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die bank 10 // 2022

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG FACHTAGUNG ELEKTRONISCHES ONBOARDING | TEIL 1 Plattform auf KI-Basis zur Bekämpfung von Geldwäsche Der Onboarding-Prozess gehört zu den sensibelsten Bereichen, mit denen Banken zu tun haben. KI kann diesen Prozess deutlich beschleunigen, so das zentrale Ergebnis einer Online-Fachtagung des Bank-Verlags. Doch auch nach dem Onboarding ist regelmäßiges Monitoring der Kunden unabdingbar, um etwa Geldwäsche zu bekämpfen. Hier kommt das Projekt safeFBDC ins Spiel. Banken stehen beim Onboarding-Prozess unter einem hohen Druck, denn sie müssen hier mit immer komplexeren Vorgaben durch die Finanzaufsicht zurechtkommen. Die Regulierung erfordere von den Instituten, in Personal und Technik zu investieren, hieß es in einer Mitteilung der Lexis- Nexis Risk Solutions Group. Schlankere Prozesse beim Onboarding hätten nicht nur viele Vorteile für die Kreditinstitute. Auch Kunden könnten profitieren, hieß es. Eine gute Integration des Prüfungsverfahrens in den gesamten Onboarding-Prozess erlaube eine schnellere Aufnahme des Kunden und damit eine raschere Nutzung des Kontos. Auch die Bank profitiere, hieß es weiter. Laut einer Studie von LexisNexis Risk Solutions gaben 79 Prozent der befragten Mitarbeiter in Banken in Deutschland an, eine schnellere Prüfung würde die eigene Position auf dem Markt wesentlich verbessern. Derzeit benötigten die Institute vor allem für die Überprüfung von mittelständischen Unternehmen mit einem Sitz im Ausland besonders viel Zeit. Die meisten dieser Prüfungen erfolgen demnach über mehrere Tage. Die Gründe lägen zum einen im Aufwand für die Informationsbeschaffung. Dies führten 69 Prozent der Befragten in den Banken an. Zum anderen hätten 59 Prozent Probleme, Daten in einer guten Qualität von verschiedenen Akteuren zu erhalten, so die Analyse. Die Grundfrage lautet: Wie lässt sich der Prozess des Onboardings sicherer gestalten und zugleich zeitlich verkürzen? Hier kommt Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel, die Banken beispielsweise bereits bei der Berechnung von Kreditausfallwahrscheinlichkeiten und im Rahmen der Kommunikation mit Chatbots wertvolle Dienste erweist. Die KI-basierte Identifikation sei eine geeignete Alternative zum üblichen Aktivierungsbrief, erläuterte Benny Bennet Jürgens, CEO und Gründer der Nect GmbH, anlässlich der Online-Fachtagung „Elektronisches Onboarding in Kreditinstituten: Digitale Identifikation, Vertragsabschluss, Monitoring/safeFBDC“ des Bank-Verlags Ende Oktober in Köln. Das IT-Start-up entwickelte nach eigenen Angaben eine vollautomatische Technologie zur KI-basierten Online- Identifizierung, die etwa 60 Millionen Endkunden in Deutschland zur Verfügung steht. KI überprüft Personalausweis Jürgens zufolge wird das Onboarding durch den Einsatz der KI deutlich beschleunigt, denn Kunden müssten nicht mehr tagelang auf den Aktivierungsbrief warten. Der Prozess der Identifizierung erfolge mittels visueller Überprüfung etwa eines Personalausweises oder eines Reisepasses mit Künstlicher Intelligenz. Der Nutzer werde zunächst darum gebeten, ein Video des Ausweisdokuments zu machen. Die KI überprüfe, ob das Dokument über die korrekten optisch variablen Sicherheitsmerkmale verfüge. Dies sei eine zwingende Bedingung, damit die KI die Authentizität des Dokuments bestätigen könne. Darüber hinaus müsse der Nutzer noch ein Selfie-Video von sich aufzeichnen. Parallel hierzu werde der User dazu aufgefordert, zwei per Zufall ausgewählte Wörter zu nennen, so Jürgens. Die KI prüfe anhand der Lippen, ob es sich um ein lebendiges Gesicht handele und nicht etwa um ein Deepfake. Wenn das Gesicht auf dem Ausweis mit dem des Selfie-Videos übereinstimme, sei der Nutzer authentifiziert. Mit dem Verfahren vermeide man die Nachteile der menschlichen Kontrolle, etwa lange Wartezeiten für die Nutzenden und hohe Kosten für die Banken durch die Aktivierungsbriefe. Allerdings sei das Konzept des Start-ups bisher noch nicht für Banken im Einsatz, sondern für andere hochregulierte Firmen, so Jürgens. Den Onboarding-Prozess eingeschlossen finden immer mehr Internet-Aktivitäten nicht mehr am heimischen PC statt, sondern fast nur noch per Smartphone. Dieses sei zum Dreh- und Angelpunkt für beinahe alle Aktivitäten der ING Deutschland geworden, sagte Ronnie Schrumpf, Senior Referent Identitätsmanagement bei der ING, auf der Veranstaltung des Bank-Verlags. Schrumpf verantwortet in dem Institut die Identifikationsverfahren und digitalen Signaturlösungen im Rahmen des Onboardings. Laut einer Studie der Initiative D21 e. V. nutzen bereits acht von zehn Bürgern in Deutschland das Internet 66 10 | 2022

