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die bank 09 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG ten,

DIGITALISIERUNG ten, die eigenständig am Individualzahlungsverkehr in Zentralbankgeld teilnehmen möchten, bietet sich dazu keine Alternative, denn bei der Abwicklung über einen Dritten würden sie ihre Eigenständigkeit verlieren. Für Institute, die ihre Zahlungsabwicklung ausgelagert haben und nur ein zentrales Geldkonto für ihre Geschäfte mit der Zentralbank benötigen, z. B. für die Mindestreservehaltung oder die Offenmarktgeschäfte, steht das sog. „Co-Management“ zur Verfügung. Hierbei unterhalten die Institute zwar ihre eigenen Konten, benötigen aber beispielsweise für die Kommunikation keinen eigenen technischen Zugang, da sie den ihres „Co-Managers“ nutzen - übrigens findet diese Variante in Deutschland großen Zuspruch. Bei Bedarf können sie weitere Aufgaben an die Co-Manager auslagern. die bank: Das bedeutet für die Banken dann gigantischen Aufwand, etwa für die IT. Wie viele Häuser sind davon in Deutschland betroffen? Schmidt: In Deutschland migrieren über 1.200 Institute mit der Deutschen Bundesbank nach T2. Wir stellen aber auch fest, dass viele Umstellungsarbeiten bei „Multiplikatoren“ gebündelt werden; so betreuen einige wenige Co-Manager insgesamt über 900 Institute bei ihrer Anbindung an T2, und auch die verschiedenen Service-Bureaux sowie Dienstleister unterstützen zahlreiche Institute bei den erforderlichen Anpassungen. die bank: Natürlich geht eine solche Umstellung nicht ohne groß angelegte vorherige Testphasen. Die Bundesbank begleitet die Marktteilnehmer mit umfangreichen (verpflichtenden) Schulungsmaßnahmen und überwacht die Einhaltung sog. „Project Key Milestones” zum Ende jedes Quartals. Wie sieht es mit den Rückmeldungen der Marktteilnehmer im Community Readiness Monitoring aus, sind größere Probleme erkennbar, oder ist die Vorbereitungsphase derzeit im grünen Bereich? Schmidt: Wir sind sehr zufrieden mit den bisherigen Rückmeldequoten aus dem Community Readiness Monitoring; das zeigt uns, dass in den einzelnen Häusern das notwenige Bewusstsein für die Bedeutung des Projekts vorhanden ist und die Vorbereitungen mit der nötigen Sorgfalt angegangen werden. Auch wenn die „grün“-Meldungen leicht überwiegen und damit eine gewisse Zuversicht ausgedrückt wird, sollten der Anpassungsaufwand und die Auswirkungen auf interne Prozesse nicht unterschätzt werden. Ebenfalls ist zu bedenken, dass es sich bei den Rückmeldungen um „Self-Assessments“ handelt, die auf der eigenen Einschätzung und somit den internen Erfahrungen des jeweiligen Teilnehmers basieren – die Stunde der Wahrheit kommt dann beim Testen. Eine gewisse Vorsicht drückt sich daher auch in den Erläuterungen zu den Statusmeldungen aus, die eine ganze Reihe von Instituten abgeben. Ihnen können wir entnehmen, dass der relativ hohe Anteil an „gelb“-Meldungen mit diesem Prinzip der Vorsicht begründet wird, wie es in unseren Breitengraden nicht ganz unüblich ist. Auch wenn die Institute derzeit im Plan liegen, tendieren viele zur Zurückhaltung, weil gewisse Abhängigkeiten zu Dritten existieren, die Ressourcenlage durch parallele Projekte angespannt ist, die Pandemie-Situation immer noch Unwägbarkeiten mit sich bringt und es schließlich trotz aller interner Vorbereitungen für alle Beteiligten spannend wird, wenn erstmals mit den „externen“ TARGET-Services im Test gearbeitet wird. die bank: Wann wird die Nutzertestphase beginnen? Schmidt: Die sog. „Connectivity Tests“, mit denen der Verbindungsaufbau über die grafische Benutzeroberfläche und, sofern vom jeweiligen Institut vorgesehen, auch über die eigene Anwendung überprüft wird, haben Anfang September begonnen und dauern noch bis Ende November an. Die eigentliche Nutzertestphase, also die sog. „User Tests“, starten am 1. Dezember. Hier ist zu beachten, dass zunächst wir als Zentralbanken Stammdaten und Administratoren erfassen müssen, die uns jedes Institut über das Registrierungsformular vorab aufgegeben hat. Danach legen die Institute selbst weitere Nutzer an, vergeben Zugriffsrechte und nehmen weitere Konfigurationen vor. Wenn das geschafft ist, können die eigentlichen fachlichen Nutzertests beginnen, z. B. der Austausch von Zahlungsverkehrsnachrichten. die bank: Und wie geht es nach der Konsolidierung von TARGET/ T2S weiter? Gibt es beispielsweise auch schon Ansätze für die Verbindung von digitalen Assets und Zentralbankgeld? Schmidt: Ein Jahr nach Einführung der TARGET2/T2S-Konsolidierung ist die Implementierung von ECMS vorgesehen. ECMS 56 09 // 2021

