MARKT ze 16 Banken aus sechs EU-Ländern zusammengeschlossen, um unter dem Dach der im darauffolgenden Dezember gegründeten EPI Interim Company ein Konzept zu entwickeln. Klares Ziel: Die Dominanz der US-amerikanischen Player brechen. Das ausgerufene Ziel war die Abdeckung aller wichtigen Anwendungsfälle im Einzelhandel, also Zahlungen zwischen Individuen (Peer-To-Peer/P2P), an der Ladenkasse (POS) sowie im Online-Handel am Rechner wie auch unterwegs (E-/M-Commerce). Zu den wesentlichen Versprechen gehörten eine Zahlungsgarantie und entsprechend hohe Sicherheit, niedrigere Entgelte als bei den Kreditkartenanbietern, europaweite Akzeptanz und damit Unabhängigkeit von den US-Konzernen, Datenschutz und -sicherheit sowie Kompatibilität mit anderen europäischen Zahlungssystemen. Bereits ein Jahr nach Gründung der Interimsgesellschaft jedoch sprangen zahlreiche Banken, Investoren und Shareholder wieder ab, u. a. wichtige Player wie die Commerzbank und die spanische La Caixa Bank. Gründe dafür waren neben Interessenskonflikten – bspw. wollten die spanischen Mitglieder nicht ihr gut funktionierendes lokales Payment-Scheme „Bizum“ opfern – auch fehlende Einigungen über die Finanzierung und den fachlichen Fokus. Zurück blieben lediglich ein Rumpf und die Gefahr, dass das ganze Projekt scheitern könnte. Aus dieser Not heraus wurde der ursprünglich allumfassende Plan zusammengestrichen und im März 2022 der Fokus auf das Angebot von Instant Payments über eine Wallet-Lösung gelegt. Die ursprüngliche Idee der europäischen Bezahlkarte „EPI Card“ wurde damit zunächst verworfen. Dieser Pivot brachte die Trendwende. Im Dezember desselben Jahres vermeldete die DZ BANK als wichtiger finanzieller und inhaltlicher Partner die Rückkehr ins EPI-Konsortium. Im April 2023 wurden mit den Akquisen des niederländischen Zahlungsdienstleisters iDEAL und der luxemburgischen Payconiq International wichtige Grundsteine für die technische Entwicklung der Wallet-Lösung gelegt. Auf dieser neuen, stabilen Basis soll nun im dritten Quartal die Pilotierung der digitalen Wallet in Deutschland und Frankreich starten. Im Fokus stehen zunächst die Anwendungsfälle „Person-zu-Person-Zahlung“ (P2P) und „Person-zu-Unternehmen-Zahlung“ (P2Pro). Diese Phase soll die Breiteneinführung in Deutschland, Frankreich und Belgien vorbereiten, auf die 2025 ein Rollout in weiteren europäischen Märkten folgen soll. 10 09 | 2023
MARKT Herausforderungen und mögliche Lösungen Mit dem Ausscheiden einiger Partner Ende 2021/Anfang 2022 ist gleichzeitig auch der Kreis der Teilnehmerländer geschrumpft. Demnach werden die Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden für einen weiteren Rollout Überzeugungsarbeit leisten müssen. Um dies zu erreichen, müssen vorhandene Netzwerke genutzt werden. Über die international tätigen EPI-Unterstützer Worldline und Nexi beispielsweise können sicherlich weitere europäische Partner motiviert werden. Diese gilt es auf das gemeinsame große Ziel einzuschwören. Es darf nicht nochmal passieren, dass man ein Land mit gut etablierten Bezahllösungen verliert, weil diese für das gemeinsame Ziel „geopfert“ werden sollen. Vielmehr müssen eine sinnvolle Integration und Interoperabilität geprüft und ein Weg hin zu einem gemeinsamen Standard gefunden werden. So gilt es stets, die unterschiedlichen, länderspezifischen Interessen zu würdigen. Klar ist: EPI will in einem Umfeld starten, das von anderen Playern bereits beherrscht wird. Ein reiner „Me Too“-Ansatz wird nicht funktionieren, das haben andere Versuche