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die bank 12 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

WENIG RÜCKLAGEN BEI

WENIG RÜCKLAGEN BEI GERINGVERDIENERN Sparer sorgen sich um Vermögen ó Deutsche Sparer machen sich angesichts der Geld- und Zinspolitik der EZB große Sorgen um ihr Geld. 58 Prozent der Befragten (17 Prozent mehr als im Vorjahr) sehen durch Null- und Negativzinsphase ihre Vermögensbildung am stärksten gefährdet. Der Wegfall der Zinsen werde für die Menschen zu einer immer größeren Belastung, sagte DSGV-Präsident Georg Fahrenschon anlässlich der Vorstellung der Umfrage „Vermögensbarometer 2016“. Das Vertrauen der Menschen, durch Sparen ausreichend für das Alter vorsorgen zu können, bröckele und die Zinspolitik verfehle eins ihrer wesentlichen Ziele: Das politisch gewollte Überangebot an billigem Kapital führe nicht zum gewünschten Effekt, die Deutschen gäben trotz geringer Inflation und gestiegener Reallöhne nicht mehr Geld aus. Drei Viertel hätten ihr Konsumverhalten in den letzten zwölf Monaten nicht verändert. In Zeiten gefühlter Unsicherheit werde mehr gespart und nicht mehr Geld ausgegeben. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung legt aktuell kein Geld für die Altersvorsorge zurück, in der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen ist es sogar die Hälfte. Unter den Folgen der Null- und Negativzinsen leiden laut Fahrenschon vor allem Geringverdiener. Fast sechs von zehn Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen bis 1.000 € sparen gar nichts für später. Hier sei die Versorgungslücke im Alter schon heute absehbar. PRIVATANLEGER UND RISIKEN Angst vor hohen Verlusten ó Derzeit liegen laut Daten der Bundesbank etwa 2 Bio. € faktisch unverzinst auf Tagesgeld- und Sparkonten und werden dort inflationsbedingt jeden Tag etwas weniger. Vielen Anlegern ist durchaus bewusst, dass der Kapitalmarkt langfristig die beste Alternative für ihren persönlichen Vermögensaufbau ist. Doch nur gut die Hälfte der von YouGov repräsentativ für den Vermögensverwalter Scalable Capital interviewten Anleger gab an, zukünftig mehr Geld am Kapitalmarkt anlegen zu wollen. Was sie hemmt, ist meist die Angst vor unerwartet hohen Verlusten (19 Prozent). Anderen fehlt das notwendige Know-how oder die Zeit, sich selbst um ihr Portfolio zu kümmern. 8 Prozent der Befragten geben an, dass sie keine passenden Produkte und Dienstleistungen finden. Fast die Hälfte der Befragten hat ein relativ oder sogar sehr schlechtes Verständnis des Verlustrisikos in ihrem Portfolio. Sie können nicht einschätzen, wie viel Geld sie in einem schlechten Börsenjahr verlieren könnten. Seit dem Brexit-Votum der Briten achten deutsche Anleger noch stärker auf mögliche Verlustrisiken. Für über ein Drittel der Befragten ist es seither noch wichtiger, die Risiken im eigenen Portfolio zu verstehen. Jeder Fünfte wünscht sich jetzt verstärkt Anlagemöglichkeiten, die konkrete Verlustrisiken angeben, bei jüngeren Anlegern (bis 34 Jahre) ist es sogar fast ein Drittel. NACH DER TRUMP-WAHL: ANGST VOR AMERIKANISCHEM PROTEKTIONISMUS Handelseinschränkungen, höheres Defizit und letztlich mehr Zinsen ó Die Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten verheißt vor allem Unsicherheit. Wofür Trump wirklich steht und ob er die teils widersprüchlichen Ankündigungen aus seinem Wahlkampf auch umsetzen wird, weiß noch niemand. „Grund zu Entsetzen über das Wahlergebnis oder gar Panik besteht freilich nicht“, meint indes Lüder Gerken. Trump habe im Wahlkampf zwar hochgradig populistisch agiert, sei aber keineswegs dumm. Gerade weil er kein Berufspolitiker ist, werde er sich mit Beratern umgeben, „die ihn in weltpolitischen Angelegenheiten vor Torheiten bewahren können“, glaubt der Vorstand der Freiburger Denkfabrik cep. Gleichwohl sieht Gerken die Folgen der US-Wahl für das Verhältnis der EU zu den USA alles andere als vorteilhaft. Immerhin sprach sich Trump bislang stets für einen stärkeren Schutz der amerikanischen Wirtschaft vor globaler Konkurrenz aus. Er will das Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA kündigen und die TTIP-Verhandlungen stoppen. Zumindest letzteres dürfte ihm – selbst gegen den Widerstand etlicher großer US-Unternehmen – gelingen. Doch auch wenn die hiesigen TTIP-Gegner darüber jubeln: Für Europa ist dieser amerikanische Protektionismus keinesfalls wünschenswert. Der Chefvolkswirt von Allianz SE, Michael Heise, geht davon aus, dass Trumps Politik mittelfristig zu einem höheren Defizit und zu Handelseinschränkungen führen wird. „Die Risiken einer Trump-Präsidentschaft sind an den Märkten nicht voll eingepreist.“ Kurzfristig dürfte die US-Notenbank wohl darauf verzichten, die Zinsen weiter zu erhöhen. Auf längere Sicht würde aber die Inflation anziehen und die Fed dadurch zu höheren Zinsen gezwungen. Wirtschaftspolitisch rechnet Heise mit einer Verschiebung des Fokus von monetären zu fiskalischen Impulsen. „Der Sieg von Donald Trump hat die Märkte sicherlich auf dem falschen Fuß erwischt“, sagte Stefan Kreuzkamp. Der Chief Investment Officer der Deutschen Bank rechnet vorerst mit anhaltenden Marktschwankungen. „Die Unberechenbarkeit Trumps und seine politische Unerfahrenheit sind Grund genug, die kommenden Monate etwas vorsichtiger anzugehen.“ Auch wenn die Realitäten des Amts sowie der Kongress als Korrektiv wirken und Trump davon abhalten könnten, all seine Ankündigungen aus dem Wahlkampf umzusetzen: Kreuzkamp rechnet damit, dass die Politik den langfristigen Wachstumsausblick für die US-Wirtschaft fortan klar negativ beeinflussen werde. 6 diebank 12.2016

