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die bank 10 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó FINANZMARKT Lockere

ó FINANZMARKT Lockere Risiko-Maßstäbe in Europa Obwohl die Abschreibungen in weiten Teilen Westeuropas zurückgingen, stiegen die risikogewichteten Aktiva (RWA) in der Region. Ein Grund dafür dürfte der Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) im vergangenen Oktober sein. 25 Institute der Eurozone hatten diesen nicht bestanden. Einige Banken haben ihre Berechnungsmethoden für Risiken durch notleidende Kredite verschärft. Noch immer legen Europas Finanzhäuser damit im weltweiten Vergleich sehr lockere Maßstäbe an, monieren die Analysten des „Banker“. Der aggregierte RWA-Wert in Westeuropa liegt bei knapp 36 Prozent. Zum Vergleich: In Japan sind es 38 Prozent, in Nordamerika 58 Prozent. In China, dessen Staatsbanken häufig für ihre Kreditvergabepolitik kritisiert werden, beträgt der Wert 63 Prozent. Nicht nur die EZB, auch die US-Bankenaufseher sind wachsam im Hinblick auf potenzielle Risiken. Alarmierend ist unter anderem ein Absinken der Standards bei der Vergabe von Autokrediten und Leveraged Loans (Ausreichungen an Unternehmen mit geringer Kreditwürdigkeit). So warnte im Juli das zuständige Büro des US-Finanzministeriums (OCC) vor einer zu geringen Risikovorsorge für Leveraged Loans. Im Oktober berichtete das OCC (Office of the Comptroller of the Currency), bei 16 von 25 Banken, die im Bereich Leveraged Finance tätig sind, seien die Ausfallrisiken in den Portfolios gestiegen. Basel IV träfe europäische Banken Während in den USA die Einführung von Basel III kaum vorankommt, hat ein Großteil der kapitalstärksten Banken Europas das Regelwerk bereits eingeführt. Auch in Teilen Asiens und des Mittleren Ostens ist die Umsetzung weit gediehen. Längst sind weitere Reformen unter dem Begriff „Basel IV“ im Gespräch. So sollen die Kapitalanforderungen den inhärenten Risiken entsprechend angepasst werden und Standardverfahren die internen Modelle der Banken zumindest ergänzen. Pläne, die den Analysten des „Banker“ zufolge vor allem Geldhäuser aus der Schweiz, Frankreich und aus Deutschland treffen würden. Die Asset-Verkäufe in Europa könnten demnach noch eine Weile weitergehen. Obwohl die Eurozone noch immer die Region mit den höchsten aggregierten Vermögenswerten ist, führt das Abstoßen und Schrumpfen von Geschäftsbereichen, der Verfall des Euro gegenüber dem US-Dollar sowie der rasante Aufstieg Chinas zu einschneidenden Veränderungen: Verfügte die Währungsunion bisher über das größte aggregierte Tier-1-Kapital, schob sich 2014 China gefolgt von den USA an die Spitze. Und obwohl sich die Gewinne in der Eurozone zum Vorjahr auf 60 Mrd. US-$ mehr als verdoppelt haben, erzielen die US-Banken im Ranking das Dreifache und Chinas Institute gar mehr als das Fünffache dessen ” 4. US-Institute zahlenmäßig überlegen Nimmt man die Zahl der Institute in den Top 1.000 als Messlatte, bleiben die USA der unter allen Nationen dominierende Bankenmarkt. Die Zahl der US-Banken steigt – auch dank des starken Greenback – von 163 auf 166 im aktuellen Ranking. Fast alle von ihnen haben ihre Kapitalbasis weiter gestärkt. China hat mit 117 Instituten sechs mehr im Rennen als ein Jahr zuvor. Japan ist nur noch mit 89 Adressen vertreten (Vorjahr: 94) und bleibt damit auf Platz drei. Es folgen Indien (32), Taiwan (28) und die Türkei (27). Weil im Ranking die Niederlassungen