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die bank 10 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT

MANAGEMENT NACHHALTIGKEIT Die Finanzbranche nimmt eine Schlüsselrolle ein Nachhaltigkeit entwickelt sich zu einem zentralen Faktor in Staat und Gesellschaft. Dem Finanzsektor kommt hierbei in seiner tragenden Rolle für die Volkswirtschaft eine große Bedeutung zu. Im September 2020 sprachen sich die privaten Banken in einem Positionspapier für mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft aus – und auch die EU-Kommission sei in Sachen Sustainable Finance sehr umtriebig, sagte Torsten Jäger, Leiter Nachhaltigkeit beim Bankenverband. Die EU-Kommission hat daher im März 2018 einen Aktionsplan zum Thema nachhaltige Finanzierung mit dem Titel „Financing Sustainable Growth“ veröffentlicht „und damit eine umfassende Strategie für ein nachhaltiges Finanzwesen auf den Weg gebracht“, erklärte das Bundesfinanzministerium (BMF). Der Aktionsplan verfolgt demnach drei Ziele. Zum einen solle es eine Neuorientierung der Kapitalflüsse in Richtung nachhaltige Investitionen geben, um ein nachhaltiges und integratives Wachstum zu erreichen. Mit der Entwicklung eines EU-Klassifikationssystems (Taxonomie) werde erstmals einheitlich definiert, was unter einer „nachhaltigen Investition“ zu verstehen sei. Darauf aufbauend soll laut BMF ein EU-Ecolabel für „grüne“ Finanzdienstleistungen und einen EU-Green- Bond-Standard normiert werden, um AnlegerInnen den Zugang zu nachhaltigen Produkten zu erleichtern. Zum anderen müssten die finanziellen Risiken bewältigt werden, die sich aus Klimawandel, Naturkatastrophen, Umweltzerstörung und sozialen Problemen ergeben würden. Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit im Risikomanagement der Finanzmarktakteure werde als entscheidend erachtet. Nicht zuletzt gehe es auch um die Förderung der Transparenz und Langfristig- keit in der Finanz- und Wirtschaftstätigkeit. Die Transparenz von Firmen sei eine Grundvoraussetzung, damit Finanzmarktteilnehmende die langfristige Wertschöpfung von Unternehmen und Nachhaltigkeitsrisiken angemessen bewerten könnten, hieß es. Aktionsplan für nachhaltiges Wachstum Die EU-Kommission sei in Sachen Sustainable Finance mittlerweile sehr umtriebig, sagte Torsten Jäger, Leiter Nachhaltigkeit beim Bankenverband, anlässlich der Online-Konferenz „1. D-A-CH ESG Risk Forum" des Bank- Verlags Ende Oktober in Köln. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) habe das Thema ganz nach oben auf die Agenda gesetzt. Die Notenbank halte es für eminent wichtig, dass Risiken, die aus dem Klimawandel resultierten, künftig entsprechend eingegrenzt würden. Die EZB brachte zu diesem Zweck in ihrer Funktion als Finanzaufsicht bereits eine Reihe von Papieren auf den Weg. Das Thema Nachhaltigkeit wird insgesamt zunehmend internationaler. Immer mehr Staaten der Welt bekennen sich zu entsprechenden Handlungsprinzipien. Für Jäger ist die EU hier Vorreiter. Ein Beleg dafür sei der Aktionsplan für nachhaltiges Wachstum. Das sind die zehn Einzelmaßnahmen im Überblick: 26 10 // 2021

MANAGEMENT 1. Einführung eines EU-Klassifikationssystems (Taxonomie) 2. Schaffung von Standards und Kennzeichen 3. Förderung von Investitionen in nachhaltige Projekte 4. Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in der Finanzberatung 5. Entwicklung von Nachhaltigkeitsbenchmarks 6. Bessere Berücksichtigung von Nachhaltigkeit bei Ratings 7. Klärung der Pflichten von institutionellen Anleger und Vermögensverwalter 8. Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in den Aufsichtsvorschriften 9. Stärkung der Vorschriften zur Offenlegung NH-Informationen/zur Rechnungslegung 10. Förderung nachhaltiger Unternehmensführung Abbau von kurzfristigem Denken Das Herzstück der EU-Finance-Agenda sei die Taxonomie, so Jäger. Diese solle helfen, EU-weit Wirtschaftsaktivitäten nach ihrer Nachhaltigkeit zu klassifizieren, erklärte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Laut der Taxonomie-Verordnung gelte eine Wirtschaftsaktivität dann als Taxonomie-konform, wenn sie einen wesentlichen Beitrag zu mindestens einem von insgesamt sechs Umweltzielen leiste, ohne den anderen zuwiderzulaufen (Do No Significant Harm – DNSH). Zugleich müssten gewisse Mindestanforderungen, z. B. in Bezug auf Soziales und Menschenrechte, erfüllt werden. Die Umweltziele der Taxonomie sind demnach: (1) Klimaschutz, (2) Anpassung an den Klimawandel, (3) nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, (4) Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft, (5) Vermeidung von Verschmutzung und (6) Schutz von Ökosystemen und Biodiversität. Jäger fügte hinzu, dass Taxonomie bereits eine Reihe von Wirtschaftsaktivitäten umfasse, aber bei weitem noch nicht alle. Banken müssten zum Beispiel künftig berichten, wie hoch der Anteil ihrer Taxonomie-konformen Assets sei. Mit einer neuen Kennziffer – der Green Asset Ratio (GAR) – sollen Kreditinstitute in Zukunft den Anteil ihrer klimafreundlichen Geschäfte beziffern. Der Indikator soll die Finanzaktivitäten von Banken erfassen, die unter Umweltgesichtspunkten als nachhaltig zu beurteilen sind, etwa klimafreundliche Kredite. Jäger hält die Kennzahl für einen echten Game-Changer. Denn dadurch werde 10 // 2021 27

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