Finanzmarkt Trends ALTERNATIVE FINANZIERUNGEN Banken sind wichtige Vermittler ó Der Markt für alternative Finanzierungsformen hat sich im letzten Jahr positiv entwickelt. Von Banken vermittelte privat platzierte Kredite sind dabei ein bevorzugtes Produkt und werden von mehr als der Hälfte der Unternehmen und über 60 Prozent der Investoren genutzt. Das geht aus einer von YouGov für Allen & Overy durchgeführten Studie hervor. Banken sind hierbei unverzichtbar. Sie bringen die Investoren mit den passenden Kapitalnehmern zusammen. In Deutschland macht vor allem der Schuldscheinmarkt durch hohe Transaktionsvolumina und zunehmende Internationalisierung auf sich aufmerksam. Alternative Finanzierungen könnten künftig jedoch auch hier erheblich an Bedeutung gewinnen, insbesondere wenn die Kreditmärkte nicht mehr so liquide sind, die Kreditwirtschaft die erhöhten regulatorischen Kosten in stärkerem Umfang weitergibt und etablierte Finanzierungswege nicht mehr allen Kreditnehmern offen stehen, erläuterte Neil George Weiand, Bank- und Finanzrechts-Partner. Alternative Finanzierungen sind heute ein fester Bestandteil im Finanzierungsmix. Sie machen insgesamt 33 Prozent aus und füllen die Lücke, die der starke Rückgang bei Bankkrediten nach der Finanzkrise gelassen hat. Für kleine und mittlere Unternehmen sind die Aussichten besonders günstig. Fast die Hälfte der Investoren gab an, Finanzierungen für kleine Unternehmen verstärken zu wollen. IMMOBILIENKREDITE IMMER GÜNSTIGER Baufinanzierung ó Im September sanken die Zinsen für Baufinanzierungen in Deutschland erneut und die monatliche Rate für ein angenommenes Immobiliendarlehen über die Summe von 150.000 € (Tilgung: 2 Prozent, Beleihungsauslauf 80 Prozent, zehnjährige Sollzinsbindung) rutschte auf einen Tiefstand von 420 €. Seit genau einem Jahr zeigt der Preistrend damit konstant nach unten. Vor zwölf Monaten mussten die Darlehensnehmer noch 80 € mehr für den Musterkredit zahlen. Auch der Trend, dass sich Kreditnehmer eher für solide Finanzierungen entscheiden, hält an. Die Tilgung liegt aktuell bei 3,18 Prozent, der Beleihungsauslauf beträgt 78,45 Prozent und zeigt, dass Kunden Immobilien nicht über das gesunde Maß belasten, berichtet Stephan Gawarecki aus dem Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung (DTB). Die Zinsbindung bleibt mit 14 Jahren und sechs Monaten fast gleich: Kunden möchten sich die günstigen Konditionen für einen möglichst langen Zeitraum sichern und das Zinsänderungsrisiko reduzieren. Vor fünf Jahren, bei höheren Zinsen, sah das ganz anders aus und der Musterkredit kostete damals noch über 260 € mehr. AUFSICHTSREGELN FÜR BANKEN Harmonisierung soll kommen ó Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine öffentliche Konsultation eingeleitet, mit deren Hilfe eine Leitlinie für die Nutzung von im Unionsrecht eröffneten Optionen und Ermessensspielräumen (O&Ds) für weniger bedeutende Banken entworfen werden soll. Ziel ist es, die Beaufsichtigung der Banken in den 19 Ländern des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) durch die nationalen zuständigen Behörden (NCA) zu harmonisieren und so gleiche Bedingungen und das reibungslose Funktionieren des Bankensystems im Euro-Währungsgebiet insgesamt sicherzustellen. Zugleich stellt die EZB einen Entwurf der Leitlinie vor. Die uneinheitliche Anwendung von O&Ds in den SSM- Ländern könnte die Solidität des Aufsichtsrahmens insgesamt und die Vergleichbarkeit von aufsichtlichen Anforderungen an Kreditinstitute potenziell beeinträchtigen, heißt es dazu in einer Mitteilung der Bundesbank. Für Marktteilnehmer und Öffentlichkeit sei es so schwerer einzuschätzen, ob Kreditinstitute die regulatorischen Vorgaben korrekt einhalten. Die Vielzahl der Bestimmungen macht aber auch die Aufsicht selbst komplexer und erhöht zudem die Compliance-Kosten für die Banken. Die Konsultation läuft noch bis zum 5. Januar 2017. Weitere Informationen befinden sich auf der Webseite der EZB. 12 2016 diebank 7

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