DIGITALISIERUNG Zu den Themenfeldern elektronisches Onboarding sowie safeFBDC bietet unsere Reihe „durch die bank“ auch interessante Podcast-Folgen an. Hören Sie doch mal rein! mobil, so der Experte. Bei den 14- bis 25-Jährigen seien es sogar 96 Prozent. Künftig gehörten auch digitale Identitätsnachweise auf das Smartphone, daran werde bereits gearbeitet, so Schrumpf. Doch wie kann man solche digitalen Nachweise einsetzen? „Wenn ein Kunde künftig ein Konto eröffnen will, muss er nur den QR-Code mit seinem Smartphone abscannen. Anschließend muss er die Übertragung der Nachweise an die Bank freigeben – dann werden die Daten an das Institut übertragen. Damit ist der Vorgang für ihn abgeschlossen“, führte Schrumpf aus. Identitätsbetrug ist bereits allgegenwärtig Er warnte zugleich, dass Identitätsbetrug bereits allgegenwärtig sei, technisch etwa durch Manipulation des Streams oder visuelle Effekte, physisch durch ein gefälschtes Ausweisdokument oder psychisch, etwa durch Social Engineering. Der Onboarding-Prozess mittels KI soll Betrug so unwahrscheinlich wie nur irgend möglich machen. Das Projekt safeFBDC setze einen neuen Standard für den europäischen Finanzsektor, um Banken bei ihren Monitoring-Aufgaben zu unterstützen, die auf das Kunden-Onboarding folgten, erläuterte Anton Nickel von der Gruppe Deutsche Börse und Leiter der Workstreams Anti-Money Laundering (AML) und Market Integrity des safe- FBDC, auf der Veranstaltung. Ist ein Kunde erst einmal an Bord, muss er einem regelmäßigen Monitoring unterworfen werden; dazu sind die Banken verpflichtet. Es handelt sich hierbei um einen aufwendigen Prozess, der zunehmend automatisiert und standardisiert werden soll. Wie stellt sich hier die aktuelle Lage dar? Eine der großen Herausforderungen von Kreditinstituten besteht in der effektiven Bekämpfung von Geldwäsche. Die Zusammenarbeit der Geldhäuser in diesem Bereich lasse jedoch zu wünschen übrig, kritisierte Nickel. Die klassische Situation zeichne sich dadurch aus, dass jede Bank eine eigene AML-Abteilung habe. Eigene Algorithmen würden hierbei auf eigene Daten angewandt, Anomalien und Alarme werden demnach manuell gemeldet. Die Nachteile dieser Vorgehensweise sind Nickel zufolge immens: Es gebe einen hohen Kostenaufwand für Personal, Entwicklung und Betrieb. Die Parameter seien zudem stets abhängig von eigenen Daten. Außerdem sei eine sehr hohe False-Positive-Rate zu verzeichnen. Kriminelle Netzwerke könnten aufgrund des eingeschränkten Datenpools nicht ermittelt werden. Was also ist zu tun? Nickel berichtete von Ansätzen zur Optimierung der Situation in Europa. Die sogenannte AML Bridge (Estland) sei eine unabhängig entwickelte Plattform, die es Banken erlaube, pseudonymisierte Daten mit einer oder mehreren Banken direkt zu teilen, so der Experte. Jeder Austausch sei End-to-End-verschlüsselt und habe eine feste Anzahl an Empfängern, die protokolliert würden. Das Konzept habe eine deutliche Reduzierung der False-Positive-Raten zur Folge. Sodann kam Nickel auf das Projekt safeFBDC zu sprechen. „Unsere Vision von FBDC ist ein dezentrales Ökosystem, das Unternehmen, Wissenschaftlern und Regulierungsbehörden eine sichere, die Datensouveränität wahrende Infrastruktur für den Austausch von Finanzdaten und die KI-gestützte Verarbeitung bietet.“ safeFBDC-Projekt umfasst vertrauenswürdige IT-Infrastruktur Es handele sich hierbei um eine Infrastruktur, bei der es sekundär sei, wer die Daten stelle. Keine Bank müsse sich Sorgen machen, gegen Regularien oder Gesetze zu verstoßen. Die Finanzdatenplattform ermögliche einen sicheren Austausch von Daten unter Wahrung der individuellen Datensouveränität, erklärte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Finanzdaten von Firmen, Behörden und Banken würden auf der FBDC-Plattform zusammengeführt und Anwendungen, etwa zur Geldwäschebekämpfung oder der Aufdeckung von Marktmanipulationen aufgesetzt, hieß es. Im Rahmen des vom BMWK unterstützten Projekts entstehe ein Plattformkonzept, das sowohl eine vertrauenswürdige IT-Infrastruktur 10 | 2022 67

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