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die bank 12 // 2015

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BANKING Das an Kunden

ó BANKING Das an Kunden ausgereichte Kreditvolumen konnte um 23,4 Prozent auf 48 Mio. € gesteigert werden, wobei die Bonitätsanforderungen streng geblieben sind. fl Die Start-up-Szene gehört noch nicht zu unserer Klientel, darum kümmert sich vorrangig unsere Mutter. diebank: Wer sind Ihre typischen Firmenkunden? Bresser: Unsere Firmenkunden sind familiengeführte Mittelständler vorrangig in den von uns betreuten Regionen Berlin/ Brandenburg, im Braunschweiger Land und Sachsen mit einem Jahresumsatz ab 5 Mio. €, und zwar quer durch alle Branchen. Die in der Hauptstadt boomende Start-up-Szene gehört noch nicht zu unserer Klientel. Um das Geschäft mit jungen technologieorientierten Unternehmen kümmert sich vorrangig unsere Mutter. Sie bringt diese mit Mittelständlern und börsennotierten Unternehmen zusammen und prüft, ob und in welcher Kombination eine gemeinsame Zukunft lohnenswert ist. diebank: In Deutschland herrscht ein starker Wettbewerb unter den Banken. Wie gewinnen und binden Sie Kunden? Bresser: Das ist ein langer und fordernder Weg. Wir machen keine aktive Werbung, zum Beispiel mit Anzeigen, die Streuverluste wären zu hoch. Wir leben von Empfehlungen und gehen aktiv auf potenzielle Kunden zu. Regelmäßig laden wir zu Fachvorträgen über Kapitalmarktthemen ein und öffnen unser Haus auch für Dritte, wie Verbände oder kulturinteressierte Kreise. Grundsätzlich bevorzugen wir die leisen Töne. Einladungen zu Poloturnieren würden zum Beispiel zu uns nicht passen. Sehr wichtig sind auch redaktionelle Beiträge. Dank des in mehr als 20 Jahren erworbenen guten Rufs unseres Chefvolkswirts, Dr. Frank Geilfuß, sind wir regelmäßig in den Medien präsent. Last but not least hilft es sicher auch, dass wir eine renommierte Mutter mit einem klangvollen Namen im Hintergrund haben. Das steigert das Interesse der Medien und das Vertrauen der potenziellen Kunden. diebank: 2010 hat Löbbecke ein Büro in Dresden eröffnet. War dies der Auftakt für eine weitere Expansion in den neuen Bundesländern? Wittig: Für eine Privatbank ist Dresden ein idealer Standort in den neuen Ländern. In der sächsischen Metropole haben sich zahlreiche inhabergeführte Unternehmen etabliert und auch eine, wenngleich kleine, Privatklientel, die die Dienstleistungen einer Privatbank zu schätzen weiß. Wie in Berlin haben wir einen repräsentativen Standort, und zwar direkt an der Frauenkirche. Vor der Übernahme 2003 waren wir auch schon einmal in Dresden vertreten, die Niederlassung wurde aber eingestellt, weil das Geschäft sich weniger rechnete. Jetzt sind wir sehr zufrieden. diebank: Sie haben die Bank seit der Übernahme von Warburg 2003 begleitet. Was waren die Meilensteine in dieser Zeit? Wittig: Erstens die Integration in die Muttergesellschaft, zweitens der Kauf der Immobilie am Bebelplatz sowie drittens die Rückkehr nach Dresden. Nach der Übernahme hat Warburg viele Dienstleistungen wie Research, größere Finanzierungen oder Dokumentationspflichten übernommen. Im Zuge der immer stärkeren regulatorischen Anforderungen, für die teure IT- Programme benötigt werden, hilft uns das enorm, die Kosten im Griff zu behalten. Mit dem Umzug in das ehemalige Gebäude der Dresdner Bank haben wir uns auch räumlich unserer neuen Größe angepasst. diebank: Klein und bescheiden wirkt das Behren Palais nicht gerade ... Wittig: Wir teilen uns rund 1.500 Quadratmeter mit der Hauptstadtrepräsentanz der Warburg Gruppe. An unserem früheren Sitz in der Fasanenstraße hatten wir rund In Berlin residiert das Bankhaus Löbbecke im Behren Palais am Bebelplatz, gemeinsam mit der Hauptstadtrepräsentanz der Mutter M. M. Warburg & CO. Bei Löbbecke blickt man auf eine über 250-jährige Tradition zurück und fühlt sich dieser verpflichtet. 34 diebank 12.2015

