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die bank 09 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG INTERVIEW Beim FinTech-Frühstück hat es gefunkt Mit der W&Z FinTech GmbH gründete das Hamburger Privatbankhaus Warburg schon im Sommer 2015 sein eigenes FinTech. Die Tochter soll das etablierte Private Banking sowie Dienstleistungen für Family Offices durch digitale Technologien weiterentwickeln. Jan Kühne, Leiter Digitale Strategien und Angebote bei M.M. Warburg & CO sowie Co-Geschäftsführer bei der W&Z FinTech GmbH, über Kooperationen von Banken und FinTechs sowie Trends bei den Finanz-Start-ups. diebank: Warum brauchen Banken FinTechs, und warum brauchen FinTechs Banken? Kühne: Sie brauchen sich gegenseitig und befruchten einander. Aktuell beobachten wir zwei große Trends. Zum einen drehen viele FinTechs ihre Geschäftsmodelle von B2C in Richtung B2B und adressieren damit die Banken als Kunden. Jüngere Player wie die SolarisBank oder Elinvar sind sogar sofort diesen Weg gegangen. Zum anderen bündeln Banken verschiedene Finanzdienstleistungsprodukte, die zunächst selbstständig agiert haben. Ein prominentes Beispiel ist die Integration des Angebots der Deposit Solutions durch die Deutsche Bank. Eine Vielzahl weiterer Beispiele bestätigt diesen Trend. Manchmal ist der Anbieter dieser innovativen Lösungen für den Endkunden sichtbar, manchmal aber auch nicht, weil es technische Umsetzungslösungen wie bei Elinvar sind. Grundsätzlich profitieren die Banken von der Innovationsgeschwindigkeit der FinTechs, die Geschäftsmodelle digital denken und mit schlanken Prozessen eine IT-Infrastruktur aufsetzen können. Die FinTechs hingegen haben weder die Kundenbasis noch den Vertrauensvorschuss der Kunden. Auch mit deren Bedürfnissen kennen sie sich nicht so gut aus wie eine etablierte Bank. diebank: Warum hat sich Warburg für Elinvar als Partner entschieden, und wie kam es zum ersten Kontakt? Damals war Elinvar ja gerade erst an den Start gegangen und völlig unbekannt. Kühne: Im Sommer 2016 fiel die Entscheidung, dass wir eine digitale Vermögensverwaltung anbieten wollen. Unser CIO Christian Jasperneite hatte sich zuvor intensiv mit dem Thema befasst und bereits die entsprechenden Anlagemodelle aufgesetzt. Er hat dem Kreis der Partner vorgeschlagen, ein entsprechendes Angebot auf den Markt zu bringen. Die Partnerschaft hat das Potenzial einer digitalen Vermögensverwaltung mit einer traditionsreichen Privatbank im Hintergrund schnell erkannt. Doch stellte sich uns dann die klassische Frage: Make or Buy? Aufgrund der langen und aufwendigen Entwicklungsprozesse, die ja auch mit dem Start des Produkts keinesfalls beendet sind, waren wir uns nicht sicher, ob sich dieser Aufwand für uns auch rechnen würde. Die Angebote bestehender White-Label-Lösungen wie Vaamo oder Investify, mit der zum Beispiel die Hamburger Sparkasse seit 2017 kooperiert, adressierten häufig andere Kundengruppen. Eine Kollegin hat dann bei einem FinTech-Frühstück eine Mitarbeiterin von Elinvar kennengelernt, die gerade ihren Lead-Kunden suchten. Ziemlich schnell stand fest, dass wir eine gemeinsame Vision über die digitale Vermögensverwaltung der Zukunft teilen, die Chemie zwischen den Partnern stimmt und auch der Background überzeugt. Hinter Elinvar steht mit FinLeap ein erfolgreicher Company Builder, und die Gründer haben jahrelange Erfahrungen in der Branche. Darüber hinaus war es uns wichtig, dass unser Partner eine Lizenz nach §32 KWG besitzt. diebank: Was zeichnet eine erfolgreiche Partnerschaft einer Bank mit einem FinTech aus? Kühne: Neben der gemeinsamen Vision gehört ein starkes Vertrauensverhältnis dazu. In gemeinsamen Workshops mussten wir ein Produkt entwickeln, das es so ja noch nicht gab. Solch ein Vorgehen kann man nicht in ein Vertragswerk gießen. Hinzukommt unternehmerisches Denken, das ein Start-up ohnehin mitbringt. Als inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen sind auch wir von unternehmerischem Geist geprägt. Schließlich muss die Frage des Ownerships geklärt sein, also wer was an den Tisch bringt. 64 09 // 2018

