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die bank 10 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

zinsung,

zinsung, die typischerweise von Private Debt verlangt wird, liegt für Senior-Kredite bei Euribor + 2 bis 5 Prozent, für Unitranche bei Euribor + 5 bis 8 Prozent und für Mezzanine bei Euribor + > 7 Prozent. Das Angebot unter dem Begriff Private Debt reicht von klassischen besicherten und unbesicherten langlaufenden Krediten über Unitranches mit sowohl vorrangigen und nachrangigen Komponenten und subordinierten Darlehen bis hin zum HGB-Mezzanine und der Kreditvergabe 3 in unternehmerischen Sondersituationen. Auf europäischer Ebene wird dieses Angebot zum Teil durch European Private Placements einiger Fonds ergänzt. Die Summe dieser Fremdkapitallösungen für Unternehmen wird in dem sich entwickelndem Markt der Nicht-Banken-Finanzierer (Schattenbanken) zusammengefasst. Das Angebot wird im Rahmen von Buy-and-Hold-Strategien aus für diesen Zweck strukturierten Investment-Gesellschaften heraus vergeben, die von kreditversierten Fondsmanagern mit speziellem Anlagefokus beraten werden. Der Fondsmanager tritt damit an die Stelle der Hausbank im Dialog mit dem Unternehmen. In der Startphase des Private- Debt-Markts zielten die Investoren vor allem auf hohe Renditen aus unternehmerischen Sondersituationen ab. Im heutigen Umfeld liegt der Fokus der institutionellen Investoren auf der langfristigen Direktfinanzierung gesunder Unternehmen. Seit 2007 wurden in Europa rund 40 Debt-Fonds mit einem Fondsvolumen von mehr als 30 Mrd. € aufgelegt. Unternehmensfinanzierung im Vergleich zwischen USA und Europa 25 % 45 % 60 % 80 % fl Der Fondsmanager tritt an die Stelle der Hausbank im Dialog mit dem Unternehmen. 4 Wandel der Anlagestrategien Strategie der Private-Debt-Investitionen Quelle: EIF (inkl. Kredite und Kapitalmarktinstrumente) 5% 17 % 14 % 16 % 15 % 20 % 13 % 22 % 22 % 29 % 57 % 18 % 75 % 44 % 55 % 50 % 11 % 12 % Quelle: 2015 Prequin Global Private Debt Report. 31 % 31 % 40 % 26 % 48 % 2010 2011 2012 2013 2014 20 % 2002 - 2008 2002 - 2014 2002 - 2008 2002 - 2014 Euro Region Vereinigte Staaten Banken Quelle: EIF (inkl. Kredite und Kapitalmarktinstrumente). Nicht-Banken Sonstige Mezzanine Distressed Debt Direct Lending ” 4 zeigt einen Überblick über den Wandel der Anlagestrategien der Manager und ihrer Investoren. Ein öffentliches Rating ist bei dieser Art von Finanzierung nicht erforderlich, jedoch verabreden Investoren und Fondsmanager oftmals die Nutzung von privaten Ratings einer der anerkannten Ratingagenturen. Die Kredit- und Rating-Dokumentation ist ausschließlich für Kreditgeber oder potenzielle Investoren nach Unterzeichnung entsprechender Vertraulichkeitsvereinbarungen zugänglich. Private-Debt-Darlehensgeber unterscheiden sich strukturell von Banken Die wesentlichen Erfordernisse an die AIF-Kreditvergabe bestehen darin, dass die Fonds keine Kreditvergabe an Verbraucher vornehmen und nur in einem sehr limitierten Umfang einen Leverage auf das Fondsvermögen einsetzen dürfen. Darüber hinaus ist eine Fristentransformation generell ausgeschlossen. Damit verfügen die Fonds und ihre Investoren in der Folge über ein hohes Verlustdeckungspotenzial aus ihrem investierten Kapital. Durch die langfristig gebundene 8 diebank 10.2015

