Aufrufe
vor 5 Jahren

die bank 10 // 2016

  • Text
  • Banken
  • Diebank
  • Unternehmen
  • Deutschland
  • Deutschen
  • Insbesondere
  • Deutsche
  • Staatsanleihen
  • Kreditvergabe
  • Zudem
die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT dit zurück und fokussiert stattdessen auf die für sich lukrativere Finanzierung über Kreditkarten. Über Partner und Onlinekanäle vertreiben die Hamburger ihre hauseigenen Kreditkarten, die GenialCard sowie die GoldCard. Darüber hinaus bietet die Bank über große Kooperationspartner sogenannte White-Label-Programme mit maßgeschneiderten Angeboten für die jeweilige Kundschaft der Partner, darunter der Elektronikfachhändler Expert und Karstadt. Rund 400.000 Kreditkarten seien aktuell im Umlauf, sagt Billon. fl Die Refinanzierung erfolgt im Wesentlichen über die Kundeneinlagen, wobei kurz- und langfristige Sparformen dominieren. Die Partner gilt es, von den Vorzügen einer Kooperation mit der Hanseatic Bank zu überzeugen. Denn der Wettbewerb an dem von Visa und Mastercard beherrschten Markt ist hart. Wie eine Kooperation mit einem Partner aussehen kann, zeigt das Beispiel des Online-Händlers Brille24, mit dem die Hanseaten seit Mai 2016 zusammenarbeiten. Entscheidet sich ein Kunde für die neue Brille24-Kreditkarte, zahlt er jährlich 19,95 €. Seine Einkäufe tilgt er entweder zinsfrei am jeweiligen Monatsende oder er zahlt in Raten plus Zinsen. Gegen Vorlage der Karte kann er seine Sehhilfe bei der Kette reparieren lassen, ist bei Verlust oder Diebstahl des Portemonnaies bis zu einer gewissen Summe abgesichert, bekommt Rabatt an Tankstellen und bei Reisebuchungen und außerdem in mehr als 300 Online-Shops bis zu 15 Prozent des Einkaufswerts als Cashback gutgeschrieben. Für den Brillenhändler hat die neue Kreditkarte den Vorteil, dass das Unternehmen die Kunden stärker binden kann, indem man ihnen flexiblere Bezahlmöglichkeiten, mehr Serviceleistungen und diverse Rabatte bzw. Cashback bietet. Vor allem hofft der Händler auf mehr Umsatz. Denn, so weiß Billon: „Bietet der Händler die Ratenzahlung via Kreditkarte an, steigt erfahrungsgemäß die Zahl der Transaktionen und somit der Warenkorbwert.“ ” 1 Ein Argument, mit dem Billon und Zell auch die Hagebau- Gruppe überzeugt haben. Schon seit 2009 hatte die Hamburger Privatbank für deren Kunden in allen Hagebau Märkten und Filialen von Werkers Welt den Finanzkauf angeboten. Im Junge Historie Die Hanseatic Bank wurde 1969 als Teilzahlungsbank unter dem Namen Hanseatic Bank Teilzahlungsfinanzierungs-GmbH & Co KG gegründet, um die Warenkreditgeschäfte des Otto Versands abzuwickeln. Zu diesem Zeitpunkt betrieb der Hamburger Unternehmer Werner Otto bereits seit 20 Jahren sein gleichnamiges Versandhaus. Seinen ersten Katalog hatte er 1950 herausgebracht, handgebunden, mit 14 Seiten, auf denen 28 Paar Schuhe präsentiert wurden. Auflage: 300 Stück. Als erster Versender führte Otto damals den Kauf auf Rechnung ein. Bis dato zahlten die Versandkunden per Nachnahme. 