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die bank 11 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BANKING über Car2go

ó BANKING über Car2go zur Verfügung. Nicht zuletzt sollen solche Angebote dazu beitragen, die Zurückhaltung der Deutschen beim Kauf von E-Fahrzeugen zu mildern. Dass sich die grüne Technik auf Dauer durchsetzen wird, davon ist Reiner überzeugt. „Wir müssen die Technik erlebbar machen.“ Größter Bremsklotz sei noch die Batterieleistung, aber die Technologie werde künftig deutliche Fortschritte machen. Im Wettbewerb mit anderen Banken und FinTechs Der Einsatz von Telematik ermöglicht neue Tarifmodelle bei den Versicherungen. In Kürze sollen Tarife mit einem fixen und einem variablen Teil kommen, sagt Reiner. „Fährt ein Fahrer nachweislich besonders umsichtig, zahlt er mit der telematikbasierten Autoversicherung weniger als der sportliche Autofahrer.“ Telematikboxen würden bereits serienmäßig in der E-Klasse verbaut, die dann die notwendigen Daten erheben könnten. Bis zu 20 Prozent können die Fahrer über den Nachweis guten Fahrverhaltens sparen. Zur Bestimmung der Prämie werden die Werte der ECO-Anzeige im Wagen herangezogen, die belegen, wie ökonomisch der Kunde fährt. „Voraussetzung ist natürlich, dass die Box mit Zustimmung des Leasingnehmers aktiviert wird“, stellt Reiner klar. „Wir investieren 500 Mio. € bis ins Jahr 2018 in unsere IT-Systeme“, kündigt der Manager an. Bei den Produktinnovationen legt er Wert darauf, dass die Entwickler von Daimler schon früh mit den Bankern zusammenarbeiten, um Potenziale für neue Finanz-Produkte zu erschließen. Auch digitale Vertriebskanäle gewinnen bei den Autobauern zusehends an Bedeutung. Seit 2014 können Daimler-Kunden auf das komplette Angebotsportfolio online zugreifen, hierzu gehören auch entsprechende Finanzdienstleistungslösungen. Die Strategie scheint in die richtige Richtung zu gehen. Mehr als die Hälfte der Kunden könnte sich vorstellen, das Fahrzeug künftig auf der Webseite des Herstellers direkt online zu bestellen. Zwei von fünf Kunden wären darüber hinaus daran interessiert, auch die passende Finanzdienstleistung direkt online abzuschließen. Vor der Zentrale der Mercedes-Benz Bank tanken gerade drei Smarts von Daimlers Carsharing-Anbieter Car2go Strom. Obwohl die Bankmitarbeiter alle sechs Monate ein neues Daimler- Modell als Dienstwagen testen können, bleiben sie für Mobilitäts-Alternativen offen. Mit dem Smart könne man zum Beispiel zum Flughafen fahren, nach der Landung in ein MyTaxi springen, zum nächsten Termin wieder auf ein Car2go umsteigen, bevor man die Heimreise antrete, erklärt Reiner. Und künftig werde noch eine Variante hinzukommen. „Nach der Ankunft am Flughafen ruft man per App ein autonomes Fahrzeug und lässt sich zum Ziel chauffieren, während man einen Film schaut oder ein Meeting vorbereitet.“ Für die Finanzdienstleister der Automobilkonzerne sind das attraktive Aussichten. ó „Es gibt noch Nachholbedarf“ INTERVIEW Als Direktor des Deutschen Instituts für Corporate Finance (www.dicf.de) verfolgt Prof. Dr. Dr. Joachim Häcker die Entwicklung der Autobanken seit Jahren. Gleichzeitig lehrt der 48-Jährige Internationale Finanzwirtschaft an der Hochschule München. Praktische Erfahrungen sammelte der Diplom-Kaufmann in verschiedenen Positionen bei PricewaterhouseCoopers, der Deutschen Bank sowie zuletzt als Vice President bei Rothschild in Frankfurt und London. Häcker spielt leidenschaftlich gern Klavier und scheut auch sportlich als elffacher Ironman (Triathlon mit Schwimmen über 3,86 km, Radfahren 180,25 km und Laufen 42,2 km) keine Herausforderungen. diebank: Herr Professor Häcker, das Geschäft der Autobanken floriert, während viele universal aufgestellte Geschäftsbanken kämpfen. Wie erklären Sie sich deren Erfolg? Häcker: Autos werden immer seltener bar bezahlt. Finanzierung und Leasing werden immer populärer. Viele Kunden fragen sich, warum sie bei dem aktuell sehr niedrigen Zinsniveau bar bezahlen sollen. Mit Blick auf die Opportunitätskosten kann der potenzielle Autokäufer z. B. über eine Neuwagenfinanzierung von 1,9 Prozent nachdenken. Aus Sicht der Hersteller bietet sich der Vorteil, dass trotz hohen Konkurrenzdrucks die Preise durch die Autobanken relativ stabil bleiben können. Anstatt dem Kunden einen Preis-Discount zu geben, kommt man ihm bei den Finanzierungskonditionen entgegen. Dadurch sind die Restwerte der Autos nicht in Gefahr, und das Gebrauchtwagengeschäft kann profitabel betrieben werden. diebank: Welche Bedeutung haben die Finanzdienstleistungen der Autobanken für die Automobilwirtschaft? Häcker: Captives sind Dienstleister und digitaler Kanal der Automobilkonzerne (OEM), die deren finanzielle Flexibilität erhöhen. Mit einem stabileren Ergebnisbeitrag der Captives kann der OEM das Ergebnisrisiko im Konzern diversifizieren. Die Risikodiversifikation schlägt sich in einem nachhaltigeren Rating der 28 diebank 11.2016

