MARKT DEUTSCHE ROBOS Der erste Robo-Advisor in Deutschland ging im Jahr 2013 mit dem Anlage-Lotsen der Sutor Bank an den Start. Der heutige Marktführer Scalable Capital war damals noch gar nicht gegründet. Doch anders als einigen Nachfolgern gelang es Sutor nicht, das Angebot erfolgreich zu etablieren. Im Jahr 2020 wurde es eingestellt. Heute werben rund 40 Robo-Advisor in Deutschland um Kunden. Zu den größten gehören Scalable Capital, Quirion (die digitale Vermögensverwaltung der Quirin Privatbank), Zeedin (von Hauck Aufhäuser Lampe) und der Warburg Navigator. Neben FinTechs und kleineren Privatbanken haben auch große Institute wie die Deutsche Bank mit Robin und die Commerzbank mit Cominvest Angebote im Markt, ebenso wie Sparkassen mit Smavesto – der von einer Tochter der Bremer Sparkasse ins Rennen geschickt wurde –, bevestor von der Stadtsparkasse München sowie die genossenschaftliche Finanzgruppe Union Investment (Visual West). Hinzu kommen große Vermögensverwaltungen wie DJE Kapital (Solidvest) und Minveo mit dem gleichnamigen Robo. Robo selbst zu bauen und zu betreiben.“ Und hier kommt das Angebot von investify TECH ins Spiel. Konzentration aufs B2B-Business Gestartet im Jahr 2015 mit einem B2C-Angebot, konzentriert sich das Unternehmen seit 2019 – und damit seit dem Einstieg von Brock – auf das B2B-Geschäft. Und das umfasst nicht nur den Bau eines Robos. „Wir digitalisieren komplett die Wertschöpfungskette einer Vermögensverwaltung, von der Risikoprofilierung über das Kunden-Onboarding, tägliche Managementprozesse bis hin zum Reporting, egal ob es um ein Retail-Angebot, ein privates Banking-Angebot, einen Robo-Advisor oder ein beraterbasiertes Private-Banking-Angebot geht.“ Allerdings wird nicht nur die Technologie als White-Label-Produkt angeboten. Da das Unternehmen wie ein Vermögensverwalter reguliert sei, könne der B2B-Kunde alle belastenden regulatorischen Prozesse, die nicht zum primären Kerngeschäft gehören, auslagern. Darunter fallen zum Beispiel die Verlustschwellen-Überwachung, Ordering, Reportings wie Quartalsberichte, Nachhaltigkeitsberichte und Abrechnungen. „Der Kunde kann sich somit auf seinen Vertrieb und sein Asset Management fokussieren und weitestgehend die Belastungen durch Backoffice und Regulatorik auslagern“, sagt Brock. Es gebe aber auch Kunden, die mit ihren Legacy-Systemen zufrieden seien. „Dann digitalisieren wir nur in Teilen oder sukzessive deren Prozesse.“ Investify TECH biete eine modulare Plattform, aus der die B2B-Kunden das für sie passende Angebot zusammenstellen können. Die Partner des Unternehmens, das neben seiner Zentrale in Wasserbillig eine Niederlassung in Köln unterhält, sind freie Vermögensverwalter sowie Banken und Versicherungen, darunter sehr kleine, aber auch große, bekannte und weniger bekannte. Die Portfolien, die auf der digitalisierten Lösung liegen, kommen von den Kooperationspartnern. Dazu gehören z. B. mit DJE einer der ältesten und bekanntesten deutschen Vermögensverwalter, aber auch die niederländische Triodos Bank, die neue digitale Vermögensverwaltung myChampions100 von Boerse.de, die Bank für Sozialwirtschaft oder auch die Pax-Bank. Aktuell sind es um die 30 Kunden (Stand: Oktober 2023). Insgesamt rechnet Brock damit, dass im laufenden Jahr 14 neue B2B-Kunden gewonnen werden können. Einen der jüngsten Neuzugänge, den Robo-Advisor Warburg Navigator, konnte investify TECH dem Berliner Wettbewerber Elinvar abwerben. Beide bieten neben der Technologie auch die Übernahme der Regulatorik an. Hinzu kommen Wettbewerber, die schon lange im Markt sind und nur einzelne Dienstleistungen wie Portfoliomanagement-Systeme oder den Bau einer Onboarding-Strecke anbieten, aber keinen End-to-end-Ansatz verfolgen. Digitale Vermögensverwaltung für Warburg Die Privatbank M.M. Warburg & CO hatte im Jahr 2017 ihre digitale Vermögensverwaltung gestartet. Warburg, aus Sicht des Branchen- Newsletters finanzszene „das ewige Sorgenkind von der Binnenalster“, ist nach Meinung von Brock trotzdem „ein super Referenzkunde“. In der Bank habe man sich mit der Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals intensiv beschäftigt, seitdem der Vorstand komplett ausgetauscht worden sei. „Deshalb haben wir keine Probleme mit Warburg als Referenz.“ 16 09 | 2023
