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die bank 12 // 2015

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó FINANZMARKT lauf und

ó FINANZMARKT lauf und die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage anzugeben. Hierbei ist die Höhe der Bankenabgabe zu berücksichtigen, da im Lagebericht aus Gründen der Klarheit grundsätzlich nur auf wesentliche Sachverhalte einzugehen ist. Insbesondere im Risiko- und Prognosebericht kann der Bankenabgabe besondere Bedeutung zukommen, falls wesentliche Nacherhebungsbeiträge oder zukünftig steigende Zahlungsverpflichtungen im Zusammenhang mit der Bankenabgabe erwartet werden. Des Weiteren ist im Rahmen der Berichterstattung die Möglichkeit von Sonderabgaben zu beachten. Berechnungsweise Die Änderungen im Vergleich zur früheren, rein nationalen Bankenabgabe betreffen jedoch nicht die Höhe der Abgabe allein. Geändert wurden insbesondere die Berechnungsweise und die Verwendung der erhobenen Mittel. Aus Sicht der Unternehmensbewertung ist vor allem der Algorithmus der Bankenabgabe interessant, mindert die Bankenabgabe doch die Nettoausschüttungen an die Unternehmenseigner und damit den Unternehmenswert. So kam es bei der Einführung der alten Bankenabgabe im Jahr 2010 bereits vereinzelt zu prozentual zweistelligen Unternehmenswertverlusten. Dies lag auch daran, dass die Bankenabgabe bis zur Auffüllung des vollen Zielfonds von vormals 70 Mrd. € unbefristet zu berücksichtigen war. Zwar fällt die neue Bankenabgabe nun oftmals höher aus, ist aber aus heutiger Sicht nur bis 2024 zu entrichten. In der ewigen Rente kann mittels einer Annualisierung ein nachhaltig zu entrichtender Betrag bestimmt werden, der i. d. R. unter den jährlichen Zahlungsverpflichtungen im Planungshorizont liegen sollte. Der Gesamteffekt auf den Unternehmenswert kann – im Vergleich zum Status quo – daher sogar positiv sein. Das Risiko von zusätzlichen Sonderabgaben kann als Teil des unternehmerischen Risikos angesehen werden. Durch die Endlichkeit der Belastung wird die Eigenfinanzierung der Institute auf lange Sicht wieder verbessert und diese problematische Anreizwirkung der alten Abgabe gemildert. Nachteilig ist, dass die genaue Belastungshöhe der neuen Bankenabgabe von mittleren und größeren Instituten nur auf Erst die umfangreicheren Ausgangsdaten ermöglichen das Durchlaufen der zahlreichen Rechenschritte bis hin zur Ermittlung der Höhe der jeweiligen neuen Bankenabgabe. Im Ergebnis werden nunmehr EU-weit Mittel für das Auffangen scheiternder Institute „angespart“, zweifellos ein wichtiger Schritt im Baukasten der neuen EU-Bankenabwicklung. fl Es ist nicht auszuschließen, dass die neue Bankenabgabe steigt, wenn sich aus Sicht des einzelnen Instituts externe, nicht beeinflussbare Parameter ändern. kurze Sicht zuverlässig ermittelt werden kann. Denn Ausgangspunkt ist die Ermittlung des jährlich angestrebten Beitragsvolumens, das mithilfe der neuen Bankenabgabe gewissermaßen per Zielwertsuche umgelegt wird. Dabei kommt u. a. ein Scoring-Katalog zur Ermittlung des relativen Risikoprofils eines Instituts zur Anwendung. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die neue Bankenabgabe steigt, wenn sich aus Sicht des einzelnen Instituts externe, nicht beeinflussbare Parameter ändern, wie z. B. die Risikoprofile im Bankenmarkt allgemein oder die Bilanzstrukturen anderer Institute. Neben dem Zusammenwirken der Risikoindikatoren der Institute kommen auch bei der Bestimmung der gesamten gedeckten Einlagen und Interbankforderungen im EU-Kapitalmarkt neue Inputgrößen hinzu, deren Entwicklung bislang im Rahmen von Bankbewertungen nicht prognostiziert oder eingehender untersucht wurden. Hier kann ggf. eine vereinfachte, auf makroökonomischen Trends basierende Schätzung weiterhelfen. Ermittlung der neuen Bankenabgabe Angesichts der höheren Berechnungsintensität ist es konsequent, dass die hiesigen Institute die Meldewesen-Software der Deutschen Bundesbank nutzen, um die Ausgangsdaten hierfür mitzuteilen. Fazit Bei aktuellen Planungs- und Bewertungsaufgaben kann eine pragmatische Lösung darin bestehen, die Höhe der neuen Bankenabgabe unter Beachtung des Grundbeitrags (zu ermitteln aus der Planung des jeweiligen Instituts und den rechtlichen Vorgaben) sowie einer ergänzenden Schätzung des künftigen Risikoprofils und des Bankenmarkts fortzuschreiben. Eine Schätzung ist sinnvoll, weil zwar als Ergebnis vieler Regulierungs- und Rekapitalisierungsmaßnahmen eine Risikominderung im Sektor erreicht wurde. Ob und inwieweit dieser Prozess aber weiterhin in der Breite anhält, erscheint zu ungewiss, um eine eindeutige Entwicklungsrichtung festzulegen. Da sich der Unternehmensbewerter bereits bei der Festlegung des Betafaktors eine Meinung zum Risikoprofil seines Bewertungsobjekts bildet, kann eine Lösung darin bestehen, diese beiden Überlegungen zu verbinden. ó Autoren: Dr. Guido Hardtmann ist Associate Partner im Bereich Corporate Finance & Advisory Services, Warth & Klein Grant Thornton AG, Düsseldorf. WP StB Dirk Holzheimer ist Associate Partner der Warth & Klein Grant Thornton AG sowie Geschäftsführer der Warth & Klein Grant Thornton Revisionsunion GmbH, Düsseldorf. 14 diebank 12.2015

