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die bank 10 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

REGULIERUNG ERSTER

REGULIERUNG ERSTER KLIMASTRESSTEST DER EUROPÄISCHEN BANKENAUFSICHT EZB erhöht den Druck auf die Banken 36 10 // 2021

REGULIERUNG Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank stellt in den letzten Jahren zunehmend die Auswirkung von Klimarisiken auf den Finanzsektor in den Fokus ihrer Aktivitäten. Die Aufseher begründen das strengere Vorgehen mit der hohen volkswirtschaftlichen Relevanz eines funktionstüchtigen Bank- und Finanzdienstleistungswesens. In einem nächsten konkreten Schritt hat die EZB die Durchführung eines umfangreichen Klimastresstests für 2022 angekündigt. Wie sieht dieser Test aus, und welche Konsequenzen wird er für die betroffenen Banken haben? Der Green Deal der EU-Kommission sieht vor, dass Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent sein wird. Dabei ist schon seit langem klar, dass der Finanzwirtschaft eine zentrale Rolle bei der Erreichung dieses äußerst ambitionierten Ziels zukommen wird. Klimaneutralität setzt voraus, dass die Wirtschaft schrittweise zu einem kohlenstoffarmen und stärker kreislauforientierten Handeln übergeht. Dies birgt sowohl Chancen als auch Risiken – zum einen für die Wirtschaft und zum anderen auch für die Finanzbranche. In ihrem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums 1 hat die Europäische Kommission drei Kernziele für den Finanzsektor vorgegeben: (1) Neuausrichtung der Kapitalflüsse auf nachhaltige Investitionen, (2) Berücksichtigung der Klimarisiken im Risikomanagement und (3) Förderung von Transparenz in Fragen der Nachhaltigkeit. Insbesondere die Themen Risikomanagement und Transparenz durch Offenlegung stehen im Mittelpunkt des für das Jahr 2022 geplanten Klimastresstests der Europäischen Zentralbank (EZB). Risikokategorien Hinsichtlich der aus dem Klimawandel resultierenden Risiken wird üblicherweise zwischen physischen Risiken und Transitionsrisiken unterschieden. Physische Risiken beziehen sich auf alle Risiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben, d. h. von häufigeren extremen Wetterereignissen und allmählichen Klimaveränderungen bis hin zu Umweltschäden wie Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung sowie dem Anstieg des Meeresspiegels und der Wasserknappheit. Die Versicherungsbranche beschäftigt sich schon seit langem mit diesen Risiken, und deshalb verfügt sie auch über eine über Jahrzehnte gewachsene Expertise zur quantitativen Einordnung von Klimarisiken. Aber auch für die Bankenbranche können sich aus den physischen Risiken negative Effekte ergeben. So können beispielsweise extreme Wetterereignisse – die in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen haben – die Fähigkeit der Kreditnehmer zur Rückzahlung ihrer Schulden beeinträchtigen und damit die Kreditportfolios der Banken wesentlich riskanter machen. Diese Risiken können sich noch verstärken, wenn extreme Wetterereignisse auch den Wert der Vermögenswerte mindern, die als Sicherheiten für diese Kredite dienen und diesbezüglich kein Versicherungsschutz besteht. Außerdem gibt es auch Risiken im Zusammenhang mit dem Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft. Sogenannte Transitionsrisiken entstehen etwa durch schärfere Klima- und Effizienzvorgaben der Politik, die Unternehmen zu Anpassungen ihres Geschäftsmodells oder gar zur Aufgabe ihres Geschäfts zwingen. Auch dies hat Auswirkungen auf die Banken. So führen die Anpassung des EU-Emissionshandels oder das Verbot kohlenstoffintensiver Aktivitäten dazu, dass Risiken auch für Banken entstehen. Banken laufen Gefahr, sogenannte „stranded assets“ – wie etwa ein Kohlekraftwerk – finanziert zu haben, deren 10 // 2021 37

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