BANKING ó OEMs nieder. ABS-Transaktionen der Captives entlasten die OEM von Risiken aus der Absatzfinanzierung und leisten einen Beitrag zur Refinanzierung und zum Bilanzmanagement. Sie reduzieren die Abhängigkeit der OEMs von den Banken und ermöglichen einen direkten Zugang zur Zentralbank. Die Autobanken eröffnen dem OEM zudem die Vorteile einer längeren Markentreue der Kunden, einer kürzeren Haltedauer und einer höheren Ausstattung. Durch Captives können auch Nicht-Markenfahrer gewonnen und der Rabattdruck gemildert werden. Die Autobanken stabilisieren wesentliche Teile der automobilen Wertschöpfungskette (Versicherungen und Services, Mobilitätsdienstleistungen, After Sales, Reparatur und Wartung). diebank: Wo sehen Sie Schwächen der Autobanken? Häcker: Es gibt noch Nachholbedarf insbesondere im Bereich Kundendatenanalyse. So muss ein Kunde eine Kreditprüfung durchführen, obwohl er 50.000 € Tagesgeld hat. Auch der Internetauftritt der Autobanken ist noch verbesserungswürdig. Der Kunde sollte mehr ins Zentrum gerückt werden. Beispielsweise nach dem Motto: Wie viel BMW, Mercedes, VW etc. kann ich mir für mein Budget leisten? Die OEMs und Captives sind im Bereich Sales noch zu sehr auf die Technik fokussiert. Hier stehen die Autobanken momentan noch hinter den Retailbanken. diebank: Wie oft kommt es Ihrer Einschätzung nach zu Kreditausfällen, weil der Kunde die Raten nicht mehr zahlen kann? Und wie stark leiden die Banken darunter? Häcker: Wir haben aktuell in Deutschland historisch niedrige Kreditausfallquoten von ca. 0,3 bis 0,4 Prozent. diebank: Es wird sicherlich auch Unterschiede innerhalb der Branche der Autobanken geben. Welches Geschäftsmodell ist aus Ihrer Sicht besonders zukunftsträchtig? Häcker: Das Vertreiben von sog. White-Label-Produkten, die nicht unter der eigenen Marke verkauft werden, wird langfristig nicht das zukunftsträchtige Geschäftsmodell sein. Es geht vielmehr darum, ein eigenes Captive-Business aufzubauen. Erfolgreich im Markt wird derjenige sein, der den Kunden mit einem Mobilitätsservice versorgen kann. Es geht also darum, einen Mobility Mix anzubieten, der zusätzlich z. B. auch Leasing, Finanzierung, Kurz- und Langfristmiete enthält. diebank: Schon heute werden gut 80 Prozent der Autokäufe in Deutschland finanziert, in den USA sind es sogar 90 Prozent. Allmählich wird also auch hierzulande die Luft dünner. Wie wird sich der Wettbewerb künftig entwickeln? Häcker: Wachstumspotenzial besteht unter anderem darin, dass die Produktpalette erweitert wird. Vorstellbar ist die Erweiterung in Richtung Garantie, Versicherung, Wartung und Fullservice (z. B. Winterräder). Oder indem Kombiprodukte angeboten werden. Ein Leasingvertrag für einen Kleinwagen könnte beinhalten, dass der Kunde für drei Wochen im Sommerurlaub auf einen Kombi zurückgreifen kann. diebank: Angeblich steht auch Hyundai-Kia in den Startlöchern und will Ende des Jahres in Frankfurt eine Autobank gründen. Aus welcher Richtung könnten weitere Wettbewerber kommen? Häcker: Andere Wettbewerber könnten aus den Emerging Markets kommen. Hier wäre China zu nennen. Auch der indische Mischkonzern Tata (u. a. Land Rover, Jaguar) könnte eine wichtige Rolle spielen. Mietwagenfirmen dürften von einer Tendenz zu immer mehr kurzfristigen Mieten profitieren. Bezogen auf das Internet ist auch denkbar, dass Unternehmen wie Mobile.de eine Rolle spielen werden. diebank: Wo sehen Sie künftig noch Herausforderungen und Bedrohungen? Häcker: Der Regulierungsdruck trifft auch die Autobanken. Darüber hinaus wird das autonome Fahren die Branche vor neue Herausforderungen stellen. Wenn die Nutzung (nicht der Besitz) von Fahrzeugen immer wichtiger wird, müssen die Hersteller und mit ihnen die Banken auf diesen Trend reagieren. Sind Geschäftsmodelle wie Uber erfolgreich, so wird dies eher zu einer Reduktion der Gesamtanzahl von Fahrzeugen führen. diebank: Professor Häcker, vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Eli Hamacher. Herstellerverbundene Finanzdienstleistungen 2014-2015 2015 2014 1.540.568 + 3 % 1.495.890 2015 38.829 + 6 % 2014 36.685 2015 104.050 + 5 % 2014 98.981 2015 2014 + 3 % 20.327 19.704 Quelle: Arbeitskreis Autobanken 2016. 2015 2014 + 2 % 30.006 29.437 Vertragszugang Neufahrzeuge (Einheiten) Vertragszugang Neufahrzeuge (Wert in Mrd. €) Vertragsbestand (Wert in Mrd. €) Durchschnittliche Kreditsumme Privat Durchschnittliche Kreditsumme Gewerblich 11.2016 diebank 29

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