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die bank 10 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

REGULIERUNG In

REGULIERUNG In Frankreich hat die Bankenaufsicht ACPR im Mai 2021 die Ergebnisse ihres Klimastresstests aus dem Jahr 2020 veröffentlicht. Hierbei handelte es sich um einen freiwilligen Test, der sowohl im Banken- als auch im Versicherungssektor durchgeführt worden ist. Es ist das erste Mal, dass eine Aufsichtsbehörde einen umfassenden Bottom-up-Klimastresstest durchgeführt hat, also einen Klimastresstest, der auf einer Risikobewertung basiert, die direkt von den Finanzinstituten selbst auf der Grundlage gemeinsamer Annahmen durchgeführt wurde. Auch außerhalb der EU wurden bereits erste Stresstest-Übungen durchgeführt, wie Fitch Ratings berichtet, etwa in Großbritannien, Kanada, Australien und Hongkong. Werthaltigkeit sich unter den neuen Regeln reduziert hat. Darüber hinaus können Transitionsrisiken auch durch eine Verschiebung der Verbraucherpräferenzen hin zu nachhaltigeren Waren und Dienstleistungen oder durch technologischen Fortschritt entstehen. Diese Veränderungen werden in der Zukunft erhebliche Auswirkungen auf die klimasensiblen Wirtschaftssektoren sowie die Finanzbranche haben. Dies gilt insbesondere im Fall eines abrupten Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Ein Blick in andere EU-Mitgliedstaaten Vorreiter in Sachen Klimastresstest sind die Niederlande, wo die Zentralbank DNB bereits im Jahr 2018 einen makroprudenziellen Klimastresstest durchgeführt hat. Anhand von vorgegebenen Klimaszenarien wurden nicht nur die Auswirkungen etwa auf das BIP- Wachstum oder die Inflation gemessen, sondern auch die Wertverluste im Anlagebestand und die möglichen Reduktionen der Eigenkapitalquote der Finanzinstitute ermittelt. Bei diesem Stresstest wurde ein sogenannter Topdown-Ansatz verwendet, bei dem die Aufsichtsbehörde nicht nur die Klimaszenarien, sondern auch die Daten und Modelle vorgibt. Bisherige Maßnahmen der EZB Die Auswirkungen von Klimarisiken auf Banken stehen zunehmend im Fokus der EZB und waren in den vergangenen Jahren Gegenstand unterschiedlicher Untersuchungen und Veröffentlichungen. Die EZB hat jüngst einen wirtschaftsweiten Klimastresstest durchgeführt. 2 Im Gegensatz zu dem Stresstest, der im nächsten Jahr durch die EZB-Bankenaufsicht durchgeführt wird, handelte es sich hierbei um einen Top-Down-Test, der sich auf Daten, Annahmen und Modelle stützt, die von der EZB entwickelt wurden. Hierfür wurden Klima- und Finanzinformationen für Millionen von Unternehmen gesammelt, gegenüber denen die Banken des Euroraums über Kredite und Wertpapierbestände exponiert sind. Nach Einschätzung der EZB ist diese Datensammlung die umfassendste Sammlung von rück- und vorausschauenden Klima- und Finanzinformationen, die einer Zentralbank bisher zur Verfügung steht. Ein Meilenstein in der Formulierung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen an das Risikomanagement und die Offenlegung von Klima- und Umweltrisiken stellt der Leitfaden zu Klima- und Umweltrisiken dar, den die EZB Bankenaufsicht im November 2020 veröffentlicht hat. 3 38 10 // 2021

REGULIERUNG Die Konsultation und Veröffentlichung dieses EZB-Leitfadens hat erstmals auf europäischer Ebene einen detaillierteren Einblick in die Erwartungen der Bankenaufseher an die Berücksichtigung von Klima- und Umweltrisiken durch Banken gegeben. Die aufsichtlichen Erwartungen werden hinsichtlich der folgenden Bereiche konkretisiert: (1) Geschäftsmodell und Geschäftsstrategie, (2) Governance und Risikobereitschaft, (3) Risikomanagement und (4) Offenlegung. Im Rahmen des Aufsichtsdialogs sind die der direkten Aufsicht der EZB unterliegenden bedeutenden Institute seit Anfang 2021 durch das jeweilige gemeinsame Aufsichtsteam (JST) aufgefordert worden, im Wege einer Selbsteinschätzung (Self Assessment) aufzuzeigen, inwiefern ihr aktuelles Management von Klimarisiken von den aufsichtlichen Erwartungen der EZB-Bankenaufsicht abweicht. Die EZB-Bankenaufsicht kam bei der Veröffentlichung der aggregierten Ergebnisse dieser Selbsteinschätzung zu einem eher ernüchternden Fazit. 4 Die derzeitige Praxis der Banken bleibe hinter den Erwartungen der Aufsicht zurück. Die vorläufigen Ergebnisse zeigten, dass die Banken bei der Berücksichtigung von Klimarisiken zwar Fortschritte gemacht haben, diese aber immer noch zu langsam seien. Wenn es in diesem Tempo weiterginge, würden viele Banken die Erwartungen der Aufsichtsbehörden in absehbarer Zeit nicht erfüllen. Die EZB-Bankenaufsicht forderte die Banken daher dringend zu entschlossenem Handeln im Hinblick auf Klimarisiken auf. Der EZB-Klimastresstest Am 18. Oktober 2021 hat die EZB-Bankenaufsicht nähere Details zum bevorstehenden Klimastresstest veröffentlicht. 5 Der Test wird von März bis Juli 2022 bei allen bedeutenden Instituten, die direkt durch die EZB beaufsichtigt werden, durchgeführt. Der Stresstest ist in drei Module unterteilt: Modul 1 besteht aus einem Fragebogen, anhand dessen beurteilt werden soll, wie die Banken ihre Kapazitäten im Risikomanagement aufbauen. Die EZB möchte durch diesen qualitativen Teil einen Überblick darüber erlangen, wo die Banken in diesem Aufbauprozess stehen. In Modul 2 wird in einer Benchmark- Analyse anhand einer Reihe von Klimarisikokennzahlen überprüft, wie stark die Erträge der Kreditinstitute von kohlenstoffintensiven Industrien abhängig sind und wie groß das finanzierte Treibhausgasvolumen ist. Dies soll Indikatoren darüber liefern, wie nachhaltig das Geschäftsmodell der jeweiligen Bank ist und in welchem Maß sie von emissionsintensiven Unternehmen abhängig ist. 10 // 2021 39

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