FINANZMARKT ó Nationale Beaufsichtigung im europäischen System INDIREKTE EZB-BANKENAUFSICHT Mit dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism, SSM) ist innerhalb der Europäischen Union einer der zentralen Pfeiler der europäischen Bankenunion entstanden. Im letzten November hat die Europäische Zentralbank die direkte Aufsicht über Banken in der Eurozone übernommen, deren Bilanzsumme jenseits von 30 Mrd. € liegt oder 20 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Mitgliedstaats ausmacht. Die übrigen Institute werden als weniger bedeutend bezeichnet und von der EZB nur indirekt beaufsichtigt. Ihr direkter Ansprechpartner bleibt grundsätzlich die jeweilige nationale Aufsicht. Doch mit welchen Änderungen sehen sich eben solche Institute zukünftig konfrontiert? Pascal di Prima | Tobias Bauerfeind Keywords: Bankenaufsicht, SSM, Europa Der europäische Verordnungsgeber und die Öffentlichkeit erwarten, dass der Einheitliche Aufsichtsmechanismus 1 für ein widerstandsfähiges Bankensystem in der Eurozone sorgt. Es ist zu erwarten, dass eine einheitliche Aufsicht in Europa besser ist als das, was die nationalen Aufseher mit nationalen Mitteln bis dato erreichen konnten. Der SSM soll neutral und nicht in nationalem Denken und Traditionen verhaftet sein. Es geht insbesondere darum, in Europa ein Level Playing Field herzustellen. Der Aufsichtsmechanismus soll Risiken, die den Finanzmarkt und in der Folge auch den öffentlichen und realwirtschaftlichen Sektor gefährden können, frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Bei den vom SSM direkt beaufsichtigten Kreditinstituten handelt es sich um insgesamt 120 Bankengruppen mit rund 1.200 Einzel-Instituten; sie halten derzeit mehr als 80 Prozent der Bankaktiva in der Eurozone. Eine direkte Aufsicht über alle Institute in der Eurozone war aus praktischen Erwägungen von vornherein nicht darstellbar. Eine zentralisierte Aufsicht wäre mit den erheblichen Nachteilen einer überbordenden Organisation, damit einhergehenden erheblichen Belastungen für alle Beteiligten und einem Verlust an regionalem Spezialwissen über die Besonderheiten der Banken in den Mitgliedstaaten verbunden gewesen. Hier sind vielmehr nationale Sprachkenntnisse für Gespräche mit dem Vorstand, den Mitarbeitern und den Blick in die Akten unabdingbar. Zudem wäre es nicht denkbar gewesen, innerhalb einer solch kurzen Zeit eine direkte Aufsicht über alle Banken in der Eurozone aufzubauen. Zentralisierung und Regionalität müssen zukünftig demgemäß in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Die Gruppe der weniger bedeutenden Institute Entscheidend für die insgesamt 3.500 indirekt durch die EZB beaufsichtigten Institute ist, dass der nationale Aufseher grundsätzlich der direkte Ansprechpartner für die Institute ist und in der Regel auch die entsprechenden Aufsichtsentscheidungen trifft. Nichtsdestotrotz ändert sich auch die Aufsicht über die weniger bedeutenden Institute, da der SSM den Aufsichtsansatz der nationalen Aufsicht grundlegend beeinflusst. Der SSM steuert durch Vorgaben, Richtlinien und Empfehlungen die nationale Aufsicht der weniger bedeutenden Institute. Ziel ist es indes nicht, die Aufsicht insgesamt zu vereinheitlichen. Die Maxime ist vielmehr, innerhalb der Eurozone ein einheitlich hohes Aufsichtsniveau sicherzustellen. Zur Gruppe der weniger bedeutenden Institute zählen sowohl rein regional tätige Banken mit recht einfachen, aber auch grenzüberschreitende Institute mit sehr komplexen Geschäftsmodellen. Die Unterschiede in der Bilanzsumme dieser Institute reichen von nur wenigen Mio. € bis knapp unter die 30 Mrd. €-Grenze. Aufgrund ihrer zahlreichen Genossenschaftsbanken und Sparkassen vereinen Deutschland mit etwa 1.700 Banken und 48 Prozent der Institute und Österreich mit 564 Banken und 16 Prozent der Institute – zusammengenommen insgesamt acht Prozent der Bankaktiva der Eurozone – den größten Teil der weniger bedeutenden Instituten auf sich. Was bedeutet indirekte Aufsicht der EZB? Die indirekte Aufsicht durch die EZB besteht aus zwei Elementen, der Systemaufsicht und der Aufsicht über Institute und Sektoren. Während die Systemaufsicht darauf abzielt, insbesondere durch ein 12.2015 diebank 15

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