auf nationaler Ebene schmerzlich bewiesen. Es müssen also mittelfristig echte Mehrwerte geschaffen werden, und zwar aus Perspektive der Händler und Endkunden, nicht aus Sicht der Produktentwickler und Geldgeber. Dreh- und Angelpunkt soll das Girokonto sein, demnach erscheint eine tiefe Integration anstelle eines reinen Andockens wünschenswert. Bezahllösungen müssen „convenient“ sein, also den Anwender im besten Fall gar nicht merken lassen, dass sie da sind, und außerdem Mehrwerte über den reinen Bezahlvorgang hinaus bieten. Wer bargeldlos zahlt, möchte sicher auch keinen Papier-Bon erhalten – die Verknüpfung mit digitalen Belegen bietet sich an. Wer eine digitale Wallet nutzt, wünscht sich auch andere Prozesse voll digitalisiert zu nutzen – die Verknüpfung mit Loyalty- und Gutschein- Produkten sowie Marketing-Aktionen von Händlern auf internationaler und lokaler Basis – technische Machbarkeit vorausgesetzt – drängen sich geradezu auf. Konkurrenz auf vielen Ebenen Es wird in Deutschland und der EU immer von Datenschutz- und Datensicherheit gesprochen, aber selten von Möglichkeiten zur Datennutzung. Sobald der Endkunde von der Sicherheit seiner Daten überzeugt ist, können Angebote zur Verwendung gemacht werden, bspw. die Analyse des Kaufverhaltens für gezielte Werbung. Dabei ist nicht das Angebot eines zweiten, dritten und vierten Kühlschranks gemeint, wenn der Kunde kürzlich einen erstanden hat. Vielmehr geht es um komplementäre Produkte, die zu kürzlich getätigten Einkäufen und der Lebenssituation passen. Doch nicht nur der Wettbewerb aus den USA und ggf. Asien will ausgekontert werden. Mit der European Mobile Payment Association (EMPSA – nicht zu verwechseln mit dem afrikanischen M-PESA) existiert eine weitere Initiative europäischer Zahlungsabwickler, die ebenfalls eine Wallet-Lösung anbieten will. Mit Bizum ist hier 2022 ausgerechnet einer der Anbieter beigetreten, der mit dem Austritt fast zum frühzeitigen Scheitern von EPI geführt hat. Hier gilt es nun, gemeinsame Interessen zu finden und aus der vermeintlichen Konkurrenz eine Zusammenarbeit oder gar Integration zu schaffen. Denn die „Konkurrenz im eigenen Haus“ wird in diesem Fall nicht das Geschäft beleben, sondern zu Verunsicherung unter den wichtigsten Teilnehmern – Händlern und Endkunden – und somit zum Scheitern beider Initiativen führen. Die lachenden Dritten wären in dem Fall genau die, deren Marktanteile man erobern will. Entscheidend werden auch die Finanzierung und ein ausreichend langer Atem bei der Integration von EPI in die verschiedenen Infrastrukturen sein. Wie bei jeder neuen Lösung bedarf es technischer Umsetzungen bei allen Teilnehmern. Diese sind i. d. R., insbesondere in der heutigen, stark regulierten Bankenlandschaft, langwierig und kostenintensiv. Gleichzeitig verspricht EPI, günstiger als die vorhandenen Lösungen zu sein. Die sprichwörtliche Katze beißt sich hier in den eigenen Schwanz. Neben der Bereitschaft zur Investition der Mitglieder muss die Lösung also auch einfach zu integrieren sein, um die Kosten zu reduzieren. Regulatorisch gibt es hierfür seit Einführung der PSD2 theoretisch die richtigen Maßnahmen. Jedoch hat eine gewisse Überregulierung und eine teils wenig sinnvolle Umsetzung der Vorgaben stattgefunden, die EPIrelevante Prozesse eher erschwert. Da der europäische Gesetzgeber ein großes Interesse an EPI bekundet hat, muss nun also auch dieser seinen Teil dazu beitragen, dass EPI ein Erfolg werden kann. Und zwar 09 | 2023 11
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