ausländischer Banken nicht berücksichtigt werden, landet Deutschland mit 25 Repräsentanten auf dem siebten Platz. Die Mehrheit der hiesigen Geldhäuser rutscht im aktuellen Ranking ab. Eine Ausnahme ist die Deutsche Bank, die aufgrund ihrer Kapitalerhöhung weltweit um zwei Stellen an Position 16 vorrückt. Die Commerzbank fällt von Platz 41 auf 55. Zurück in den Rängen der Top 1.000 kehrt die NRW-Bank. Die nationale Nummer 3 ist international die Nummer 64. Es folgt die DZ Bank (84), die an der Landesbank Baden-Württemberg (86) vorbeizieht. Erst danach kommen Bayerische Landesbank, Helaba und Norddeutsche Landesbank. Schlusslicht ist die Mainzer Volksbank (946). Die HypoVereinsbank zählt als Tochter der Unicredit nicht als eigenständige deutsche Adresse. Ansonsten würde sie mit einem Tier-1-Kapital von 23 Mrd. US-$ im Ranking noch vor der NRW-Bank rangieren. Deutschlands Banken bleiben stabil Den negativen Wechselkurseffekten zum Trotz: An der Stabilität der führenden inländischen Institute ändert sich insgesamt wenig. Eine kleine Mehrheit von ihnen kann die Capital-to-Assets- Ratio steigern. Das Bild bei den Renditekennziffern ist gespalten: Während die Eigenkapitalrendite im Schnitt leicht steigt, sinkt der Return on Assets geringfügig. Der Sparkassensektor, der immerhin ein Tier-1-Kapital von 122 Mrd. US-$ auf die Waage bringt, hat den aggregierten Daten des „Banker“ zufolge zwar seine Kapitalausstattung deutlich gestärkt, doch die Eigenkapitalrendite ging 2014 zurück. Deutschland, das gemessen an der Zahl der Banken der siebtgrößte Markt ist, wird zum Zwerg, wenn man Assets und Erträge zugrunde legt: Die deutschen Institute in den Top 1.000 erreichen einen Anteil an den weltweiten Vorsteuergewinnen von 1,1 Prozent. Von den aggregierten Vermögenswerten verwalten sie 4,8 Prozent. Immerhin agieren die hiesigen Banken in einem wirtschaftlich gestärkten europäischen Umfeld mit weniger faulen Krediten und einem perspektivisch anziehenden Kreditbedarf. Gut möglich, dass die Eurozone in diesem Jahr ihren Anteil an den Erträgen im weltweiten Bankensektor erneut ausbaut – zumindest, wenn Griechenland dieser Entwicklung keinen Strich mehr durch die Rechnung macht. ó 32 diebank 10.2015

FINANZMARKT ó David gegen Goliath BÖRSE BERLIN Auf dem Weg zur Berliner Börse passieren Besucher in der lichtdurchfluteten Eingangshalle des Ludwig-Erhard-Hauses einen riesigen Flachbildschirm, auf dem – natürlich – die „Telebörse“ von N-TV läuft. Ohne Ton. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Stille, die auch in den Räumen des 1685 gegründeten Traditionsunternehmens herrscht. Zu ihnen gelangt man in einem voll verglasten Aufzug, der zügig und fast lautlos in den vierten Stock rauscht. Je höher, desto besser wird der Blick auf den ovalen Börsensaal, in dem die Händler bis zum Jahr 2006 um die besten Kurse rangen. Dann machten die Börsianer Radiologen Platz, die seitdem Röntgenbilder statt Kurscharts studieren. Die Börse selbst begnügt sich heute mit knapp 650 Quadratmetern, gerade einmal 16 Mitarbeiter beschäftigt die Aktiengesellschaft, die dem Verein Berliner Börse e.V. gehört. Eli Hamacher Keywords: Kapitalmarkt, Geschäftsmodell, Regionalbörse Zum Interview erscheinen beide Vorstände, Jörg Walter und Artur Fischer. Sie teilen sich die Aufgaben, der eine kümmert sich um das traditionelle, nur in Deutschland verfügbare Handelssystem Xontro, der andere um die vollelektronische, europaweit bereitgestellte