ó BETRIEBSWIRTSCHAFT 4 Beispielhafte Bewertung der Haupttreiber für zwei Beispielereignisse in den zwei Beispielbanken Datenleck Handelsverlust Universalbank Regionalbank Universalbank Regionalbank Kernkompetenz Hoch Hoch Mittel Mittel Verantwortlichkeit Vertrauen/ Integrität Hoch Hoch Mittel Hoch Hoch Mittel Mittel Hoch Attraktivität Niedrig Mittel Niedrig Niedrig 5 Beispielhafte Bewertung der zwei RepRisk-Beispiele in den Beispielbanken Datenleck Handelsverlust Universalbank Regionalbank Universalbank Regionalbank Kunden 53 % 23 % 28 % 15 % Mitarbeiter/ Bewerber 21 % 14 % 11 % 20 % Aufsicht 63 % 3 % 32 % 3 % Eigentümer 32 % 63 % 16 % 51 % Gesamt 42 % 26 % 21 % 22 % Der Score ergibt sich durch Anwendung einer beispielhaft gewählten arithmetischen Skala (gering = 1, mittel = 5, hoch = 10) und Multiplikation der Parameter/Einwertungen sowie Addition je Stakeholder und Haupttreiber gemäß obenstehender Formel. die Haupttreiber Kernkompetenz und Verantwortlichkeit als „hoch“ eingestuft werden ” 4. Das Gesamtergebnis fällt hier jedoch aufgrund der unterschiedlichen Bedeutung der Stakeholder deutlich verschieden aus. Im Gesamtergebnis (mit 26 Prozent Gesamtbewertung deutlich niedriger als bei der Universalbank, ” 5) würde dies für den Stakeholder Eigentümer zum höchsten Ergebnis im Vergleich zu Kunden bzw. Aufsicht führen. Dies unterstreicht die hohe Bedeutung der Stakeholder neben den Haupttreibern bei der Bewertung von Reputationsrisiken. Dafür sei folgendes Szenario skizziert: In der Presse erscheinen Berichte über hohe Verluste, welche die Bank in Fonds mit hochgradig gehebelten Zins- und Währungswetten eingefahren hat. Dadurch sind möglicherweise zum einen Kundengelder, aber auch Teile des Eigenkapitals gefährdet. Das Ereignis könnte für die Universalbank folgendermaßen bewertet werden ” 4: In den Treibern Kernkompetenz, Verantwortlichkeit und Vertrauen / Integrität ergäbe sich eine mittlere Bewertung. Es könnte davon ausgegangen werden, dass die getätigten Geschäfte dem Geschäftsmodell und der Marktstellung der Bank entsprechen. Die Attraktivität der Marke wäre erst im Wiederholungsfall nachhaltig betroffen. Aufgrund der vorab festgelegten Parametrisierung ergibt sich eine mittelhohe Bedeutung für die Stakeholder Aufsicht und Kunden. (Gesamtbewertung 21 Prozent, ” 5). Für die Regionalbank ergibt sich ein leicht anderes Bild ” 4. Der eingetretene Schadensfall widerlegt offensichtlich die Wahrnehmung eines bodenständigen, regional verankerten Instituts mit hoher Sicherheit, sodass die Haupttreiber Verantwortlichkeit und Vertrauen / Integrität hoch einzuschätzen sind. Im Ergebnis ergibt sich mit der vorab getroffenen Parametrisierung eine zwar nur leicht höhere Gesamtbewertung (22 Prozent), jedoch eine überragende Bedeutung für die Eigentümer, sodass unmittelbar Kommunikationsmaßnahmen zu ergreifen wären. Fazit Die beiden Beispiele zeigen, wie das vorgestellte Scoring-Modell eingesetzt werden kann. Hierbei ist festzustellen, dass RepRisk- Ereignisse sehr unterschiedlich auf die Stakeholder wirken können. Durch vorab festgelegte Definition und Parametrisierung von Haupttreibern und Stakeholdern kann zügig eine qualitative Bewertung sowohl als Gesamtergebnis als auch auf Ebene jedes Stakeholders erfolgen. Dies ermöglicht eine Indikation für die Sinnhaftigkeit und Effizienz von Präventionsmaßnahmen bzw. für das Krisenmanagement von RepRisk-Ereignissen. Sind Haupttreiber wie Kernkompetenz und Verantwortlichkeit durch ein Reputationsereignis stark betroffen, sind – fast unabhängig von der Institutsgröße - vorab festgelegte präventive und reaktive Maßnahmen zu empfehlen. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass das beschriebene Verfahren als mögliches Bewertungsmodell eingesetzt werden könnte, in der Praxis in seiner Vollständigkeit bisher jedoch nicht im Einsatz ist. ó Autoren: Prof. Dr. Thomas Kaiser ist Director der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Bereich Financial Services und Honorarprofessor für Risikomanagement an der Goethe Universität Frankfurt. Anja Hirt-Schlotmann ist Senior Referentin bei der DZ BANK AG im Bereich Risikocontrolling operationelle und Reputationsrisiken. Friedemann Kühn verantwortet das Thema Reputationsrisiken innerhalb des Risikocontrollings der KfW-Bankengruppe. Quellen: Beil, Thomas / Merl, Petra „Reputationsrisiko-Management: Best Practice bei der HVB“, die bank, 12.2012. European Banking Autority: Guidelines on common procedures and methodologies for the supervisory review and evaluation process (SREP), London 2014. Haackert, Michael et al. „Best Practice des RepRisk-Managements”, RISIKO MANAGER 20/2013. Kaiser, Thomas / Merl, Petra (Hrsg.): Reputational Risk Management in Financial Institutions, RiskBooks, London 2014. 42 diebank 11.2016
BETRIEBSWIRTSCHAFT ó Sponsoren Reputationsrisiken meistern – aber wie? Erkennen – Bewerten – Handeln Das RepRisk Forum ist eine Veranstaltung des Institute of Operational Risk (IOR) und der Zeitschrift RISIKO MANAGER. Experten von Banken und Versicherungen, aus anderen Branchen, von der Aufsicht und der Beratung widmen sich der Analyse des derzeitigen Stands im Reputationsrisiko-Management und erörtern die vor den Beteiligten liegenden Herausforderungen. Das RepRisk Forum dient generell der Förderung persönlicher Kontakte und dem intellektuellen Austausch mit Geschäftspartnern und Kollegen sowie dem Transfer von Fachwissen und der Identifizierung zukunftsrelevanter Themen im RepRisk-Management. Information & Anmeldung: Stefan Lödorf | Bank-Verlag GmbH Telefon: 0221/5490-133 | events@bank-verlag.de Jetzt anmelden events@ bank-verlag.de www.repriskforum.de 11.2016 diebank 43
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