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die bank 11 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

GENERALISTEN STATT

GENERALISTEN STATT THEMENSPEZIALISTEN Digitale Agenda óó Den meisten Banken fällt es nach wie vor schwer, die für die Digitalisierung notwendigen Kompetenzen intern aufzubauen und Fachkräfte zu rekrutieren. Wie eine Studie von Hays und PAC zeigt, setzen Finanzinstitute – im Vergleich zu industrienahen Branchen – bei den digitalen Themen viel stärker auf Hochschulabsolventen (62 Prozent) als auf erfahrene Experten (31 Prozent). Gefragt sind dabei jedoch keine Themenspezialisten, sondern Generalisten. Dabei prägt die Digitalisierung die Arbeitswelt immer mehr. In jeder dritten Bank beschäftigen sich die Mitarbeiter zu mindestens 30 Prozent ihrer Arbeitszeit mit der Digitalisierung von Services, Produkten und Prozessen. Und die Tendenz ist weiter steigend. So rechnen 80 Prozent der befragten Führungskräfte mit einer Zunahme des Zeitanteils digitaler Themen. Vier von zehn Befragten gehen sogar von einer deutlichen Zunahme aus. Um die digitalen Kompetenzen zu verbessern, setzen Banken auf strukturelle Maßnahmen wie den Ausbau von Projektarbeit (51 Prozent) und eine bessere technische Ausstattung von Mitarbeitern (35 Prozent). Für die Projektarbeit wird dabei meist auf externe Ressourcen zurückgegriffen: Sechs von zehn Banken beauftragen Dienstleister, 13 Prozent Freiberufler und knapp 20 Prozent beschäftigen Zeitarbeiter. GEHALTSENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND Mäßig steigende Löhne óó Die Löhne und Gehälter in Deutschland sind im Jahr 2016 um 2,5 Prozent gestiegen. Aufgrund der niedrigen Inflation von 0,3 Prozent bleiben damit 2,2 Prozent mehr Geld im Portemonnaie. „Dieses Plus droht im Folgejahr jedoch deutlich niedriger auszufallen“, betont Thomas Gruhle, Vergütungsexperte der Korn Ferry Hay Group. Denn die Europäische Kommission prognostiziert für Deutschland im Jahr 2017 eine Inflation von 1,5 Prozent. Insgesamt sind die Löhne und Gehälter im laufenden Jahr jedoch um 0,2 Prozent weniger gestiegen als im Vorjahreszeitraum. Besonders Industrie, Maschinenbau und die Automobilbranche waren bei Gehaltsanpassungen deutlich restriktiver als noch im Vorjahr. Die größten Gehaltszuwächse konnten dabei Führungskräfte erzielen. So verdienen Manager heute 6 Prozent mehr als 2008, dem Beginn der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Der Unterschied zu einfachen Angestellten ist dabei allerdings weniger groß als vermutet. Einsteiger und Mitarbeiter mit einfachen Aufgabenfeldern erhalten heute 4,2 Prozent mehr Lohn, Professionals und Spezialisten 4,7 Prozent. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei den Steigerungen der Reallöhne seit 2008 auf dem vierten Platz. Nur Kanada, Australien und Frankreich rangieren vor Deutschland. Das reale Gehaltsniveau in den USA, in Japan und im Vereinigten Königreich ist dagegen gesunken. UMFRAGEN BELEGEN DEFIZITE – KOSTENLOSE WEITERBILDUNG IM INTERNET MÖGLICH Deutschen fehlt es weitenteils an Finanzwissen óó Mehr Wirtschaftsunterricht in Schulen, um das Wissen über finanzielle Zusammenhänge zu verbessern, wird schon lange und vielfach gefordert, so auch vom Bankenverband. In einer Studie der Norton School an der University of Arizona heißt es nun, das könne das Problem nur bedingt lösen. Viel wichtiger sei die Rolle der Eltern. Aber wie können die ihrem Nachwuchs etwas beibringen, wenn sie selbst große Lücken im Finanzwissen aufweisen? Ziel der finanziellen Allgemeinbildung soll es laut gängiger Definition sein, dass jeder fähig ist, sämtliche finanziellen Aspekte seiner Existenz sinnvoll und zu seinem Vorteil nutzen zu können. Ohne dringend benötigtes Finanzwissen entscheiden Verbraucher aber nach ihrem Bauchgefühl oder verlassen sich komplett auf einen Berater. Der „finanzielle Analphabetismus“ ist gut belegt: Nur 53 Prozent aller Befragten in Deutschland können drei simple Fragen zum Thema Geldanlage korrekt beantworten (Journal of Economic Literature); acht von zehn Teilnehmer einer GfK-Studie sagten, sie brauchten mehr Finanzbildung. Finanzwissen sollte Bestandteil des Familienlebens sein, meint Finanzberater Frank Frommholz. Attraktive Angebote zur individuellen Weiterbildung ließen sich ganz einfach mithilfe des Internets schaffen, wo riesige Informationsmengen jederzeit und kostenlos genutzt werden können. Ein Beispiel für ein solches Angebot ist das Portal Finanzkun. de, eine Privatinitiative praktizierender Finanzberater, die ihr Wissen mit täglich mehreren Artikeln kostenlos dem bildungswilligen Verbraucher anbieten – damit es nicht dabei bleibt, dass Verbraucher einem Beratungsgespräch nicht angemessen folgen können und aus Scham potenziell unsinnige Abschlüsse unterschreiben. Als Negativ-Beispiel mangelnder Entscheidungsgrundlagen führt Frommholz Baufinanzierungen in der aktuellen Niedrigzinsphase an, in der sich nahezu jeder Interessent rein rechnerisch eine Immobilie leisten könne. Die beträchtlichen Gefahren einer Zinswende in Verpflichtungszeiträumen von nahezu 30 Jahren würden dabei oft ausgeblendet. „Die Immobilien- und Bankverkäufer sehen das anders und reden die Probleme routiniert schön. Die wichtigste, wirtschaftliche Entscheidung im Leben wird für viele junge Familien möglicherweise zu einem Desaster. Nur ein wirtschaftliches Grundverständnis bewahrt vor solchen Fehlentscheidungen“, sagt der Berater. 60 diebank 11.2016

