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die bank 10 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT WELPEN DER WALL

MARKT WELPEN DER WALL STREET Eine Elite der Gen Z stellt die Finanzbranche auf den Kopf Eine aktuelle Studie beschäftigt sich mit der Generation Z und stößt dabei auf eine Gruppe, knapp ein Viertel der ganzen Generation, die mit viel Energie, Engagement und Geld eine ganz eigene Investmentstrategie verfolgt und dabei von Banken gleichzeitig fasziniert und enttäuscht ist. Unser Autor sieht eine Gefahr für jene Banken und Sparkassen, die diese Menschen nicht ernst nehmen, und resümiert: „Die Zielgruppe der Zukunft klopft, teils aktiv und mit vollen Taschen, an die Türen der Banken – und dreht sich dann enttäuscht wieder um.“ 8 10 // 2021

MARKT 1 | Das Krisenbewusstsein ist stark ausgeprägt Zu welcher Art von Krise wird es am ehesten kommen? Ökologische Krise/Klimakrise 32 % Finanzkrise/Wirtschaftskrise 21 % Gesellschaftliche Spaltung & Vereinsamung 15 % Soziale Unruhen 11 % Krieg 10 % Pandemie 10 % Quelle: september Strategie & Forschung. Ein besonders finanzstarker Teil der Generation Z schickt sich gerade an, die Finanzwelt umzukrempeln. Der Antrieb dieser heute 16- bis 24-Jährigen – die Forschung nennt sie, in Anlehnung an die eher bekannten Wolves of Wallstreet, die Welpen der Wall Street – ist ihr Glaube an einen unvermeidbar bevorstehenden Systemzusammenbruch. Welches konkrete System zusammenbricht, können sie dabei gar nicht genau sagen. ÿ 1 Klar ist aber, dass es knallen wird: „Irgendwann kommt der Dämpfer! Wir sind zu gierig. Finanzkrise, Klimakrise, Wachstum der Menschheit. Die Erde wird sich erleichtern“, lautet das deprimierend deutliche Zitat eines Studienteilnehmers. Corona, Lockdown & Co. haben hier auch nicht wirklich zur Aufmunterung beigetragen. Der eher zufällige Name dieser jungen Generation, Gen Z, bekommt plötzlich einen düsteren Sinn – nach dem Z kommt nun mal nicht mehr viel. Wie reagiert man, wenn man fest an einen Zusammenbruch glaubt? Wie in der Steinzeit: mit Starre, Kampf oder Flucht. Ein Teil verfällt ob der Situation der Welt in eine Starre und macht erstmal ein Sabbatical – am besten in Norwegen oder Schweden, da scheint die Welt auf den ersten Blick noch in Ordnung. Ein anderer Teil der Generation versucht, sich dem Problem kämpferisch zu stellen. Greta Thunberg und Fridays for Future sind sicher die bekanntesten Erscheinungsformen. Explizit für die Bankenwelt spannend ist jedoch der nicht aktiv sichtbare Teil der Jugend: Immerhin knapp ein Viertel der 16- bis 24-Jährigen flüchtet vor dem drohenden Weltuntergang, und zwar – so die eigene Perspektive – auf die Gewinnerseite. Wenn es um die Überlebensfrage geht, ist eine Elite in der Gen Z ganz weit vorne. „Wenn es knallt, will ich auf der Gewinnerseite stehen“, so ein Studienteilnehmer. Diese als Welpen der Wall Street betitelten Teenager und Twens traden, versichern und trainieren sich in einen regelrechten Rausch. Sie investieren mit Trading Apps in ETFs, Fonds und Aktien ebenso wie in Kryptowährungen. Je größer der Gewinn, desto sicherer fühlen sie sich für die post-apokalyptische Zukunft aufgestellt. Intensive Beschäftigung mit dem Thema Geld Das notwendige Wissen haben die Welpen hauptsächlich aus dem Internet. In Blogs, Podcasts und Foren, auf Youtube sowie in den sozialen Netzwerken befassen sie sich intensiv und regelmäßig mit dem Thema Geld. Ganze 61 Prozent beschäftigen sich täglich mit Finanz- und Investitionsthemen, die restlichen 39 Prozent immerhin noch mehrmals in der Woche. Wir dürfen also verallgemeinern und sagen: 100 Prozent sind ständig auf der Suche nach Chancen, Mehrwerten und Input. Dabei wird das Risiko gezielt gesucht. In der eigenen Wahrnehmung ist allerdings auch dies schlüssig begründet: „Ich habe doch keine Zeit. Ich muss bis 30 Millionärin sein oder ich schlafe mit 50 unter der Brücke.“ Aus dem Mund der 21-jährigen Studienteilnehmerin klingt das zunächst makaber, zeigt aber eine psychologische Realität der Zielgruppe auf. Wer diese Zielgruppe verstehen will, muss wissen: Der größte Unterschied zu allen älteren Generationen ist das Fehlen einer leisen beruhigenden Stimme im Hinterkopf, die immer mal wieder sagt: Keine Sorge, es sieht grad düster aus, aber am Ende wird alles schon irgendwie gut. Psychologisch formuliert ist das Urvertrauen – jene empfundene, nicht selten illusorische Sicherheit, die wir von anderen Generationen kennen – nicht vorhanden. Der ganzen Generation Z fällt es schwer, so etwas Grundlegendes wie Urvertrauen zu 10 // 2021 9

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