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die bank 10 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT sehr wichtig für

MARKT sehr wichtig für den Monetarisierungserfolg der einzelnen Produkte sowie des Gesamtangebots und sollte sorgfältig getroffen werden. Außerdem sollten Banken die Angebotsstruktur in einer Monetarisierungs-Roadmap für die nächsten drei bis fünf Jahre weiter ausdifferenzieren. Diese definiert für das gesamte Produktportfolio, welche Services wann auf den Markt kommen und wie diese monetarisiert werden. Bank2B: Monetarisierung von Daten und Infrastruktur Einige Experten erwarten, dass Erträge aus Daten in Zukunft höher ausfallen werden als Zinserträge. Das Modell ähnelt der bisherigen Logik: Der Kunde stellt der Bank Daten statt Geld zur Verfügung und bekommt dafür kostenlose Leistungen – oder er wird, wie im Fall von Habenzinsen, direkt für die Daten bezahlt. Die Bank strukturiert die Daten, wie bei der Fristentransformation im Zinsgeschäft, und verkauft diese mit einer Marge weiter. Neben den Daten werden Banken in Zukunft ihre Backend-Infrastruktur wesentlich besser monetarisieren können, indem sie bestimmte Dienstleistungen über eine standardisierte Schnittstelle (API) zur Verfügung stellen. Drittanbieter wie FinTechs werden diese Banking-API nutzen, um für ihre Kunden optimale Produkte und Services zu entwickeln. Diese Entwicklung birgt Gefahren, die es zu kontrollieren gilt, sowie weitere Herausforderungen im Bereich der Monetarisierung. Eine wichtige Frage dabei ist, ob unterschiedliche Gruppen von Drittanbietern unterschiedliche API-Produktversionen bekommen sollen. So ist es unter Umständen sinnvoll, dass FinTechs andere Angebote und entsprechend andere Konditionen erhalten als direkte Wettbewerber. Zur Monetarisierung in der Backend-Rolle gibt es je nach Use Case verschiedene Ansätze von festen einmaligen oder regelmäßigen Gebühren (das Abo-Modell) bis hin zur nutzungsbasierten Bepreisung – hier sind unterschiedliche Preismetriken denkbar, wie Bepreisung per API- Aufruf oder je nach überlieferten Datenmengen. Optimale Preismodelle und Preismetriken werden in Zukunft davon abhängen, ob die Leistung im Bank-Store angeboten wird oder nicht, ob sie kostenlos ist und ob die Applikation die API überhaupt nutzt oder einfach über den App- Store der Bank vertrieben wird, und wie viele Daten übertragen werden müssen. Apple verlangt z. B. Abonnementsgebühren von den Entwicklern, die die Apple-API nutzen, und ist zusätzlich an deren Umsätzen beteiligt. Die Höhe der Beteiligung hängt davon ab, ob eine App einmalig verkauft wird oder zu einem kontinuierlichen Strom an Umsätzen führt. Eine weitere Frage ist, wie hierbei die PSD2-Anforderungen an kostenfreie API für bestimmte Services und Daten in die gesamte Angebotsstruktur integriert werden sollten. Ein möglicher Ansatz ist das Freemium-Modell, wobei ein abgespeckter Teil des Angebots kostenlos zur Verfügung gestellt wird und Kunden durch eine kluge Up-Selling- Strategie in die gebührenpflichtigen Versionen migriert werden. Eine ausgewogene Angebotsstruktur, verstärkt durch den gezielten Einsatz der Verhaltenspsychologie und das Verständnis der Wertwahrnehmung je nach Kundensegment, sind für das Design von Freemium-Modellen entscheidend. FAZIT PSD2 wirkt als Katalysator für die digitale Transformation der Banken. Diese Entwicklung stellt Banken vor Risiken, die gleichzeitig als Chancen genutzt werden können. Die Chancen liegen vor allem in neuen Geschäftsmodellen, die Banken in der Zukunft erschließen werden und die zu neuen Erlösquellen unterschiedlicher Verteilung führen können. Jede der neuen Erlösquellen erfordert eine spezifische Monetarisierungsstrategie. Jetzt müssen die Weichen für die Erlösmodelle der digitalen Zukunft gestellt werden. Es gilt, von anderen Industrien zu lernen, innovative Monetarisierungsansätze zu testen und neueste Erkenntnisse der Preispsychologie mit einzubeziehen. Dazu gehören die Gestaltung der richtigen Produkt- und Servicestruktur, die Entwicklung effektiver Preismodelle sowie die Einbettung von Monetarisierungs-Kompetenzen in die Organisation. Diese Faktoren sind für Banken entscheidend, um die ökonomischen Herausforderungen der Digitalisierung und PSD2 in Chancen umzuwandeln. Autoren: Jens Baumgarten ist Partner, Dr. Benjamin Wellstein ist Director und Andrei Simonchyk ist Consultant, alle bei Simon-Kucher & Partners im Bereich Financial Services. 12 10 // 2017