Beruf & Karriere Trends JUNGE AUSZUBILDENDE Mehr Konsum, weniger Vorsorge óó Obwohl längst bekannt ist, dass die staatliche Rente für die junge Generation aufgrund des demografischen Wandels nicht mehr ausreichen wird, nimmt die Sparneigung der unter 30-Jährigen ab. Laut einer Untersuchung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands bilden gut 50 Prozent der 24- bis 29-Jährigen keine Rücklagen für das Alter. Der Trend zur Vorsorge ist sogar rückläufig. Gleichzeitig steigt hingegen die Konsumlaune der Jugendlichen und jungen Erwachsenen: 15 Prozent der Befragten gaben an, mehr Geld ausgegeben zu haben als im Vorjahr. 18 Prozent wollen künftig sogar noch mehr ausgeben. Dass es auch anders geht, zeigt die andere Hälfte der unter 30-Jährigen. Immerhin jeder Zweite (47 Prozent) sorgt aktiv für das Alter vor oder beschäftigt sich zumindest mit dem Thema. „Je früher junge Menschen mit der Vorsorge beginnen, desto leichter lässt sich schon mit kleinen Beträgen über die Zeit ein solides finanzielles Fundament aufbauen“, sagt Monika Grave von der LBS. Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen lohnt es sich zum Beispiel, über Wohneigentum nachzudenken. Denn laut Trendindikator 2015, einer Untersuchung von TNS Infratest, möchte jeder dritte unter 30-Jährige in den nächsten zehn Jahren eine Immobilie kaufen oder bauen. 61 Prozent sehen Haus und Grundbesitz sogar als die beste Geldanlage an. BETRIEBLICHE ALTERSVORSORGE Flexi-Rente sinnvoll? óó Obwohl flexible Modelle der Alterssicherung grundsätzlich zu begrüßen seien, warnen die Experten von Aon Hewitt davor, das Modell der Flexi-Rente auf die betriebliche Altersversorgung zu übertragen. Wie Carsten Hölscher betont, würden betriebliche Teilrenten den Verwaltungsaufwand in die Höhe treiben, den Arbeitnehmern jedoch keinen Vorteil bringen. Für eine Teil-Betriebsrente müssten Anwartschaften zunächst geteilt und dann separat verwaltet werden. Sollte noch eine Scheidung hinzukommen, müsste der Anspruch erneut auseinandergerechnet werden. „Da ist es viel sinnvoller, die Betriebsrente erst nach der Zeit des Teilrentenbezugs in Anspruch zu nehmen. Das erhöht das verfügbare Einkommen beim endgültigen Eintritt in den Ruhestand“, erläutert Hölscher. Er warnt deshalb vor einer gesetzlichen Verpflichtung zur Einführung betrieblicher Teilrenten. Schon heute würden vor allem kleine und mittlere Unternehmen den bürokratischen Aufwand scheuen. Mit einer gesetzlichen Verbindlichkeit verstärke sich diese Haltung mutmaßlich, was letztendlich zulasten der Arbeitnehmer ginge. TRADITIONELLE BANKEN Jobangebot schrumpft óó Im Gegensatz zum Jobangebot in der klassischen Bankenbranche, weist der Stellenmarkt der FinTech-Start-ups ein kontinuierliches Wachstum auf. Wie die Metajobsuchmaschine Joblift in einer aktuellen Untersuchung zeigt, schreiben deutsche FinTech-Unternehmen derzeit etwa 530 Jobs auf ihrer Plattform aus. Betrachtet man die traditionelle Bankenbranche, so zählt man etwa 8.930 aktive Jobangebote. Doch auch, wenn im FinTech-Bereich zurzeit deutlich weniger Stellen vakant sind, lag das durchschnittliche monatliche Wachstum der Jobanzeigen im letzten Jahr bei rund 4 Prozent. Die Bankenbranche hingegen erfuhr einen leichten Rückgang des Stellenmarkts von monatlich etwa 1 Prozent. Gesucht werden hier hauptsächlich Bankkaufleute, vor allem für die Kundenberatung beziehungsweise -betreuung (17 Prozent). FinTech-Unternehmen verlangen jedoch andere Berufsprofile als der klassische Bankensektor. 18 Prozent der von diesen ausgeschriebenen Stellen richten sich dabei an Software- und Webentwickler. Durch die immer stärker werdende Digitalisierung könnte der klassische kaufmännische Angestelltenberuf daher überflüssig werden, während die Nachfrage nach hoch qualifizierten IT- sowie Marketing- und Vertriebsspezialisten zunehmend wachsen dürfte. 11.2016 diebank 61

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