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die bank 11 // 2015

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

GLOBALISIERTER

GLOBALISIERTER ANTI-KORRUPTIONSKAMPF Unkalkulierbare Risiken ó Unternehmen sind im Zuge ihrer Internationalisierung zunehmend auf die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern und Zulieferern angewiesen und befürchten, daraus könnten unkalkulierbare Risiken mit Blick auf Korruptions- und Bestechungsvorfälle entstehen. Das größte Problem in diesem Zusammenhang: Wie überprüft man die Einhaltung von Compliance-Vorschriften bei Dritten in entlegenen Regionen der Welt, auf deren Leistungen die Unternehmen jedoch nicht verzichten können? In den Ergebnissen einer globalen Umfrage von KPMG („Anti-Bribery and Corruption Survey“) überrascht deshalb umso mehr, dass ein Drittel der international tätigen Unternehmen keine systematische Risikoanalyse bei Dritten im Ausland durchführt. Nur 56 Prozent der Befragten haben vertraglich gesicherte Kontrollrechte gegenüber Dritten, von denen wiederum üben nur 41 Prozent diese Rechte auch wirklich aus. Trotz besserer Kontrollmechanismen und verschärfter Antikorruptionsrichtlinien tappten viele Unternehmen sehenden Auges in eine Korruptionsfalle und nähmen dabei hohe Strafen oder einen Imageverlust in Kauf, resümmiert Alexander Geschonneck, Leiter des Bereichs Forensic bei KPMG. Obwohl Datenanalysen ein zunehmend wichtiges und kostengünstiges Mittel zur Identifizierung potenzieller Verstöße darstellen, macht lediglich ein Viertel der Befragten davon Gebrauch. M&A OUTLOOK 2015 Mehr Volumen bei weniger Deals ó Der Wert der Unternehmensfusionen und -übernahmen erreichte zuletzt ein Acht-Jahres-Hoch: Im ersten Halbjahr 2015 stieg der Gesamtwert der Transaktionen in Europa um 17 Prozent an. Beigetragen haben große Deals, wie beispielsweise die 74,5 Mrd. € schwere Übernahme der britischen BG Group durch Royal Dutch Shell. Gefragt waren vor allem Abschlüsse in den Branchen Technologie, Medien & Kommunikation, die sich damit vor den Bereich Industrie und Chemie schoben. Jetzt aber scheint der Zenit erreicht: Für die nächsten Jahre sind die Branchenexperten mit ihren Prognosen deutlich vorsichtiger. Die Anzahl der Abschlüsse ging bereits um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück, haben die Anwaltssozietät CMS und der Branchendienst Mergermarket bei einer europaweiten Umfrage unter Brancheninsidern festgestellt. Für das nächste Jahr trübt die Ungewissheit über einen möglichen „Brexit“ die Aussichten. 70 Prozent der Befragten glauben jedoch nicht, dass Großbritannien tatsächlich aus der EU aussteigen wird. Aus unternehmerischer Sicht wäre es für das Inselreich sinnvoller, in der EU zu bleiben, so die Branchenexperten. Die Umfrage zeigt außerdem, dass Investoren und Unternehmen ihre Finanzierungen nicht mehr nur auf dem klassischen Weg über die Banken abschließen, sondern vermehrt nach Private-Equity-Beteiligungen oder Krediten von Non-Banks suchen. SINKENDER ABSATZ UND EINE SCHLECHTE ZAHLUNGSMORAL Autobauer verspüren heftigen Gegenwind aus China ó Trotz des Abgas-Skandals: Die Aussichten der Automobilbranche sind insgesamt betrachtet noch gut. Dazu tragen auch neue Entwicklungen bei, die von Elektro- oder Hybridautos über intelligente Fahrzeugsteuerung bis hin zu Car-Sharing-Diensten reichen. Die traditionellen Märkte in Europa und den USA wachsen stabil. Probleme gibt es hingegen in den Schwellenländern, vor allem in China. Lange konnten sich die deutschen Autobauer regelmäßig auf die Zahlen aus China freuen. Jetzt aber wächst dieser Markt nur noch um drei Prozent, das ist gerade noch ein Zehntel der Wachstumsraten der vergangenen Jahre. Zwischen 2008 und 2014 hatte sich der chinesische Automarkt verdreifacht. „China war viele Jahre ein wahres El Dorado für deutsche Autobauer – quasi alles, was sie anpackten, wurde dort fast automatisch zu Gold“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe, die in der Studie „Auto market – a live wire“ den Markt unter die Lupe nahm. Das Land der Mitte macht inzwischen bei einigen Autobauern bis zu einem Drittel des Absatzes aus und lässt sich nicht einfach durch einen beliebigen anderen Markt kompensieren. Der Export von Autos wurde durch die Börsenturbulenzen und die Yuan-Ab- wertung kräftig verteuert. Im Gegenzug bauten die chinesischen Hersteller ihren Marktanteil um zehn Punkte auf 42 Prozent aus. Zu dem Absatzproblem gesellt sich die schlechte Zahlungsmoral der Chinesen. Sie zahlen ihre Rechnungen im Schnitt 22 Tage später als noch 2007, zwischen 2014 und 2015 verschlechtert sich dies nach Einschätzungen von Euler Hermes um weitere zwei Tage. Zahlungsziele werden bis auf das Maximum ausgereizt. Ganze 106 Tage liegen bei börsennotierten Unternehmen in der Automobilbranche durchschnittlich zwischen Rechnungslegung und Begleichung von Forderungen, bei kleineren Unternehmen oft sogar noch weit darüber. „Eine wachsende Anzahl von Unternehmen in China ist auf Lieferantenkredite angewiesen, da der Zugang zu Bankkrediten oder alternativen Finanzierungsmöglichkeiten eingeschränkter ist“, sagte Thomas Krings, Risikovorstand bei Euler Hermes. Nichtzahlungen haben sich in 2014 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Das führt in einem Teufelskreis auch zu einem Anstieg der Insolvenzfälle. „2015 gehen wir in China von acht Prozent mehr Insolvenzen aus“, schätzt Krings. Im weltweiten Trend dagegen sinken die Insolvenzen um zwei Prozent. 32 diebank 11.2015