Plattform Equiduct. Die Frage nach der Existenzberechtigung der kleinen Handelsplätze hört Walter oft. Und nicht gern. „Wir machen ein Angebot. Ob der Markt es annimmt, entscheidet der Kunde. Das ist der Fall. Also müssen wir uns auch nicht rechtfertigen“, kontert der 60-Jährige. Computerisierung und Dezentralisierung des Börsenhandels haben das Geschäft mit Aktien und Anleihen grundlegend verändert. Weltweit mussten vor allem kleine, regionale Börsen dem Preiswettbewerb und der Konzentration auf große, liquide Handelsplätze Tribut zollen. Nur eine Region hat sich dem Trend zur Konsolidierung und Globalisierung bislang entzogen: Deutschland. Sieben traditionsreiche Wertpapierbörsen ringen hierzulande um das Geld der Anleger: Hamburg und Hannover im Norden, Berlin im Osten, München und Stuttgart im Süden, Düsseldorf im Westen und allen voran Frankfurt am Main in der Mitte Deutschlands. Nur Bremen musste 2007 aufgeben. 2010 ging zudem mit der Tradegate Exchange ein neuer Handelsplatz an den Start. Seitdem hat Berlin als einzige Stadt in Kontinental-Europa zwei Börsen. Der Newcomer, der heute zu 75 Prozent der Deutsche Börse AG gehört, stieg binnen nur fünf Jahren zur größten Börse für Privatanleger auf und hängte sogar das altehrwürdige Frankfurter Parkett ab. So müssen sich die regionalen Zwerge heute nicht nur gegen die dominanten Frankfurter und deren Tradegate behaupten, sondern auch untereinander. Denn die regionale Nähe spiele, wie Walter unterstreicht, für die Anleger keine entscheidende Rolle bei der Auswahl eines Börsenplatzes. Mit der Spezialisierung auf Privatkunden und bestimmte Nischen versuchen die Regionalen deshalb ihr Überleben zu sichern. Doch beim Rennen um die besten Plattformen, Segmente und Indizes schneiden sie sehr unterschiedlich ab. Bevor an Silvester die Sektkorken knallen, veröffentlichen die Berliner und ihre Konkurrenten – die einen kurz und knapp, die anderen etwas ausführlicher und einer gar nicht – ihre Jahresabschlussbörsen. Der regionale Branchenprimus Stuttgart konnte für 2014 immerhin stabile Umsätze von 88 Mrd. € vermelden, wobei knapp die Hälfte auf verbriefte Derivate entfällt. Mit einem Anteil von 64 Prozent sehen sich die Schwaben in diesem Segment als europäischer Marktführer im börslichen Handel. Deutlich nach oben ging es bei Exchange Traded Products, den börsengehandelten Indexprodukten, die ein Plus von 13 Prozent auf 8,8 Mrd. € verbuchten. Mit 70 Prozent Marktanteil nimmt das Unternehmen für sich in Anspruch, Marktführer beim börslichen Handel mit Unternehmensanleihen in Deutschland zu sein. Schwieriges Umfeld für Regionalbörsen Schlecht schnitten hingegen Hamburg und Hannover ab, die unter dem Dach ihrer Trägergesellschaft Böag gemeinsame Sache machen. Den Umsatzeinbruch von 23,5 Mrd. € (2013) auf 9,4 Mrd. € im Jahr 2014 führte die scheidende Börsenchefin Sandra Reich vor allem auf die niedrigen Volumina im Rentenhandel zurück. Dieses infolge der niedrigen Zinsen schwache Geschäft sowie die Zurückhaltung der Privatanleger machten auch den Düsseldorfern zu schaffen. Vorstandsvorsitzender Dirk Elberskirch musste zuletzt einen Rückgang um 20 Prozent auf 28 Mrd. € hinnehmen. Die Börse Düsseldorf bietet nach eigenen Angaben mit Quotrix ein schon seit 2001 laufendes Market-Maker-System ohne börsliche Kosten und Maklercourtage an. Damit war die NRW-Börse neben Frankfurt lan- 10.2015 diebank 33

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