Aufrufe
vor 6 Jahren

die bank 09 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG vatbanken tätig. Sie werden aktuell von gleich zwei Seiten unter Druck gesetzt: der Technologie und der Regulatorik. Um mit der digitalen Veränderungsgeschwindigkeit Schritt zu halten, fehlen vielen von ihnen die technischen Ressourcen und die Ausstattung. „Wollen sie im Wettbewerb bestehen, brauchen sie aber eine IT-Infrastruktur, die mithält“, weiß Bartz. Woran es hapern kann, zeigt eine jüngst kommunizierte Zahl der kurz darauf ausgeschiedenen IT-Chefin der Deutschen Bank, Kim Hammonds. Man wolle die Zahl der Betriebssysteme von 45 auf vier reduzieren. Aktuell sei man bei 32. Der frühere CEO John Cryan hatte die IT des Geldhauses gar als „lausig“ bezeichnet. „Dank unserer modernen IT können wir sehr viel schneller auf veränderte Anforderungen reagieren und zum Beispiel neue Services über die Plattform nutzen“, so der Elinvar-CEO. Für Druck sorgen zudem die Regulierungsbehörden. Der hohe bürokratische Aufwand durch die Finanzmarktrichtlinie MiFID II macht es für die Banken immer teurer, Kunden persönlich zu beraten. Das rentiert sich nur bei sehr hohen Anlagesummen. Individuelle Vermögensverwaltung bieten viele Institute deshalb erst ab 500.000 € an. Eine digitale Vermögensverwaltung ist natürlich günstiger. Statt mit einem Berater zu sprechen, erledigt der Kunde in Eigenregie sämtliche Formalitäten am heimischen Rechner, beantwortet Fragen zur persönlichen Finanzsituation, seinen Wertpapierkenntnissen und seiner Risikobereitschaft. Auf dieser Basis bekommt er einen Anlagevorschlag und kann der Bank ein Mandat für eine Vermögensverwaltung erteilen. Bei diesem skalierbaren Modell lohnt sich die Vermögensverwaltung schon bei deutlich niedrigeren Anlagevolumina. Zudem können Kunden in zusätzlichen Regionen angesprochen werden. Eine Lösung, für die sich auch M.M. Warburg & CO entschied. Die traditionsreiche inhabergeführte Hamburger Privatbank startete im Sommer 2017 den „Warburg Navigator“ und damit erstmals ein digitales Angebot. Ab 20.000 € bietet die Bank ihren Online-Kunden professionelles Asset Management an, das sonst nur größeren Vermögen of- 60 09 // 2018

DIGITALISIERUNG 1 | FinTechs im Städtevergleich Unternehmen und Beschäftigte 120 100 80 60 40 20 108 42 42 25 12 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 0 Berlin München Frankfurt Hamburg Köln Unternehmen Beschäftigte Quelle: Berechnung und Grafik IBB. fensteht (siehe auch Interview). Mit Warburg gewann Elinvar nicht nur seinen ersten Kooperationspartner, sondern auch eine gute Referenz. Die Privatbank Donner & Reuschel, die zur Signal Iduna Gruppe gehört, nutzt seit Anfang 2018 die Plattform der Berliner zur Digitalisierung ihres Bestands. Aus Sicht von Bartz eine gute Chance, um zu zeigen, dass man Partnern unterschiedlicher Ausrichtung und Größe die individuell passende Lösung anbieten kann. „Durch die Nutzung für das gesamte Wertpapiergeschäft können wir die Leistungsfähigkeit unserer Plattform, beispielsweise hinsichtlich analytischer Möglichkeiten, Compliance- und Dokumentations-Features sowie Prozess-Effizienz, unter Beweis stellen“, so Bartz. Marcus Vitt, Vorstandssprecher von Donner & Reuschel, setzt neben mehr Prozess-Effizienz auf ein erweitertes Nutzererlebnis für Kunden und die Möglichkeit einer hybriden Beratung. „Zudem werden wir durch die Zusammenarbeit mit Elinvar auch unser Angebot für unabhängige Vermögensverwalter weiter ausbauen und diese hinsichtlich der sich weiter verschärfenden Regulatorik in ihrem Kundengeschäft optimal unterstützen.“ Seit Juni bietet auch die Fürstlich Castell’sche Bank mit „Castell Insight“ eine digitale Vermögensverwaltung. Entwickelt wurde die Plattform gemeinsam mit Elinvar. Internetaffine Kunden sollen in einem vollständig internetbasierten Prozess eine „konservative Vermögensverwaltung“ abschließen können, so die mittelständische Bank. Man wolle die langjährige Erfahrung in der konservativen Geldanlage mit einem zeitgemäßen Vertriebsweg kombinieren. Das Durchschnittsalter liegt bei 34 Jahren, Firmensprache ist Englisch. Griff Elinvar anfangs noch verstärkt auf den Bewerberpool seines Kapitalgebers FinLeap zu, der rund 10.000 Bewerbungen jährlich bekommt, erhalten die Personaler jetzt auch immer häufiger Empfehlungen von Kollegen. Leicht sei es trotzdem nicht, geeignete Mitarbeiter zu finden, sagt Bartz. Einerseits sei Berlin zwar ein sehr attraktiver Standort. Man könne in der Stadt sehr international leben, auch ohne fließend Deutsch zu sprechen. Das mache es leicht, Bewerber zu locken. Andererseits seien die Anforderungen sehr hoch. Das Gros der Mitarbeiter beschäftige sich mit der Technologie, der Rest sei für Compliance und die Zusammenarbeit mit den Partnern zuständig. Last, but not least müsse man auch zusammenpassen. Um das herauszufinden, erstreckt sich der Bewerbungsprozess typischerweise auf zwei Tage, an denen die Kandidaten fünf Gespräche mit unterschiedlichen Mitarbeitern führen und Case Studies bearbeiten müssen. Waren es bislang ausschließlich deutsche Banken und Vermögensverwalter, für die Elinvar die Vermögensverwaltung digitalisierte, sollen schon bald ausländische Kunden hinzukommen. „Die Internationalisierung steht auf der Prioritätenliste ganz oben“, sagt Bartz. Der nächste Schritt werde in Europa erfolgen, da hier das Passporting der BaFin-Lizenz genutzt werden könne. Weiteres Wachstum in Sicht Noch beschäftigt das FinTech knapp 60 Mitarbeiter, darunter etwa zwei Drittel Männer. Bis Ende des Jahres soll das Team laut Bartz auf 70 bis 90 wachsen. Wie bei vielen Berliner Start-ups kommen auch bei Elinvar junge Mitarbeiter aus der ganzen Welt zusammen: Australier, Brasilianer, Ukrainer und natürlich Europäer. Eine Multikulti-Truppe aus 20 Nationen. Autorin Eli Hamacher. 09 // 2018 61

die bank