Betriebswirtschaft Kompakt UNTERHALTUNGSGÜTER WENIGER GEFRAGT Mehr Käufe auf Raten ó Deutsche Verbraucher wollen ihre Ausgaben für PCs, Handys und Flachbildfernseher zwar künftig etwas zurückschrauben. Für diejenigen allerdings, die in Jahresfrist eine entsprechende Anschaffung planen, kommt eine Zahlung per Kredit heute eher in Frage als früher. Zu diesem Ergebnis gelangt der Konsumkredit-Index des Bankenfachverbands.Er prognostiziert eine konstante Aufnahme von Privatkrediten (ohne Baufinanzierungen) bis Mitte 2016. Wachsen werden demnach Kredite für Renovierungen, während Autofinanzierungen abnehmen. Mehr als jeder zweite Verbraucher erwarte heute, dass er Konsumgüter in Monatsraten zahlen könne, hat der Verband festgestellt. Stark fallend Fallend Stabil Steigend Stark steigend 0 25 50 75 100 125 150 175 200 Gesamt 119 Neuwagen 77 Gebrauchtwagen Möbel, Küche 115 124 Haushaltsgroßgeräte 88 Unterhaltungselektronik 130 Renovierung, Umzug 144 Größerer Urlaub 117 Entwicklung +/- 0 Quelle: GfK Finanzmarktforschung für Bankenfachverband. KREDITKARTEN MIT BEST SERVICE Nur für VIPs ó Rechnungen kann man mit jeder beliebigen Kreditkarte begleichen. Zutritt zu offiziell ausgebuchten Events oder unbezahlbare VIP-Services bieten aber nur Luxus-Kreditkarten. Das Portal Kreditkarte.net hat sich die Leistungen der fünf exklusivsten Karten angesehen. Die Centurion Card von American Express gilt als wertvollste Karte, viel seltener ist jedoch die auf 100 Stück weltweit limitierte Karte der kasachischen Filiale der russischen Sberbank. Sie besteht aus reinem Gold, besetzt mit Diamanten und Perlmutt. Ähnlich aufwendig gestaltetet ist die Dubai First Royale MasterCard, das Statussymbol der Scheichs, mit integrierter Yacht-Charter-Möglichkeit. Die HVB bietet mit ihrer Infinite Card die exklusivste aller Visa-Karten: Private-Banking-Kunden haben u. a. Anspruch auf einen Concierge-Service, der notfalls auch nachts um drei ein Geschenk für die Erbtante organisiert. Eins ist den Luxuskarten gemeinsam: Eine erstklassige Bonität allein reicht nicht aus. Der künftige Nutzer muss sich der Karte auch nach Bank-internen Kriterien als „würdig“ erweisen. VORTEIL DER KAPITALMARKTUNION Leichter an die Finanzquellen ó Die Kapitalmarktunion soll auch dazu beitragen, dass die europäischen Unternehmen leichter mehr Finanzierungsquellen finden. Der nun von der Europäischen Kommission verabschiedete Aktionsplan gegen Investitionsschwäche stärkt zum einen alternative Finanzierungsvarianten wie die Kapitalmärkte, Risikokapital oder Crowdfunding und soll vor allem KMU und Start-ups helfen. Zudem sollen Hindernisse für grenzübergreifende Investitionen in der EU abgebaut werden, damit Unternehmen und Infrastrukturprojekte künftig unabhängig von ihrem Standort leichter an eine Finanzierung gelangen können. Konkret wurden dabei unter anderem hochwertige Verbriefungen genannt. Außerdem sind Änderungen für die Prospektrichtlinie geplant, um die Kapitalbeschaffung für kleine und mittlere Unternehmen einfacher und billiger zu machen. Darüber hinaus hat die Kommission zwei Konsultationen zu Risikokapitalfonds und zu gedeckten Schuldverschreibungen eingeleitet. Breiter gestreute Finanzierungsquellen sind nach Ansicht der Europäischen Kommission nicht nur gut für die Investitionen, sondern auch von zentraler Bedeutung für die Finanzstabilität: Mögliche Probleme im Bankensektor würden sich dann nicht mehr so stark auf die Unternehmen und deren Finanzierungszugang auswirken. 11.2015 diebank 33

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