MANAGEMENT RÜCK- UND AUSBLICK Das war 2018 – was 2019 bringt Für die Bankenbranche geht ein turbulentes Jahr zu Ende. Nach Fusionen und Übernahmen ist die Zahl der Institute weiter gesunken. Gleichzeitig erstarkt die FinTech-Szene. Mit Wirecard vertrieb einer ihrer prominentesten Vertreter die traditionsreiche Commerzbank aus dem Deutschen Aktienindex. Was waren die Meilensteine 2018? Was sind die Pläne für das kommende Jahr? Welche Trends treiben die Finanzinstitute um? Welche Rolle spielt die Blockchain-Technologie? „die bank“ hat sich in der Branche umgehört. Lob hat die Deutsche Bank auch 2018 nicht allzu oft gelesen oder gehört. Die Zahlen blieben vergleichsweise mau, der Kurs rauschte unter dem seit April 2018 amtierenden neuen CEO, Christian Sewing, vorübergehend auf ein Rekordtief. Umso mehr dürften sich die Verantwortlichen für Kunst, Kultur und Sport über die große und überwiegend positive Resonanz zu ihrem jüngsten Projekt gefreut haben. Ende September 2018 eröffnete das Institut in Berlin in unmittelbarer Nachbarschaft von Opernhaus, Deutschem Historischen Museum, Schinkel Pavillon und dem künftigen Humboldt-Forum am Prachtboulevard Unter den Linden im Prinzessinnenpalais sein PalaisPopulaire. Außen Rokoko, innen Minimalismus pur. Auf insgesamt 3.000 Quadratmetern, davon 750 Quadratmeter für zeitgenössische und aktuelle Kunst, bringt die Bank Kunst, Literatur, Musik, Sport, Performance und Tanz unter einem Dach zusammen. Mit etwa 55.000 Werken, zusammengetragen von Deutsche-Bank- Kurator Friedhelm Hütte, gehört die Kollektion zu den weltweit größten Kunstsammlungen von Unternehmen. Ein Teil der aus Vorstandsetagen und internationalen Büros geholten Werke wird hier erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Talkreihen mit Kuratoren, Sportlern, Kulturschaffenden und Künstlern, Clubnächte mit lokalen und internationalen DJs, Workshops für Kinder und Erwachsene sowie Führungen runden das Programm ab. Dass das Großprojekt überhaupt in der Zeit der Bankenkrise realisiert werden konnte, hat zumindest sehr viel Überzeugungsarbeit gekostet, räumte Thorsten Strauss, Global Head Art, Culture & Sports, bei der Eröffnung ein. Wer mit wem? Fusionen bleiben im Fokus Schlagzeilen machte das Geldhaus, bei dem sich Anfang November der US-Hedgefonds Hudson Executive Capital als einer der jetzt größten Aktionäre mit einem Anteil von 3,1 Prozent für 620 Mio. US-$ beteiligte, aber vor allem beim Thema Fusionen. Der Zwang zur Größe sorgte 2018 für alte und neue Phantasien und wird 2019 auf der Agenda bleiben. Allein sei die Bank als Global Player viel zu klein, sagen die Befürworter eines schlagkräftigen Zusammenschlusses und verweisen auf französische, schweizerische und amerikanische Konkurrenten, die den Lehman-Schock von 2008 schneller verkraftet haben und wieder üppige Gewinne einfahren. Als Partner des deutschen Marktführers bringen sie MACHT DER MONOKULTUR In Sachen Frauenquote hat sich in der Finanzbranche erneut wenig bewegt. In Deutschland hatten Ende 2017 nur 32 der 100 größten Banken mindestens eine Frau im Vorstand – gerade mal zwei mehr als im Jahr zuvor. Der Frauenanteil in Bank-Vorständen lag laut Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) insgesamt bei neun Prozent. Und in den Top 100 saß nur bei fünf Instituten eine Frau an der Spitze. Auch bei den Marktführern tut sich nichts. Unter Christian Sewing, dem neuen CEO der Deutschen Bank, entwickelt sich das Institut an der Spitze wieder in Richtung reiner Männerclub. Mit Silvie Matherat (Chief Regulatory Office) sitzt heute nur noch eine Frau im neunköpfigen Gremium. IT-Chefin Kim Hammonds wurde durch den Sewing-Vertrauten Frank Kuhnke als COO ersetzt. Auch bei der Commerzbank reicht es nur zum Gruppenbild mit einer Dame: Dr. Bettina Orlopp ist die einzige Frau im siebenköpfigen Vorstand. Die UniCreditBank AG schneidet besser ab: COO Sandra Betocchi und CRO Ljiljana Cortan teilen sich die Führungsaufgaben mit fünf Männern. immer wieder die Commerzbank ins Spiel oder auch den deutlich größeren und solventeren Schweizer Finanzkonzern UBS. Doch nicht nur im privaten, auch im öffentlich-rechtlichen Lager will man offenbar die Kräfte bündeln und denkt in ganz großen Dimensionen. Helaba, NordLB, LBBW, der Fondsdienstleister Deka und die Berlin- Hyp könnten verschmolzen werden, so ein äußerst komplexer Plan, der Ende Oktober publik wurde. Neben dem Zwang zur Größe nennen Banker vor allem die Digitalisierung als Mega-Trend. Hermann J. Merkens, Vorstandsvorsitzender der Wiesbadener Aareal Bank, sieht in ihr in erster Linie eine Chance und keine Bedrohung etablierter Geschäftsmodelle. „Es geht darum, Bestän- 26 10 // 2018
MANAGEMENT digkeit und Wandel wertschöpfend miteinander zu verbinden. Über den zukünftigen Unternehmenserfolg entscheidet die Fähigkeit, Geschäftsmodelle anzupassen, Angebote zu erweitern und neue Tätigkeitsfelder zu erschließen.“ Verstärkt wurden deshalb die Aktivitäten im Start-up-Umfeld. Im April schloss der Immobilienfinanzierer eine Partnerschaft mit dem weltgrößten Start-up-Netzwerk Plug and Play, im Oktober beteiligte sich die Bank an der britischen Finanzierungsplattform BrickVest, der zurzeit einzigen durch die Finanzaufsicht voll regulierten Online-Plattform im europäischen Real-Estate-Bereich. Merkens ist überzeugt: „Solche Plattformen werden in der gewerblichen Immobilienfinanzierung in den kommenden Jahren stark an Bedeutung gewinnen.“ 10 // 2018 27
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