1976 erhielt die Hanseatic Bank eine Vollbanklizenz. Seitdem konnten die Kunden nicht nur Waren des Otto Versands über die Bank finanzieren, sondern auch andere Güter wie Autos, Wohnungen oder den Urlaub. Angeboten wurden zudem Produkte wie Spareinlagen und Sparbriefe. So sollten die Kunden noch stärker an das Unternehmen gebunden werden. Zwei Jahre später eröffnete die Bank eine erste Filiale in Saarbrücken. Nach dem Motto „Alles unter einem Dach“ zogen die Zweigstellen an den Point of Sale, in die Niederlassungen der „Otto-wohnen“-Häuser, sodass sich Händler und Bank auf kurzem Weg die Kunden zuführen konnten. Heute betreibt das Kreditinstitut bundesweit zehn Filialen. Bis zum Jahr 2005 teilten sich der Versandhändler Otto und die Otto Group-Tochter Schwab Versand die Anteile (90 bzw. 10 Prozent). Nach dem Einstieg der französischen Großbank Société Générale – zu diesem Zeitpunkt war die Hanseatic die viertgrößte Konsumentenkreditbank in Deutschland – blieben die Hamburger noch mit 25 Prozent beteiligt. Unter dem neuen Mehrheitsgesellschafter wurde vor allem das Geschäft mit Konsumentenkrediten ausgebaut. Um die Mitarbeiter in den Filialen zu entlasten, gründete die Hanseatic Bank 2006 die Hanseatic Service Center GmbH. Deren Beschäftigte übernehmen administrative Aufgaben für das Kredit- und Einlagengeschäft. Die Hanseatic Bank beschäftigt inklusive Hanseatic Service Center GmbH 443 Mitarbeiter (Stand Ende 2015) und hat eine Bilanzsumme von rund 2,4 Mrd. € (2015). 62 diebank 10.2016

BETRIEBSWIRTSCHAFT ó Herbst 2015 schließlich wurde die Kooperation erweitert. Jetzt können die Baumarktkunden statt einer einfachen Kundenkarte auch eine Karte mit Visa-Funktion beantragen. Bei jedem Kauf gewährt das Unternehmen drei Prozent Sofortrabatt und schreibt Treue-Punkte gut, die einmal jährlich abgerechnet werden. Wer nicht sofort zahlen will, kann die Summe abstottern. Und wie bei der Brillen-Kooperation locken Preisnachlässe auf dem Urlaubsplus-Portal sowie Cashback in zahlreichen Online-Shops. Die Kooperationspartner gilt es mit stets neuen Features zu locken, dazu muss sich die Hanseatic Bank etwas einfallen lassen. „Aufgrund unserer Größe können wir nicht alle Innovationen allein anschieben“, sagt Zell. Um den Inhabern der eigenen Kreditkarten sowie der White-Label-Karten die Vorzüge eines Gutscheinportals anbieten zu können, kooperiere man seit April 2016 mit dem Berliner FinTech OptioPay. Bei mehr als 80 Shops können die Kunden seitdem Gutscheine erwerben. Deren Wert stockt der jeweilige Anbieter im Idealfall um bis zu 100 Prozent auf, d. h. gegen Zahlung von 10 € kann man für 20 € online oder stationär shoppen. Neben der Cashback-Variante sowie Loyalty-Programmen, die am Jahresende auf die getätigten Umsätze einen Bonus gewähren, buhlt die Hanseatic Bank mit ihrem Gutscheinportal somit auf eine weitere Art um die Jäger und Sammler. Immer neue Optionen bieten die Hamburger auch bei den Versicherungsprodukten zur Aufwertung der Kundenkreditkarten. Nach „SicherKredit“, „SicherKreditkarte“ und „Sicher- Portemonnaie“ kam jüngst „SicherTasche“ hinzu. Gegen einen Aufpreis können sich Kunden gegen Raub, Diebstahl oder Verlust schützen. Der Schutz beinhaltet unter anderem die Sperrung aller Karten sowie die teilweise Erstattung der Kosten für Tasche, Portemonnaie sowie persönliche Gegenstände wie Brillen oder Schmuck ebenso wie Tickets aller Art. „Weitere Versicherungen werden folgen“, kündigt Billon an. „Wir konzentrieren uns auf einfach verständliche Produkte, die dank geringer Kosten und eines hohen Bedarfs jeweils eine breite Zielgruppe ansprechen.