien, Schiffe, Flugzeuge und Investitionen der öffentlichen Hand beschränkt. Zudem dürfen Pfandbriefe nur auf werthaltige Kredite emittiert werden: Der deckungsfähige Teil des Kredits ist auf 60 Prozent des Beleihungswerts begrenzt (Öffentliche Pfandbriefe ausgenommen) und darf bei Schiffs- und Flugzeugpfandbriefen maximal 20 Jahre laufen. Der in Pfandbriefen angelegte Geldbetrag ist durch diese Konstruktion doppelt besichert: erstens gegen die werthaltigen Kredite und zweitens gegen die emittierende Pfandbriefbank. Im Fall einer Insolvenz der Pfandbriefbank nimmt die Deckungsmasse nicht am Insolvenzverfahren teil (§ 30 Pfandbriefgesetz), 05 // 2020 15

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