BANKING ó 6.000 Quadratmeter. Zu Spitzenzeiten, also Anfang der 90er-Jahre, arbeiteten rund 400 Mitarbeiter für das Bankhaus Löbbecke „alt“. Heute sind es noch rund 40. Das Bankhaus Löbbecke hatte bundesweit Filialen und war selbst im globalen Kapitalmarktgeschäft tätig. Mit der Übernahme setzte eine Redimensionierung in eine vernünftige Größenordnung ein. Die Bilanzsumme betrug Ende 2014 rund 161 Mio. €. diebank: Neben der Regulatorik beschäftigt die Branche derzeit vor allem das Thema Digitalisierung und die zunehmende Konkurrenz durch die neuen FinTechs. Wie wappnet sich das Bankhaus Löbbecke für die digitale Zukunft? Bresser: Das Thema trifft uns nicht mit derselben Wucht wie die Geschäftsmodelle der Sparkassen oder Großbanken. Aber natürlich ist uns klar, dass die digitalen Kanäle immer wichtiger werden. Unsere Mutter Warburg beschäftigt sich mit dem Thema auch mit Blick auf die zugekauften Privatbanken und entwickelt beispielsweise eine App, die auch unsere Kunden nutzen können. diebank: Das einst tadellose Image der Banker hat seit der Finanzkrise erhebliche Kratzer bekommen. Wie gehen Sie damit persönlich um? Bresser: Als Privatbanker trifft uns die Kritik ja eigentlich nicht. Wir sind nicht die Ursache der Finanzkrise gewesen. Dennoch werden wir oftmals in einen Topf geworfen. Aber als familiengeführte Bank übernehmen die Gesellschafter die volle Haftung. Das ist ein großer Unterschied zu angestellten Managern. Ganz kalt lässt einen die Kritik trotzdem nicht. diebank: Herr Bresser, Herr Wittig, vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Eli Hamacher. Die Chefs Die Chefs des Bankhauses Löbbecke holen ihre Gäste gern persönlich ab. Das passt zum Stil des Hauses, das Wert auf Kundennähe legt. Auf dem Weg vom Erdgeschoss in die repräsentativen Empfangsräume der ersten Etage erzählen die beiden schon einmal etwas über die Historie des Gebäudes, in dem ihr Arbeitgeber seit knapp zehn Jahren seinen Hauptsitz hat. Als Mitglied der Geschäftsleitung lenkt Heinrich Wittig (51) seit der Übernahme durch Warburg den Kurs des traditionsreichen Hauses. Sein Kollege Daniel Bresser (53) stieß 2006 als Generalbevollmächtigter hinzu, übernahm zunächst die Niederlassungsleitung in Braunschweig und rückte schließlich 2009 in den Vorstand auf. Seitdem teilen sich der gebürtige Niedersachse Bresser und der Schleswig-Hosteiner Wittig die Führung. Wittig ist in Hamburg aufgewachsen, wo er eine Banklehre bei der BfG machte und Die Bank Mit einer beeindruckenden Historie von 254 Jahren gehört das Bankhaus Löbbecke zu den ältesten unabhängigen Privatbanken Deutschlands. Die Brüder Johann Hermann und Johann Melchior Löbbecke hatten 1761 das Handelshaus Löbbecke in Iserlohn gegründet, zwei Jahre später wurde der Sitz nach Braunschweig verlegt. Kurz-, Bijouterie- und Metallwaren wurden gehandelt, wie damals üblich die Geschäfte über Wechsel abgewickelt. Schon früh vertrauten namhafte Kunden wie Herzog Wilhelm von Braunschweig sowie wohlhabende Familien aus der Region den Löbbeckes ihr Privatvermögen an. Mitte des 19. Jahrhunderts wandelte sich das Handelshaus zum reinen Bankhaus, reagierte damit auch auf den wachsenden Kapitalbedarf im Zuge der Industrialisierung. Sieben Generationen lang hielt sich die Familie in Managementpositionen und als Eigentümer, bis 1983 nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten das Ende der Familienära mit dem Verkauf an die Norddeutsche Landesbank eingeläutet wurde. Noch im selben ein BWL-Studium in der Hansestadt anschloss. Unüberhörbar ist immer noch sein Hamburger Akzent. Bresser studierte Jura in München. Nach Traineeships bei MM-Warburg-Brinkmann, Wirtz & Co. (wie die Bank damals noch hieß) und Baring Brothers in London durchlief der Volljurist seit 1995 diverse Stationen bei Warburg in Hamburg, Luxemburg und Berlin. Wie Wittig leitete auch Bresser mehrere Jahre das Inhaberbüro, das den Partnern von Warburg zuarbeitet. Wie Bresser ist Wittig Vollblut-Warburger, war bereits 1992 zu Warburg gekommen. Für den Job an der Spitze der 2003 zugekauften Privatbank Löbbecke qualifizierte sich Wittig mit der Übernahme von Aufgaben in allen wichtigen Abteilungen. Heute leben beide Löbbecke-Chefs in Berlin. In seiner Freizeit schätzt Wittig das Zusammensein mit seiner Frau und den drei Kindern, seinen Garten und das Golfspiel, während Bresser gern auf die Jagd geht und sich für Kunst interessiert. Jahr veräußerte die NordLB das Bankhaus an den Berliner Bankier Günter Follmer und andere Investoren. Zwischen 1983 und 1995 stieg das Bilanzvolumen von Löbbecke von 30 Mio. auf 6,3 Mrd. DM, die Zahl der Mitarbeiter auf 400. In dieser Zeit war die damals zweitgrößte deutsche Privatbank über Braunschweig hinaus nach Berlin, Frankfurt am Main, Dresden und Magdeburg expandiert. 1989 erwarb schließlich die italienische Cariplo, damals die größte Sparkasse der Welt, die qualifizierte Mehrheit und baute ihren Anteil bis 2002 auf 100 Prozent aus. 1995 verstarb Follmer, mit seinem Tod endete auch die Phase der starken Expansion. 2003 erwarb die Warburg Gruppe Löbbecke. Seit der Übernahme ist die Bank weiter deutlich geschrumpft. Viele zentrale Funktionen übernimmt inzwischen die Mutter in Hamburg. Das hilft, die Kosten im Griff zu behalten. Das Maßhalten beginnt schon bei den kleinen Dingen. Die auf die Vorhänge farblich abgestimmten Papageientulpen im Empfangsraum sehen zwar schön aus, sind aber nicht echt. 12.2015 diebank 35

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