DIGITALISIERUNG ZAHLUNGSVERKEHR II PSD2 ERMÖGLICHT NEUE GESCHÄFTSMODELLE Im Jahr 2018 wurde in Deutschland die neue Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 in nationales Recht umgesetzt. Die Richtlinie soll den Zahlungsverkehr innerhalb der Europäischen Union (EU) einfacher und sicherer machen, Innovationen fördern und den ökonomischen Wettbewerb fördern. Auf einer Podiumsdiskussion wurde eine positive Bilanz der PSD2-Einführung gezogen. Die PSD2 wurde in zwei Etappen umgesetzt. Die erste Stufe trat am 13. Januar 2018 in Kraft und enthielt laut Bundesbank u. a. die Senkung der verschuldensunabhängigen Haftungsobergrenze bei missbräuchlichen Kartenverfügungen, das sogenannte Surcharching-Verbot und die Ausweitung des Anwendungsbereichs auf Nicht-EU/ EWR-Währungen. Am 14. September 2019 trat die zweite Stufe der PSD2 in Kraft. Seitdem gelte die Verpflichtung der sogenannten starken Kundenauthentifizierung, so die Zentralbank. Dies bedeute mehr Sicherheit im Zahlungsverkehr. Online- und Kartenzahlungen müssen demnach nun grundsätzlich durch zwei unabhängige Merkmale aus den Kategorien Wissen, Besitz und Inhärenz bestätigt werden. Datentransfer über Schnittstelle Die Bestimmungen der PSD2 gelten für Banken und für Drittanbieter, etwa FinTechs und Zahlungsdienstleister. Kreditinstitute sind dazu verpflichtet, diesen Drittanbietern eine Schnittstelle anzubieten. Über diese sogenannte Banking-API kann ein Finanzinstitut Daten über KundInnen oder Transaktionen zur Verfügung stellen oder Zahlungen anweisen. Der Vorteil: Wer Zahlungsdienste nutzt, ist hierdurch unabhängig vom Serviceangebot der eigenen Hausbank. Die technische Umsetzung der Schnittstelle war für viele Institute eine große Herausforderung, die zu lösenden Probleme alles andere als trivial. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Open Banking – Weiterentwicklung der PSD2-Schnittstelle“ auf der Fachtagung „Zahlungsverkehr der Zukunft – Update“ des Bank- Verlags zogen dennoch eine insgesamt positive Bilanz der PSD2-Einführung. Moderiert wurde die Debatte von Matthias Lange, Associate Director beim Bundesverband deutscher Banken e.V. im Team Zahlungsverkehr. Lange wollte zum Auftakt des Gesprächs von den Teilnehmern wissen, welche Erfahrungen die Finanzbranche bei der Einführung der PSD2 gemacht habe und wo die künftigen Vorteile der Zahlungsdiensterichtlinie lägen. Oliver Bieser, Architekt für Zahlungsverkehr bei der Deutsche Bank AG, machte auf die enormen Möglichkeiten aufmerksam, die sich den Instituten durch die PSD2 böten. Die API-Schnittstelle erleichtere die Digitalisierung von Kundenservices sowie den Dokumentenservice. Mit einer API könnten nun viel leichter persönliche Informationen der Kundschaft zu bereits bestehenden Datenbeständen hinzugefügt werden. Zudem seien die APIs erweiterbar. Laut Bieser ist es daher wichtig, mit den FinTechs weiter im Gespräch zu bleiben, um die Schnittstellen zu optimieren. 52 09 // 2021
DIGITALISIERUNG Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion (von links nach rechts): Dr. Ortwin Scheja (Berlin Group), Oliver Bieser (Deutsche Bank AG), Benjamin Radermacher (OptioPay GmbH), Dr. Steffen Weiß (DATEV eG) und Matthias Lange (Bundesverband deutscher Banken e.V.). Einheitlicher EU-Rahmen gefordert An diesem Punkt setzte auch Benjamin Radermacher an, der den Vertrieb bei der OptioPay GmbH verantwortet. Mit Premium- APIs könne der Kundenservice deutlich erweitert werden, um größere Datenpools zu schaffen. Bedingung dafür seien ein einheitlicher EU-Rahmen sowie einheitliche Standards, um den US-amerikanischen BigTechs Paroli zu bieten. Für Radermacher ist die PSD2 ein voller Erfolg, weil sie viele neue Geschäftsmodelle ermögliche. Die Finanzbranche ernte jetzt die Früchte ihrer jahrelangen Vorarbeit. Dr. Ortwin Scheja, Bereichsleiter bei der SRC GmbH für Processing-Themen (Scheja engagiert sich seit über zehn Jahren im Auftrag der Deutschen Kreditwirtschaft in der Berlin Group), hätte sich im Zuge der Umsetzung der PSD2 mehr Transparenz von der Finanzaufsicht gewünscht. Auf regulatorischer Seite habe es zuweilen Missverständnisse gegeben. Positiv hervorzuheben seien aber die vielen intensiven Gespräche, wodurch nun eine ganz neue Community geschaffen worden sei. Dr. Steffen Weiß, der bei der DATEV eG für die strategische Weitentwicklung der Payment-Produkte zuständig ist, fügte hinzu, dass die Branche durch PSD2 stark gefordert worden sei. Die Kooperation mit den Banken und der BaFin sei außerordentlich intensiv gewesen. Diese gute Zusammenarbeit wünsche man sich auch für die Zukunft, so sein Wunsch. Autor Dogan Michael Ulusoy. 09 // 2021 53
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