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die bank 10 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

Vielfältige

Vielfältige Geschäftsmöglichkeiten für Banken FINANZIERUNGSSTRUKTUREN Supply Chain Finance setzt sich zunehmend als alternatives Finanzierungskonzept zwischen Handelspartnern im B2B-Bereich durch. Gerade im internationalen Umfeld ist über die letzten Jahre hinweg ein regelrechter Trend hin zu Supply-Chain-Finance- Produkten zu beobachten. Arne Klüwer Keywords: Supply Chain, Factoring-Varianten, Verbriefung Supply-Chain-Finance-Produkte werden zurzeit verstärkt im Markt besprochen. Der Begriff ist nicht definiert und wird unterschiedlich verstanden und verwendet. Die Produkte decken eine große Bandbreite von Anwendungsgebieten und Strukturen ab und bedienen dabei jeweils unterschiedliche Bedürfnisse. Den ursprünglichen Kern bilden Factoringstrukturen und die klassische Verbriefung von Handelsforderungen. Hinzugetreten sind in den vergangenen Jahren Weiterentwicklungen der klassischen Factoringprodukte, insbesondere Reverse Factoring und Finetrading. Die Produkte ähneln sich in weiten Teilen, richten sich aber an unterschiedliche Zielgruppen. Besondere Bedeutung hat dabei im deutschen Kontext immer noch vor allem Factoring und, bei größeren Volumina, die Verbriefung von Handelsforderungen. Factoring und Verbriefung Supply-Chain-Finance-Produkte bringen eine Reihe positiver Effekte für alle Beteiligten mit sich. Sie erlauben eine Optimierung des Working Capital und, abhängig von der gewählten Struktur, angepasste Zahlungsziele. Damit einhergehend sind eine Finanzierungsfunktion und positive Liquiditätseffekte außerhalb klassischer Kreditlinien sowie oftmals eine Stabilisierung der eigenen Lieferkette. Reverse Factoring Im Rahmen einer Factoring-Transaktion verkauft der Inhaber einer Geldforderung (der Factoring-Kunde) seine Forderung gegen seinen Debitor (den Erwerber von Waren oder Dienstleistungen) entgeltlich an einen Factor und tritt damit die Forderung an diesen ab. Entsprechend funktioniert die Grundstruktur einer Verbriefung von Handelsforderungen, wobei in diesen Strukturen die Rolle des Factors von einer Zweckgesellschaft übernommen wird, die die jeweiligen Forderungen erwirbt und den Ankauf über den Kapitalmarkt finanziert. Factoring und die Verbriefung von Handelsforderungen werden von den jeweiligen Forderungsverkäufern in ihrer Funktion als Gläubiger (und Lieferanten) ihrer Debitoren ausgehend strukturiert und nicht von einem Unternehmen als Kunde mit Blick auf seine eigenen Lieferanten. Sie stellen die strukturelle und intellektuelle Ausgangsbasis für weitere im Markt etablierte Supply-Chain-Finance- Produkte und -Strukturen dar, insbesondere für immer beliebtere Reverse-Factoring-Transaktionen. Bei einer Reverse-Factoring-Transaktion organisiert der Debitor, dass seine Lieferanten ihre ihm gegenüber bestehenden Forderungen an einen Factor verkaufen. Dabei bestätigt und garantiert der Debitor die von ihm geschuldete Zahlung im Rahmen eines abstrakten Schuldanerkenntnisses gegenüber dem Factor. Finetrading Im Rahmen einer sogenannten Finetrading-Struktur verkaufen die partizipierenden Lieferanten des die Transaktion veranlassenden Debitors (wie im Fall der Reverse-Factoring-Struktur) ihre Waren – und nicht ihre Forderungen – an eine Zwischenhandelsgesellschaft und werden bei Lieferung bezahlt. Die Zwischenhandelsgesellschaft verkauft die Waren an den Debitor weiter, wobei sie hierbei an den wirtschaftlichen Bedürfnissen der Parteien ausgerichtete Zahlungsziele vereinbaren kann. Finetrading-Transaktionen sind mit Reverse-Factoring-Transaktionen insoweit vergleichbar, als ein Debitor diese für sich bezüglich eines Teils oder aller seiner Lieferanten veranlasst ” 1. Unterschiede Finetrading ist insoweit eine Weiterentwicklung von Reverse Factoring, als es bestimmte Nachteile von Reverse-Factoring-Transaktionen überwindet – insbesondere die Nachteile aus den vielfach branchenüblichen verlängerten Eigen- 18 diebank 10.2016