MARKT GELDHÄUSER IM GLOBALEN VERGLEICH Europas Banken verlieren den Anschluss Wie schlägt sich die deutsche Bankenbranche im internationalen Vergleich, und wie haben sich Gewichte zwischen Europa, den USA und China zuletzt verschoben? Die jährliche Analyse des britischen Magazins „The Banker“ liefert die Antwort: Westeuropa leidet auch zehn Jahre nach Ausbruch der weltweiten Finanzkrise unter faulen Krediten und einer ausgeprägten Ertragsschwäche. Dagegen setzen die US-Banken ihre Erholung fort und auch Institute in den BRIC-Staaten meldeten überwiegend wachsende Gewinne. Die Stabilität der Bankbranche nimmt weltweit zu. Noch nie hatten internationale Großbanken so dicke Eigenkapitalpolster wie zurzeit. Die 1.000 kapitalstärksten Geldhäuser der Welt meldeten für das Geschäftsjahr 2016 ein aggregiertes Tier 1-Kapital von 7,3 Bio. US-$. Das waren 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viel wie 2007. Auch die aggregierten Vermögenswerte schwollen an: Die Bilanzen der Top 1.000 verlängerten sich um knapp drei Prozent auf 113,4 Bio. US-$. Gegenläufig war der Trend bei den Gewinnen. ÿ 1 Ihre Summe sank binnen Jahresfrist um 1,2 Prozent auf 962 Mrd. US-$. Das war der zweite Rückgang in Folge. Wie immer, wenn Statistiken erstellt werden, sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen: So lassen sich die fallenden Erträge zumindest teilweise mit Wechselkursschwankungen erklären: Weil der „Banker“ die Ergebnisse aller Top-1.000-Institute zur besseren Vergleichbarkeit in US-Dollar umrechnet, wirkt sich ein steigender Außenwert des Greenback tendenziell negativ auf die Vermögenswerte oder Gewinne von Banken anderer Regionen aus. Von diesem Effekt besonders betroffen waren 2016 Institute aus Ägypten, Venezuela, Argentinien, Nigeria oder der Türkei. Auch das britische Pfund war ein Fünftel weniger wert als im Jahr zuvor, der chinesische Yuan verlor sieben Prozent und der Euro rutschte zum Dollar um mehr als drei Prozent ab. Mangel an Profitabilität Dass sich Kapitalpolster, Bilanzsummen und Gewinne in unterschiedliche Richtungen entwickeln, lässt jedoch nur einen Schluss zu: „Für die Branche haben sich die Probleme einfach verlagert – von einem Mangel an Sicherheit hin zu einem Mangel an Profitabilität“, urteilen die Analysten der Zeitschrift. Nicht alle Regionen sind gleichermaßen betroffen. Ein Blick auf die Liste der Banken mit den höchsten Verlusten zeigt, wo die Schwierigkeiten am größten sind. Demnach sind 90 Prozent der aggregierten Vorsteuerverluste 2016 in Westeuropa angefallen. Die Region Asien-Pazifik hat acht Prozent zu den roten Zahlen beigetragen. Nordamerikanische Institute sind in dieser Aufzählung gar nicht vertreten. Umgekehrt dominieren US- Adressen die Liste der Institute, die ihre Kapitalpolster zuletzt am stärksten ausgebaut haben. Während Großbanken eher kleinere Zuwächse meldeten, stärkten zahlreiche kleinere In- 10 // 2017 13

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