Kapitalausstattung der jeweiligen Investoren haben Private-Debt-Finanzierer auch in Krisenzeiten die Möglichkeit, die längerfristige Kreditvergabe aufrechtzuerhalten. Im Ergebnis ist das Angebot der Private-Debt-Finanzierer ausschließlich auf Fremdkapitalfinanzierungen ausgerichtet, während Unternehmen regelmäßig bei Banken eine Reihe von Zusatzleistungen im Rahmen ihres Geschäftsmodells nachfragen wie Transaktionsbanking, revolvierende Kreditlinien, Akkreditive, Währungsgeschäfte und Handelslinien. Mittelstands-Kreditnehmer, die nicht auf Größe und Tiefe der Kapitalmärkte angewiesen sind, können von der schnellen Umsetzung einer Private-Debt-Finanzierung im Rahmen vorhandener Investorengelder in Debt-Fonds profitieren. Dieser Flexibilität steht jedoch die Tatsache gegenüber, dass einige Finanzierer in Krisensituationen oder Defaults nicht davor zurückschrecken, ein Unternehmen zu übernehmen. Banken hingegen tendieren oftmals dazu, gemeinsam mit dem Unternehmen Lösungswege durch Waiver und Linienanpassungen zu suchen und eine Übernahme bzw. die Verwertung von Sicherheiten nur in letzter Konsequenz anzustreben. In diesem Spannungsfeld kann es für Investoren hilfreich sein, dass eine Bank als Manager des Fonds eingebunden ist, sodass die Investoren auf die kreditsachliche Expertise, das Ratingsystem und die laufende Betreuung einer Bank zurückgreifen können. Folglich ist es wichtig, den langfristigen Ansatz von Private Debt zu verstehen und nur mit denjenigen Anbietern zusammenzuarbeiten, die ein Unternehmen ähnlich wie eine Bank verlässlich durch den gesamten Wirtschaftszyklus begleiten. Das Private-Debt-Angebot liegt also tendenziell näher am Kreditmarkt als am Kapitalmarkt. Das Produkt hat darüber hinaus eine höhere Flexibilität in der Ausgestaltung der Dokumentation und macht es für Kreditnehmer einfacher, Situationen wie Vertragsanpassungen, Covenant-Brüche, Waiver etc. zu koordinieren. FinTech für Unternehmen Die Bandbreite weiterer alternativer Finanzierungskanäle ist noch unbestimmt, da immer neue Varianten (beispielsweise fl Banken tendieren oftmals dazu, gemeinsam mit dem Unternehmen Lösungswege durch Linienanpassungen zu suchen und eine Verwertung von Sicherheiten nur in letzter Konsequenz anzustreben. mit FinTech-Unternehmen in der digitalen Welt) nach dem Trial-and-Error-Prinzip am Markt zu beobachten sind. Die Fin- Tech-Ansätze für Corporate-Kunden sind nach unterschiedlichen Kriterien strukturierbar. Erste Ansätze ähneln Retailfokussierten Vergleichsplattformen. Auf diesen Plattformen wird den Banken ermöglicht, eigene Kredite im Vergleich mit Wettbewerbern anzubieten (Beispiel: Compeon). Der Kreditkunde hat hier die finale Wahl, welchen Partner er anhand eigener Präferenzen auswählt. Kreditgeber bleiben weiterhin nach herkömmlicher Ausgestaltung (z. B. bilanziell) die jeweiligen Banken. Durchaus mit mehr Publicity verbunden sind die entstehenden Angebote im Crowd Investing oder Crowd Financing. Allein in Deutschland existieren derzeit mehr als 30 solcher Vertriebsansätze mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Start-ups, Wachstum, Betriebsmittel, Regional). Die Tätigkeit setzt direkt an der Schnittstelle zwischen Bank und Unternehmen an. Die Crowd, also die Gesamtheit der Gruppe von Geldgebern, bildet die dritte Partei. Crowd Financing beschränkt die Bank auf ihre Rolle als kurzzeitiger Kreditgeber und Wiederverkäufer dieser Forderungen an die Crowd. Ob der Corporate-Kunde die Mitwirkung der Bank in diesem Modell noch bewusst wahrnimmt, bleibt abzuwarten. Die Risiken und Chancen der Finanzierungen liegen bei den derzeit bekannten Modellen des Crowd Financing in der Regel bei der Crowd. Die bisher aktiven FinTech-Ansätze setzen insbesondere an den Schnittstellen zwischen Kunden und Finanzierungspartnern an, oftmals mit Banken als Partnern für weiterhin genehmigungspflichtige Prozesse. Weiterhin fokussieren sie sich derzeit noch auf das wenig beratungsintensive, standardisierbare Geschäft. Im Beratungsgeschäft sind dagegen derzeit noch keine relevanten Aktivitäten zu beobachten. Fazit Die strukturellen Veränderungen erfordern ein verändertes Beziehungsgeflecht im Zusammenspiel zwischen Unternehmer respektive Unternehmen und Finanzierungspartnern: Die Bank als Experte in Finanzierungsfragen bietet dem Unternehmen, oft aufbauend auf der langjährigen vertrauensvollen Hausbankbeziehung, sowohl Finanzierung als auch Beratung an. Die neuen Anbieter in Form von Kreditfonds und FinTechs drängen in die angestammten Beziehungen und können neue Partnerschaften begründen und alte ersetzen. Aber in beiden Fällen ersetzen sie nicht das breite Angebot einer Hausbank für die Finanzierungsbelange eines Unternehmens. Die laufende Diskussion zwischen Kunde und Hausbank ermöglicht, den Kundennutzen in den Mittelpunkt zu stellen und individuelle Gesamtlösungen zu erarbeiten, bei denen auch ein Debt-Fonds eine Rolle spielen kann. ó Autor: Dr. Frank Schaum ist Generalbevollmächtigter der IKB Deutsche Industriebank AG, Düsseldorf. 10.2015 diebank 9

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