tumsvorbehalten und den damit einhergehenden Wechselwirkungen zwischen den Finanzierungsformen, die einem Unternehmen typischerweise zur Verfügung stehen. Einerseits muss bei Factoring- und Reverse-Factoring-Transaktionen das Sicherungsinteresse von Lieferanten berücksichtigt und auch vom Factor beachtet werden, andererseits können Vereinbarungen zwischen dem Forderungsverkäufer und seinen sonstigen besicherten Kreditgebern die Umsetzung einer Transaktion verkomplizieren. 1 Praktische Vor- und Nachteile des Factoring Der Factoring-Kunde erreicht einen Liquiditätsvorteil durch den Erhalt des Kaufpreises auf seine Forderung vor deren Fälligkeit und kann dadurch seine eigenen Vor-Lieferanten schneller bezahlen. In der Regel kann ein Bilanzabgang sowohl nach HGB und IFRS erreicht werden. Die sich aus dem Zusammenspiel mit etwaigen verlängerten Eigentumsvorbehalten der Lieferanten ergebenden Unsicherheiten sind je nach Sektor besonders zu berücksichtigen, ebenso wie die Kollision mit anderen Finanzierungsformen und bestehenden Sicherheiten und vertraglichen Beschränkungen aus existierenden Engagements. Dadurch bedingte Anforderungen an eine Due Diligence erhöhen den mit der Umsetzung einer Transaktion verbundenen Aufwand. § 13c Umsatzsteuergesetz führt zu Risikomanagement durch Finetrading In diesem Zusammenhang sind auch Wechselwirkungen zwischen existierenden Finanzierungsverträgen (insbesondere besicherten syndizierten Finanzierungen) sowie Factoring-Vereinbarungen und vergleichbaren Verbriefungen zu berücksichtigen. Selbst, wenn Kreditgeber bereit sind, die ihnen sicherungshalber übertragenen Handelsforderungen eines Unternehmens für Factoring-/Verbriefungstransaktionen freizugeben (da im Gegenzug Liquidität in das Unternehmen des Forderungsverkäufers als Kreditnehmer fließt), verlangen die Kreditgeber einer syndizierten Finanzierung dann oft Sicherheiten über sämtliche Bankkonten eines Unternehmens und insbesondere auch über den Kaufpreisauszahlungsanspruch des Forderungsverkäufers gegenüber der Factoringbank bzw. Verbriefungszweckgesellschaft. Dies steht allerdings im Fall verlängerter Eigentumsvorbehalte von Lieferanten im Widerspruch zur höchstrichterlichen Rechtsprechung und führt zur Unwirksamkeit der Abtretung der Forderungen an das Factoringunternehmen. Im Fall der Unwirksamkeit der Abtretung gewährt das Factoringunternehmen wirtschaftlich gesehen einen unbesicherten Kredit, anstelle eine Forderung anzukaufen. Diese Risiken werden durch Finetrading-Strukturen überwunden ” 2. Grundstruktur eines Reverse Factoring 2 Grundstruktur einer Finetrading-Finanzierung rechtlicher Warenverkauf Lieferant 1-n Zwischenhandelsgesellschaft rechtlicher Weiterverkauf besicherte Finanzierung der Zwischenhandelsgesellschaft Lieferant 1-n Forderung Reverse-Factoring-Kunde abstraktes Schuldanerkenntnis/Garantie der durch den Lieferanten verkauften Forderung Forderungskäufer / Factor Finetrading-Kunde Finanzierer der Zwischenhandelsgesellschaft Forderungsverkauf physische Warenlieferung 10.2016 diebank 19

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