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diebank 05 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 2 | Erwarteter

MARKT 2 | Erwarteter Filialbesuch in drei bis fünf Jahren nach Altersgruppen in Prozent 70 60 50 40 30 20 10 0 Digital Natives (18-29 Jahre) Junge Erwachsene (30-39 Jahre) Ältere Erwachsene (40-59 Jahre) Generation 60+ (60+ Jahre) Durchschnitt Häufig Genauso häufig Weniger häufig Quelle: Oliver Wyman. Deutsche Bank will Filialstandorte schließen In der Praxis werden diese Prophezeiungen bereits Wirklichkeit: Laut aktuellen Medienberichten denkt etwa die Deutsche Bank im Rahmen ihres Konzernumbaus über die Schließung von 200 bis 300 Filialstandorten nach. Darunter befinden sich auch viele Zweigstellen der Tochter Postbank. Derzeit unterhält die Deutsche Bank hierzulande rund 1.300 Filialen und würde bei einem Wegfall von 200 Standorten ihr Filialnetz um 15 Prozent reduzieren. Auch die Commerzbank beabsichtigt, 100 bis 200 von ihren insgesamt Tausend Inlandsfilialen zu schließen. Gleiches gilt für die regional tätigen Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Auch dieser Sektor steht unter enormen Spardruck. Bereits im Jahr 2018 war laut dem Bankstellenbericht der Deutschen Bundesbank allein im Sparkassenbereich ein Minus von 442 auf 9.732 Zweigstellen zu verzeichnen. Damit fiel die Gesamtzahl der Filialen im Sparkassensektor erstmals unter die Grenze von 10.000. Mit einem Anteil von 34,9 Prozent unterhalten Sparkassen jedoch weiterhin die größte Zahl inländischer Zweigstellen. Im genossenschaftlichen Sektor, zu dem die Volks- und Raiffeisenbanken zählen, wurden noch mehr Filialen abgebaut als im Sparkassensektor. Hier fiel die Zahl der Zweigstellen um 500 auf 8.955. Der Anteil des genossenschaftlichen Sektors an den inländischen Zweigstellen lag mit 32,1 Prozent folglich dicht hinter den Sparkassen und Landesbanken. Spezialisierung von Filialen unausweichlich Die große Frage ist, wie es nun mit der Filialgestaltung der hiesigen Geldhäuser weitergeht und ob es bald gar keine Filialen mehr geben wird. Für weitere Schließungen sprechen sicherlich die hohen Kosten, die durch den Betrieb entstehen. Allerdings sind Menschen evolutionsbedingt soziale und kommunikative Wesen, die es sehr schätzen, Beziehungen zu pflegen. Das gilt natürlich auch im Bankgeschäft, wo eine oftmals enge Beziehung zwischen Kunde und Berater besteht. Die Experten von Oliver Wyman erwarten deshalb auch, dass die Bankfiliale trotz rückläufiger Besucherfrequenz nicht ganz ausgedient hat und in der richtigen Form auch in Zukunft weiter betrieben wird. Anlass zu dieser Annahme lieferte eine Umfrage im Rahmen der Studie „Die Bankfiliale der Zukunft“. Danach gaben 60 Prozent aller befragten Kunden an, die Filiale auch in drei bis fünf Jahren genauso oft oder sogar häufiger aufzusuchen als heute. Erwartungsgemäß bevorzugt vor allem die ältere Generation die Filiale vor Ort, aber auch mehr als die Hälfte aller 18-29-Jährigen sieht die Zweigstelle als wichtigen Ort für die Erledigung ihrer Bankgeschäfte an. Diese Zahlen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Kunden die Filiale vor Ort in Zukunft weniger häufig besuchen wollen. Das führt automatisch zu mehr Wechselbereitschaft, falls die Stammfiliale schließt. Laut Oliver Wyman macht diese für Banken bedeutsame Risikogruppe 40 Prozent aus. Unterm Strich bedeutet dies wiederum, dass bis 2025 kumuliert bis zu rund 6 Mrd. € und bis 2030 rund 8 Mrd. € an Kundenerträgen wegbrechen könnten. ÿ 2 Drei zentrale Handlungsempfehlungen Für Oliver Wyman existieren jedoch drei zentrale Handlungsempfehlungen im Rahmen der strategischen Filialgestaltung, um den 10 05 // 2020