MARKT Für den Warburg Navigator wird investify TECH neue Features bauen, wie eine eigene Warburg App für die mobile Nutzung. Daneben sollen weitere Services wie die Einrichtung von lastschriftfähigen Sparplänen, die einfachere Generierung von Reportings, die Eröffnung von Gemeinschaftsdepots ebenso wie Depots auch für Minderjährige eingeführt werden, um den Kundennutzen weiter zu steigern. Vom Warburg Navigator können Anleger bereits ab 20.000 Euro ihr Vermögen digital verwalten lassen, wobei die Hamburger anders als viele Robos das Portfolio aktiv managen. Neben Warburg sollen große deutsche Banken und einer der größten deutschen Asset Manager noch in diesem Jahr live gehen. Auch für Sparkassen und Volksbanken entwickelt investify TECH gemeinsam mit dem Frankfurter B2B-FinTech Dericon ein Angebot für digitale Vermögensverwaltungen. Die Finanzinstitute sollen dann nicht mehr nur ihre hauseigene Vermögensverwaltung anbieten können, sondern auch die Produkte externer Asset Manager, und das alles auf einer Plattform, ähnlich wie in der Baufinanzierung oder der Einlagenverwaltung. „So können Volksbanken und Sparkassen auch im Vermögensverwaltungsgeschäft sicherstellen, dem Kunden langfristig die besten Lösungen anzubieten“, unterstreicht Brock. Das Rüstzeug für das B2B-Geschäft holen sich die Luxemburger mit dem eigenen Robo, der für das Unternehmen aber in erster Linie ein „Showcase“ sei, so Brock. „Mit dem B2C-Angebot können wir zeigen, was wir gebaut haben und welche Möglichkeiten es gibt. So sammeln wir auch eigene Erfahrungen, treten aber nicht in Konkurrenz zu unseren Kooperationspartnern.“ Das Asset Management steuert BlackRock bei, der weltweit größte Vermögensverwalter mit Sitz in den USA. Ungewöhnliche Gesellschafterstruktur – mitsamt Kirche Anders als die meisten Finanztechnologie-Spezialisten wird investify TECH nicht mit Venture Capital finanziert. Maßgeblich beteiligt sind vielmehr mit 20 Prozent die Hambur- DER CHEF Schon bei seinem ersten Job beschäftigte sich Dr. Harald Brock mit dem Thema Digitalisierung und legte dort die Basis für seine Aufgabe bei investify TECH. „Ursprünglich komme ich aus der Sparkassenfamilie. Spätestens nach meiner Promotion zum Thema „Shared Value im Geschäftsmodell von Finanzdienstleistern“ war mir klar, dass Unternehmen ihre Geschäftsmodelle konsequent neu denken und persodigital ausbauen müssen: persönlich, personalisiert und digital“, erzählt der Betriebswirt. Seit März 2019 ist Brock einer von drei Geschäftsführern bei investify TECH, bei der er das B2B-Geschäft vorantreibt. Bei der Sparkassen-Finanzgruppe, bei der Brock auch seine Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte hat, verantwortete der heute 39-Jährige zuletzt Vertriebssteuerung, Marketing und Digitalisierung. An seinem heutigen Arbeitgeber, zu dem ihn sein Doktorvater gelotst hatte, habe ihn das dynamische Marktumfeld eines FinTechs gereizt, sagt Brock. Der gebürtige Rheinländer lebt mit seiner Familie in Düsseldorf und hält sich mit Tennis und Rennradfahren fit. 09 | 2023 17
DIGITALISIERUNG Laut dem CX Trends
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Impressum MARKT LBBW Asset Manageme
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