DIGITALISIERUNG diebank: Warburg war eine der ersten Banken, die mit einer digitalen Vermögensverwaltung an den Start gegangen ist. Welche Ziele verfolgt das Institut mit dem neuen Angebot? Kühne: Mit dem Warburg Navigator wollen wir neue Kundengruppen erschließen und unsere Expertise in der Vermögensverwaltung auch Anlegern öffnen, die nicht gleich sechs- oder siebenstellige Beträge anlegen wollen. Bei dem Navigator ist dies ab 20.000 € möglich, während eine klassische Vermögensberatung erst ab einer Summe von einer halben Million Euro oder mehr sinnvoll ist, wobei Warburg da keine fixe Grenze setzt. Wir berechnen beim digitalen Angebot eine All-in-fee von 1,2 Prozent. Wir wollen aber auch eine Klientel ansprechen, die sich heute verstärkt online orientiert und nicht zu einem Beratungsgespräch in eine Bankfiliale kommt. Diese Personen würden uns sonst verlorengehen. Last, but not least machen wir den Kindern sowie jüngeren Angehörigen unserer Kunden, die noch nicht über ein so großes Vermögen verfügen und in der Regel sehr digitalaffin sind, ein zeitgemäßes Angebot. diebank: Der Warburg Navigator ist im Oktober 2017 nach einjähriger Entwicklungszeit an den Start gegangen. Wie fällt Ihre Halbjahresbilanz aus? Kühne: Wir sind sehr zufrieden. Das Angebot erfährt großes Interesse und wird gut angenommen. Im Schnitt legen die Kunden rund 40.000 € an. Wir gehen davon aus, dass dieser Betrag mittelfristig steigt. Viele Anleger werden wahrscheinlich erst einmal testen wollen, wie das Angebot läuft. Der Löwenanteil der Nutzer des Navigators sind Neukunden. diebank: Warburg hat schon im Sommer 2015 die Tochter W&Z FinTech GmbH gegründet, um das Digitalgeschäft voranzutreiben. Was ist seither geschehen? Kühne: Wir arbeiten eigenständig, also auch physisch außerhalb der Bank, haben eine eigene IT-Infrastruktur aufgebaut und mit Ownly eine eigene Marke. Aber wir nutzen natürlich das Knowhow der Mutter. Erstes Produkt ist die Family-Office-App Ownly. Mit diesem Personal Finance Manager können Kunden verschiedene Bankkonten, aber auch ihr illiquides Vermögen, etwa Immobilien oder Beteiligungen, verwalten. Ownly wendet sich damit an einen Personenkreis, der das eigene Vermögen selbst überwachen und verwalten möchte. Die App gibt neben dem Überblick über die gesamten Vermögensverhältnisse auch Zugang zu ausgewählten Finanzprodukten, bietet aber zum Beispiel keine digitale Vermögensverwaltung wie der Warburg Navigator. diebank: Warburg hat zuletzt mittelständische Regionalbanken wie Plump, Löbbecke oder Hallbaum übernommen. Wäre es denkbar, dass die Warburg-Familie mittelfristig auch mit FinTech-Zukäufen wächst? Kühne: Wir werden weiterhin digitale Innovationen mit Partnern umsetzen. In Einzelfällen kann es zu Kapitalbeteiligungen oder auch Joint Ventures kommen. Aber überwiegend werden wir auch künftig vorrangig in eigene unternehmerische Aktivitäten investieren. diebank: Herr Kühne, vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Eli Hamacher. 09 // 2018 65

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