MARKT 3 | Digitale Baufinanzierung Marktanteile im Neugeschäft in Prozent 100 90 88 80 70 60 50 40 30 20 79 21 71 29 59 41 51 49 10 0 12 2010 2015 2017 2020* 2025 Finanzierung nicht über Plattformen Finanzierung über Plattformen Quelle: Investors Marketing AG; *) Prognose. massiven Kundenabwanderungen im Zuge von Filialschließungen entgegenzuwirken. Die erste Handlungsoption spricht sich für einen Mix von zwei dominanten Formen aus, die sich in der Coaching Lounge und im Self- Service-Center manifestieren. Die Coaching Lounge ist ein großes Beratungscenter, das in Ballungszentren angesiedelt ist und ein Full-Service-Angebot beinhaltet. Im Mittelpunkt stehen werthaltige Beratungsgespräche mit einem persönlichen Coach vor Ort. Hierunter könnte etwa die Beratung von vermögenden Privatkunden bezüglich ihrer Portfoliogestaltung fallen. Ebenso die Baufinanzierung, die für viele Menschen eine einmalige, große finanzielle Entscheidung ist. Umfragen zeigen, dass viele Kunden bereit sind, in die Großstadt zu fahren, wenn es um komplexe Beratungsthemen geht. Virtuelle Beratung Im Self-Service-Center können Kunden hingegen Bankgeschäfte in Eigenregie durchführen und erhalten auf Wunsch auch eine virtuelle Beratung. Als Standort eignen sich sowohl weniger dicht besiedelte Gebiete als auch hochfrequentierte Orte wie etwa Einkaufszentren. Eine zweite zukunftsweisende Strategie besteht darin, Filialen nicht ad hoc im Sinne eines Big Bang zu schließen, sondern eine vorausschauende und wertbeitragsorientierte Planung des Filialnetzes zu betreiben. Aber auch mit As-a-Service-Konzepten können Banken ihre Filialstrategie grundlegend neu ausrichten. Hinter diesem Konzept steht die Übernahme von Fremdbankengeschäften, also das Angebot fremder Leistungen neben den eigenen. Einen Kannibalisierungseffekt sehen die Experten von Oliver Wyman in diesem Modell nicht, weisen aber zugleich darauf hin, dass durchaus Potenzial zur Neukundengewinnung und zum bankübergreifenden Cross Selling besteht. Baufinanzierung wird immer digitaler Bei der Etablierung von Coaching Lounges ist allerdings zu bedenken, dass das Private Banking nur einen relativ kleinen Kundenkreis von vermögenden Privatpersonen umfasst. Und gerade bei der beratungsintensiven Baufinanzierung ist die Wechselbereitschaft heutzutage hoch, falls die Hausbank bei den Konditionen im Vergleich zu den Konkurrenten nicht mithalten kann. Für zusätzlichen Druck sorgen in diesem Bereich die Online-Plattformen, die eine uneingeschränkte Transparenz bei den Anbietern und deren Konditionen schaffen. Auch ermöglichen sie es, die Baufinanzierung innerhalb nur weniger Tage unter Dach und Fach zu bringen. Entsprechend groß sind auch die Marktanteile, die den Hausbanken durch die zunehmende Konkurrenz und den digitalen Wandel verloren gehen. Laut einer aktuellen Analyse von Investors Marketing liegt der Marktanteil digitaler Plattformen in der Baufinanzierung heutzutage bei schätzungsweise 41 Prozent. Neben dem Zahlungsverkehr und dem Wertpapierhandel zählt die Baufinanzierung damit zu den Geschäftsbereichen von Banken, in denen sich die Digitalisierung bereits deutlich etabliert hat. Auch für die Zukunft wird ein starkes Wachstumspotenzial der digitalen Baufinanzierung erwartet. Im Jahr 2025 könnte bereits jede zweite Baufinanzierung in Deutschland über eine Vertriebsplattform im Internet vermittelt werden. ÿ 3 Hausbanken nicht mehr erste Anlaufstelle Dass der Trend zur digitalen Baufinanzierung geht und die Hausbanken nicht mehr die ers- 05 // 2020 11

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