Alle Infos hier: https://www.bv-events.de DIGITALISIERUNG #ZVZukunft2022 Save the Date Zahlungsverkehr der Zukunft am 22./23. Februar 2022 steht für Eurosystem Collateral Management System und dient dem Management der notenbankfähigen Sicherheiten für geldpolitische Kreditgeschäfte des Eurosystems. Die derzeit in 19 verschiedenen nationalen Sicherheiten-Managementsystemen angesiedelte Funktionalität wird damit auf einer zentralen technischen Plattform integriert. Über die aus den anderen TARGET- Services bekannte Schnittstelle, ESMIG, erhalten die geldpolitischen Geschäftspartner Zugang zum ECMS und profitieren von einem einfacheren und effizienteren Verfahren zur grenzüberschreitenden Mobilisierung von Sicherheiten. Beim Standard für den Nachrichtenaustausch, ISO 20022, wird sich ECMS wie die anderen TARGET-Services verhalten. Auch die Themen digitales Zentralbankgeld und die Verbindung der Distributed-Ledger-Technologie, kurz DLT, mit Zentralbankgeld werfen ihre Schatten voraus, wie Sie bereits in Ihrer Fragestellung andeuten. Wir stellen fest, dass die Bedeutung von DLT- Systemen in der Finanzindustrie weiter zunimmt. Insbesondere Smart Contracts ermöglichen innovative Geschäftsmodelle auf DLT-Basis, da sie die automatisierte Ausführung von Transaktionen steuern und überwachen können. Jedoch benötigen Smart Contracts für die geldseitige Abwicklung noch ein innovatives, digitales Zahlungsmittel. Umgekehrt bietet heute TARGET2 und in Zukunft T2 eine sichere und effiziente Abwicklung in stabilem Zentralbankgeld, die aber nach heutigem Stand nicht in Smart Contracts genutzt werden kann. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Bundesbank gemeinsam mit der Deutschen Börse, der Finanzagentur des Bundes sowie weiteren Marktteilnehmern eine Machbarkeitsstudie für die Abwicklung einer DLT-basierten Transaktion in sicherem Zentralbankgeld durchgeführt. Konkret wurde ein DLT-basiertes System zur Abwicklung tokenisierter Wertpapiere pilotiert und mit dem konventionellen Zahlungsverkehrssystem TARGET2 testweise verbunden. Mit der sog. Trigger-Lösung konnte die Ausgabe einer Bundesanleihe auf einer DLT-Plattform gegen Verrechnung in „konventionellem“ Zentralbankgeld erfolgreich getestet werden. Wie in einem klassischen „Delivery-versus-Payment“-Geschäft wechselten das tokenisierte Wertpapier und Zentralbankgeld erst bei erfolgreicher Bestätigung aller Parteien den Besitzer. Im Ergebnis konnte nachgewiesen werden, dass eine DLT-basierte Abwicklung digitaler Assets in traditionellem Zentralbankgeld möglich ist. Über die Möglichkeit einer konkreten Nutzung der Trigger-Lösung wird derzeit im Eurosystem beraten. Parallel dazu haben wir im Eurosystem gerade eine zweijährige Untersuchungsphase gestartet, um verschiedene Gestaltungsoptionen sowie Möglichkeiten der technischen Umsetzung und der Verteilung eines digitalen Euro zu untersuchen. Dabei geht es um den digitalen Euro für jedermann, d. h. den Retail digital Euro. Basierend auf den Präferenzen der möglichen Nutzer, arbeiten die Europäische Zentralbank und die nationalen Notenbanken zusammen mit Banken, Händlern, Bürgern etc. an dieser Herausforderung. Wichtig ist uns natürlich auch, dass Missbrauch vermieden wird und es zu keinen unerwünschten Auswirkungen auf die Finanzstabilität und die Geldpolitik kommt. Auch der in einer Marktkonsultation u. a. von Bürgern besonders betonte Aspekt des Datenschutzes muss entsprechend berücksichtigt werden. Eine Entscheidung zur möglichen Einführung eines Retail digital Euro soll im Anschluss an die Untersuchungsphase getroffen werden. In jedem Fall wäre der digitale Euro als Ergänzung und nicht als Substitut zum Bargeld und zu Zentralbankeinlagen von Geschäftsbanken gedacht. die bank: Herr Schmidt, haben Sie vielen Dank für Ihre Ausführungen. Die Fragen stellte Anja U. Kraus. 09 // 2021 57

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