“ Während die Kooperationspartner ihre Kreditkarten am Point of Sale oder online anbieten, setzt die Hanseatic Bank im Vertrieb auf drei Wege: die zehn Zweigniederlassungen, ihre Website und zusätzliche Online-Kooperationen sowie Vertriebspartner wie Makler, Bausparkassen, Versicherungen und Vermittlerportale für die Eigentümerdarlehen. Anders als die Konkurrenz wollen die Hamburger ihr Filialnetz, das in der Spitze doppelt so groß war, nicht weiter ausdünnen. Im Gegenteil. Zell könnte sich noch zwei weitere Standorte vorstellen. „Weiße Flecken haben wir noch in München und Hannover.“ Beratungsbedarf stellt der Geschäftsführer bei seinen Kunden durchaus fest. Erst kürzlich habe die Bank in Ham- Die Chefs Eigentlich sei er ja nur für drei Jahre nach Hamburg gekommen, erinnert sich Michel Billon (im Foto links). Von 1999 bis 2004 hatte der gebürtige Franzose für die Société Générale Group in Mailand bei deren Tochter Fiditalia als Manager das Marketing und den Direktvertrieb verantwortet. Anfang 2005 kam er als Direktor Consumer Finance zur Hanseatic Bank, einer Tochter seines Arbeitgebers, Société Générale, sowie des Handels- und Dienstleistungskonzerns Otto Group. Doch aus dem zügigen erneuten Wechsel wurde nichts. Nach der Gründung der Tochter Hanseatic Service Center GmbH 2006 übernahm Billon zusätzlich die Position des Geschäftsführers der Servicegesellschaft. Im Juli 2010 schließlich wurde er zusätzlich zum Geschäftsführer der Hanseatic Bank berufen und verantwortet seitdem die Bereiche Vertrieb, Marketing und IT. Dass sich der heute 47-Jährige an der Elbe wohlfühlt, liegt nicht nur am Job. Er mag Hamburg mit seinem vielen Grün, dem Wasser und natürlich dem Hafen. Den hat er zwar von seinem Büro im eher schmucklosen Hamburger Nordosten nicht im Blick, dafür zieren Fotos von Docks und Speicherstadt die Wände seines Büros. Billons Kollege Detlef Zell war schon 1993 zur Hanseatic Bank gekommen, wo er zunächst das Controlling leitete. Zuvor hatte der gebürtige Saarländer – also „auch fast ein Franzose“, witzelt Zell – als Offizier der Bundeswehr Wirtschaftswissenschaften in Hamburg studiert und anschließend verschiedene Positionen bei der Bundeswehr inne. Als Geschäftsführer der Hanseatic Bank und der Servicegesellschaft verantwortet der 53-Jährige die Bereiche Personal, Finanzen, Risikomanagement und Compliance. Beide Chefs teilen die Liebe zum Sport, wobei sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht weit laufen müssen, um sich fit zu halten. Zell trägt gerade wie viele seiner Kollegen einen Schrittzähler und buhlt mit seinem Team um die beste Platzierung im Haus. Selbstverständlich auch, dass beide Geschäftsführer mit Kollegen beim Team-Staffellauf der Hamburger Morgenpost die fünf Kilometer lange Strecke zurücklegen. Beim Triathlon übernimmt Zell den Part des Radfahrers. „Alle drei Disziplinen zu trainieren, das würde ich dann doch zeitlich nicht schaffen.“ Ab und an kann einem allerdings auch beim Laufen der Spaß vergehen. Als Billon kürzlich sonntags früh morgens eine menschenleere kleine Seitenstraße an der Alster bei Rot querte, handelte er sich glatt eine Rüge eines Polizisten ein. Das fand der Franzose dann doch ein bisschen übertrieben. Aber eigentlich, unterstreicht der Wahl-Hamburger, möge er ja schon an Deutschland die festen Strukturen und die Ordnung. 10.2016 diebank 63

die bank