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die bank 11 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó FINANZMARKT 2

ó FINANZMARKT 2 Häufigkeitsverteilung der höchsten Renditen des S&P-500 im US-Wahlzyklus 3 35,7 % Wahljahr 21,4 % Nachwahljahr 25,0 % Mittelwahljahr 17,9 % Vorwahljahr Häufigkeitsverteilung des Halloween-Effekts im US-Wahlzyklus 64,29 % Wahljahr 69,64 % Vorwahljahr 48,21 % Mittelwahljahr 50,00 % Nachwahljahr stimmte Saisonalitäten verstanden, bei denen spezifische Monate oder Jahreszeiten zu signifikant höheren Renditen führen. So konnte der Januar-Effekt in einigen Studien nachgewiesen werden. Dabei erweist sich der erste Monat des Jahres als signifikant starker Börsenmonat. Im Gegensatz dazu stellt der September den statistisch schlechtesten Börsenmonat dar. Auf den Halloween-Effekt als mehrmonatige Anomalie wird weiter unten eingegangen. Untersuchungsgegenstand zahlreicher anderer Studien, die sich der Analyse von Anomalien am Kapitalmarkt widmen, ist der Einfluss verschiedener Zyklen auf die Kursentwicklung. So unterstellt beispielsweise der Mondphasen-Effekt, dass Aktienrenditen bei Vollmond schlechter verlaufen, da viele Menschen um die Vollmondphase herum unruhiger schlafen und dadurch psychisch belastet sind. Andere Studien analysieren, welchen Einfluss der Beginn des Börsenjahrs auf den Verlauf des Gesamtjahrs hat. Die Fünf-Tages-Regel drückt aus, dass die ersten fünf Januartage ausschlaggebend für den weiteren Verlauf sind. Fallen diese ersten Tage positiv aus, so endet das Börsenjahr in der Mehrheit der Fälle höher. Der Juglar-Effekt besagt, dass zahlreiche konjunkturelle Zyklen rund neun Jahre andauern und sich diese Zeiträume als Bullen- und Bärenmärkte ebenfalls an der Börse widerspiegeln. Auch der US-Präsidentschaftszyklus ist Gegenstand einiger Untersuchungen, dessen Auswirkung auf Kurse nachfolgend genauer erläutert wird. Zahlreiche dieser am Kapitalmarkt auftretenden Anomalien wurden bereits empirisch untersucht und zum Teil aufgeklärt. Einige Ergebnisse bieten dabei nützliche Hilfestellungen für die Praxis und finden breite Anwendung. Andere dagegen sind umstritten und bieten keinen größeren Mehrwert. Anomalien, die jedoch in Verbindung mit bestimmten Ereignissen zu langfristig aussagekräftigen Renditemustern geführt haben, können die Anlagestrategien von Investoren unterstützen. Auch wenn die Vorhersage von Kursen im Widerspruch zur Hypothese der Informationseffizienz steht, ist zumindest festzustellen, dass bestimmte Anomalien in der Praxis rege betrachtet und zur Kursprognose herangezogen werden. US-Präsidentschaftszyklus und Halloween-Effekt Der vierjährige Präsidentschaftszyklus lässt sich in ein Wahljahr, Nachwahljahr, Mittelwahljahr und Vorwahljahr unterteilen. Ziel von wissenschaftlichen Studien ist, den Zusammenhang von US-Wahlen und Aktienrenditen theoretisch zu erklären und empirisch zu messen. Verschiedene Studien kommen dabei im Ergebnis zu bestimmten Renditemustern innerhalb eines Präsidentschaftszyklus, die sich auf theoretischer Basis wie folgt erklären lassen: ó ó Wahljahr: Im Jahr der Präsidentenwahl kommt es häufig in den Monaten vor der Wahl zu einer ausgeprägten Sommerrallye, da Politiker im Vorfeld von Wahlen meist ökonomische Versprechen abgeben, die die Börsen zuversichtlich stimmen und das Börsenjahr auf Jahreshoch beenden lassen. ó ó Nachwahljahr: Ein neu gewählter Präsident nutzt den Beginn seiner Amtszeit in der Regel dazu, auch unpopuläre Entscheidungen wie Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen zu treffen. Diese sorgen an den Börsen für eine schlechte Stimmungslage, die die Kurse im Jahr nach der Wahl belastet. ó ó Mittelwahljahr: Die negative Stimmungslage hält bis zur Hälfte des zweiten Nachwahljahrs an. In Erwartung neuer ökonomischer Impulse dreht die Stimmung ab dem Herbst ins Positive und mündet in eine längere Aufwärtsbewegung der breiten US-Indizes. 10 diebank 11.2016

