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die bank 04 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT Schieflage zutage

MARKT Schieflage zutage trat, brachen mehrere Landesbanken zusammen und mussten mit Steuergeldern rekapitalisiert werden. Im deutschen Privatbankensektor geriet die Commerzbank am stärksten unter Druck. Auch hier sprang der Staat ein. Aktuelle Situation Ein Jahrzehnt später entspricht die Verfassung der Banken in ihren Ländern mehr oder minder dem jeweiligen Rekapitalisierungskurs, den die Regierungen nach der Weltfinanzkrise einschlugen. In den USA gesundeten die Banken rasch, beflügelt durch eine gute konjunkturelle Entwicklung im eigenen Land. Inzwischen verfügen die US-Institute über eine gute Kapitalausstattung, wie die regelmäßigen Stresstests der Fed belegen. Ihre Gewinnausschüttungsquoten liegen bei über 100 Prozent, was bedeutet, dass sie überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückführen. Die Bilanzen der britischen Banken sind solide und können den jüngsten Stresstests der Bank of England zufolge auch einem ungeordneten Brexit standhalten. Diese Geldhäuser verbuchen Kapitalüberschüsse, die sie an die Aktionäre zurückgeben könnten. Stark beeinträchtigt wurde die Gewinnerholung nach der Krise jedoch durch Kosten aufgrund von Fehlverhalten. Dies gilt insbesondere für missbräuchliche Praktiken beim Vertrieb von Restschuldversicherungen. Dieser Faktor dürfte jedoch rasch an Einfluss verlieren, da die entsprechenden Ansprüche im August 2019 endgültig verjähren. In Kontinentaleuropa ergibt sich ein sehr viel durchwachseneres Bild. Die großen Institute, die maßgeschneiderte Rettungspakete erhielten (u. a. ING, UBS und KBC), erholten sich relativ schnell. Ähnliches gilt für die spanischen Banken, die infolge der Entscheidung der Regierung, toxische Aktiva in die Sareb auszugliedern und den Sektor umzustrukturieren, inzwischen wieder solide dastehen. Dagegen muss sich das deutsche Bankensystem erst noch vollends regenerieren, während Italien nichts zur Sanierung seiner angeschlagenen Banken unternommen hat. Folglich sind die Institute außerstande, das Wirtschaftswachstum zu fördern. Die Wirtschaft der Eurozone ist zu zwei Dritteln bankenfinanziert. In Italien entfallen zwei Drittel der Wertschöpfung auf kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), aber das Gesamtvolumen der an italienische KMUs vergebenen Bankkredite ist seit zehn Jahren rückläufig. In den USA wurde das Bankensystem nach der Finanzkrise eindeutig so rekapitalisiert, dass es Verluste verkraften und die Realwirtschaft weiterhin mit Krediten versorgen konnte. Dies kurbelte in den Jahren nach der Krise das Wachstum der Unternehmen und des Bruttoinlandsprodukts (BIP) an. Nicht so jedoch in Europa, wo infolge der mangelnden Bankenunterstützung für KMUs das Gesamt- BIP nach der Finanzkrise über weite Strecken langsamer wuchs als in den USA und Großbritannien. ÿ 1 Rezessionsgefahr in Italien In Europa steht Italien vor der schwierigsten Herausforderung. Rutscht das Land in die Rezession, wird das Bankensystem rekapitalisiert werden müssen. Das dürfte der Regierung in Rom angesichts ihrer hohen Schulden und des großen Haushaltsdefizits allerdings schwerfallen. Der Schwarze Peter könnte somit bei der Europäischen Union (EU) landen. Die größte Gefahr besteht dabei darin, dass Italiens schwaches Bankensystem eine Staatskrise auslöst. Verschärft wird dieses Risiko im Fall Italiens noch durch den EU-Bankenabwicklungsmechanismus. Dieser schreibt den Mitgliedstaaten mittlerweile vor, dass zunächst Aktionäre und Inhaber erstrangiger Anleihen in die Pflicht genommen werden müssen, bevor staatliche Hilfsprogramme greifen. Das birgt in Italien politischen Zündstoff, weil rund ein Drittel der erstrangigen italienischen Bankanleihen in den Depots inländischer Privatanleger liegt. Folglich droht ganz offensichtlich eine Abstrafung durch die Wähler, weshalb wir eine italienische Bankenkrise neben einem ungeordneten Brexit als zentrales Ereignisrisiko betrachten. Allerdings halten wir das Risiko, das von Italien ausgeht, für bedrohlicher, obwohl ihm nur wenig Beachtung geschenkt wird. 16 04 // 2019

MARKT FAZIT Für die nahende Konjunkturwende in den Industrieländern sind US-amerikanische und britische Banken deutlich besser gerüstet, denn sie können einem Abschwung mit der besten Kapitalausstattung, der höchsten Liquidität und den solidesten gesetzlichen Rahmenbedingungen seit vielen Jahrzehnten entgegentreten. Die Aktienbewertungen könnten in einer Rezession stark in Mitleidenschaft gezogen werden, aber die Bankbilanzen sind in der Lage, einen Abschwung zu verkraften. Eine Ampel würde für die USA und Großbritannien demnach grünes Licht anzeigen. In Europa setzen wir Spanien auf Gelb, obwohl wir spanische Banken als investierbar einstufen. Für Italien und Deutschland leuchtet die Ampel jedoch rot. Autor Mark Burgess ist Deputy Global CIO und CIO EMEA bei Columbia Threadneedle Investments. Burgess erwarb einen Abschluss in Wirtschaft und Philosophie an der Universität Keele in Staffordshire, England. Strategie ist eine Frage der Perspektive. Banksteuerung | Risikomanagement | Projektmanagement | IT www.barrus.de 04 // 2019 Barrus Consulting GmbH · Bockenheimer Landstr. 2–4, OpernTurm · 60306 Frankfurt am Main · Tel.: +49 (0)69-66 774 833-0 · kontakt@barrus.de 17

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