FINANZMARKT ó ó ó Vorwahljahr: Die Präsidentschaftskandidaten beginnen bereits im Jahr vor der Wahl damit, ihre potenziellen Wähler mit neuen Versprechen (z. B. Steuererleichterungen) für sich zu gewinnen und alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dies führt in aller Regel zu einem steigenden Aktienmarkt. Der Halloween-Effekt beschreibt im Allgemeinen die Tatsache, dass sich Aktienkurse statistisch am besten im Zeitraum zwischen November und April entwickeln. Dieses saisonale Phänomen wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. Keine übereinstimmende Klarheit besteht allerdings hinsichtlich des genauen Zeitraums der positiven Börsenmonate, denn manche Studien sehen nicht den April, sondern den Juli als optimalen Ausstiegzeitpunkt. In den Studien besteht zumindest aber Einigkeit hinsichtlich des Zeitraums, in dem sich ein Investor statistisch betrachtet vom Aktienmarkt fernhalten sollte. So stellen die Börsenmonate August und September die schlechtesten Monate dar. Größere Kurseinbrüche in den letzten 15 Jahren fanden genau in diesem Zeitraum statt, bedingt z. B. durch die Terroranschläge des 11. September 2001, die Lehman-Brothers-Pleite im September 2008 oder das Aufkochen der europäischen Schuldenkrise im Sommer 2011. Grundlagen der empirischen Untersuchung In die Analyse gehen alle Monatsrenditen der Jahre 1792 bis 2015 ein. In der Summe stützt sich die Analyse somit auf 2.688 Beobachtungen, woraus sich 672 Beobachtungen für jedes der vier Jahre in einem US-Wahlzyklus ergeben. 1 Darüber hinaus spielt die Risikobereinigung von Renditen eine zentrale Rolle, um den Anlageerfolg zu messen. Die Risikobereinigung erfolgt in dieser Untersuchung mithilfe der Sortino Ratio, die eine Modifikation der Sharp Ratio darstellt. Hierbei werden bei der Berechnung der Volatilität (im Nenner) nur die negativen Renditen mit einbezogen. Die Risikoberechnung ausschließlich auf Basis von negativen Renditen wird im Allgemeinen mit der Kennzahl Downside Risk ausgedrückt. Zusammenfassend stellt sich die Sortino Ratio formal wie folgt dar: Sortino Ratio = (Aktienrendite - Risikoloser Zinssatz) Downside Risk Empirische Ergebnisse Wie aus ” 1 hervorgeht, konnten Anleger in der Vergangenheit im Wahljahr die durchschnittlich höchste Rendite bei einem optimalen Rendite-Risiko-Verhältnis gemäß der Sortino-Ratio er- zielen. Versprechen der Präsidentschaftskandidaten vor der Wahl scheinen also tatsächlich den Aktienmarkt zu beflügeln und die Kurse zum Steigen zu bringen. Von den vier Jahren des US-Präsidentschaftszyklus fällt das Nachwahljahr mit der geringsten Rendite und der niedrigsten Sortino-Ratio eindeutig aus der Reihe. Nach der Wahl scheint also Ernüchterung durch unpopuläre Entscheidungen des neu gewählten Präsidenten einzutreten, was belastend auf die Kurse wirkt. Auch wenn die Renditen im Wahljahr im Durchschnitt am höchsten ausfallen, deutet der T-Test darauf hin, dass die Unterschiede der Renditen zum Mittel- und Vorwahljahr nicht signifikant sind. Nur die Renditen der Nachwahljahre sind signifikant geringer als in den anderen Jahren des US-Wahlzyklus. Ein weiterer Beleg dafür, dass sich im Wahljahr regelmäßig keine überlegene Handelsstrategie ableiten lässt, wird in ” 2 deutlich. Das Wahljahr ist zwar in gut einem Drittel der Fälle das erfolgreichste Jahr in einem Wahlzyklus. Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch, dass ein Anleger in zwei von drei Zyklen nicht im Wahljahr, sondern in anderen Jahren die höchsten Renditen erzielte. Die Aussage im Volksmund, dass Wahljahre gute Aktienjahre sind, ist nicht falsch, liefert jedoch insbesondere im Vergleich zu Mittel- und Vorwahljahren keinen Hinweis für eine systematische, risikoadjustierte Überrendite. Für die Analyse des Halloween-Effekts im US-Wahlzyklus werden die Monatsrenditen in Wintermonate (November bis April) und Sommermonate (Mai bis Oktober) zusammengefasst und miteinander verglichen. Hierbei lassen sich statistisch signifikante Renditeunterschiede feststellen. In jedem Jahr des Wahlzyklus – mit Ausnahme des Nachwahljahrs – sind die Renditen in den Wintermonaten im Durchschnitt höher als in den Sommermonaten und weisen zudem ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis auf, wie ” 4 aufzeigt. Lediglich im Nachwahljahr hat sich ein Anleger in den Wintermonaten systematisch nicht besser geschlagen als in den entsprechenden Sommermonaten. Ein Halloween-Effekt liegt demnach in drei von vier Jahren vor. Der T-Test bestätigt vor allem die Signifikanz des Halloween-Effekts im Vor- und Mittelwahljahr. Wird die Häufigkeit des Halloween-Effekts in den einzelnen Jahren des Wahlzyklus betrachtet, stechen insbesondere das Vorwahljahr und das Wahljahr heraus. ” 3 zeigt, dass Anleger in diesen Jahren in zwei Drittel der Fälle in den Wintermonaten besser abgeschnitten haben als in den Sommermonaten. Im Mittelwahljahr ist die Anzahl der besseren Winter- bzw. Sommermonate ausgeglichen. Tritt allerdings der Halloween-Effekt ein, so sind die Renditen statistisch gesehen höher als in den Jahren, in denen die Sommermonate besser verlaufen. In der Gesamtheit des Beobachtungszeitraums von 1792 bis 2015 lag der Halloween-Effekt in knapp 60 Prozent der Fälle vor. 11.2016 diebank 11

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