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die Bank 09 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE DESIGN

BERUF & KARRIERE DESIGN THINKING Mehr als alter Wein in neuen Schläuchen Design Thinking ist keine einmalige Methode zur Ideengenerierung sondern vielmehr eine ganz neue Arbeitskultur. Es handelt sich um einen kompletten Kreativitätsprozess, der sich an den Nutzerbedürfnissen orientiert und an Elementen aus der klassischen Design-Entwicklung anlehnt. Aber sind Design Thinking und die darin enthaltenen Elemente wirklich grundlegend neu, kann damit wirklich für jede Branche, jedes Produkt und jede Dienstleistung eine Lösung entwickelt werden, oder handelt es sich nur um ein Rebranding bekannter Methoden? Design Thinking ist ein Innovationsprozess, der 1991 von der amerikanischen Innovationsagentur Ideo entwickelt wurde und darauf abzielt, Produkte zu entwickeln oder zu optimieren. Diese Methode setzt radikal die Kundenperspektive in den Mittelpunkt und fängt bei den Kundenbedürfnissen und Erwartungen an, um damit neue und innovative Ideen aufzudecken. Ein weiterer zentraler Fokus liegt in der Erschaffung der bestmöglichen Customer Experience mit dem Ziel, kundenzentrische Lösungen zu entwickeln. Begleitend zum Design Thinking schließen Design Doing und Design Being den vollständigen Prozess ab. Letztere beiden Methoden konzentrieren sich besonders auf das Prototyping und die weitere Integration der durch Design Thinking erarbeiteten Lösungen in den Arbeitsalltag. Durch Design Doing werden abstrakte und immaterielle Ideen greifbar. Prototypingund Validierungsmethoden unterstützen frühzeitig bei der Visualisierung und Validierung von Konzepten, um noch im Entwicklungsprozess Produktveränderungen einfließen zu lassen. Dabei machen iterative Ansätze Platz für Misserfolge. Ein frühes, schnelles und regelmäßiges Scheitern erleichtert und beschleunigt den Lernprozess ungemein. Auf diese Weise wird sichtbar, an welchen Stellen Konzepte verbessert und damit Risiken reduziert und Ressourcen geschont werden können. Design Being hingegen betrachtet die Integration des Design-Thinking-Gedankens in den Arbeitsalltag. Agile Produktentwicklung muss im Unternehmen gelebt werden, um dadurch nachhaltige Erfolge zu erzielen und Innovationen hervorzubringen. Es erfordert ein Umdenken aller beteiligten Mitarbeiter. Die gesamte Unternehmenskultur muss sich in Richtung agiler Produktentwicklung verändern. Dabei reicht ein Top Down Commitment des Vorstands zu Design Thinking nicht aus, um mit dieser Methode erfolgreich zu sein. Design Being setzt eine gewisse Offenheit der Mitarbeiter gegenüber der Methode voraus sowie die Bereitschaft der Führungsebene, im Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiter Platz für Design Thinking zu schaffen. Auch wenn der Ansatz von Design Thinking in der Theorie plausibel klingt, lässt der Alltag in vielen Unternehmen leider oft wenig Platz für kundenzentrische oder disruptive Innovationsansätze. Daher stellt sich die Frage, ob Design Thinking nur eine weitere „Modeerscheinung“ ist, oder ob es sich dabei wirklich um einen neuen und sinnvollen Ansatz für die Schaffung von Innovationen handelt. Komponenten Design Thinking besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten, die oft auch als Erfolgsfaktoren bezeichnet werden: Zum Design-Thinking-Prozess als solchem gehören auch interbzw. multidisziplinäre Teams sowie mobile bzw. variable Raumkonzepte. Der Design-Thinking-Prozess Hierbei handelt es sich um einen strukturierten Prozess, der Rücksprünge zulässt, wenn aufgrund des Anwender-Feedbacks die vorhandenen Ansätze nachgearbeitet werden müssen. Er gliedert sich in sechs Stufen: ZZ ZZ ZZ ZZ Verstehen: Hier wird die eigentliche Fragestellung erarbeitet, Verständnis für das Problem hergestellt und somit der Problemraum abgesteckt. Beobachten: Es werden wichtige Einsichten und Erkenntnisse gewonnen, indem die Anwender aufmerksam beobachtet und in Dialogen befragt werden. Jegliche Ergebnisse, z. B. besondere Zitate der Anwender, werden festgehalten und später zusammengefasst. Hier beginnt bereits die Visualisierung. Sichtweise definieren: Alle Teammitglieder stellen den anderen ihre visualisierten Erkenntnisse vor, um ein gemeinsames Gesamtbild zu erhalten. Die gewonnenen Erkenntnisse werden verdichtet, es wird nach Gemeinsamkeiten gesucht und auf (proto-)typische Anwender heruntergebrochen, um deren Bedürfnisse besser verstehen zu können. Ideenfindung: Mit verschiedenen Methoden wird eine Vielzahl an Lösungsmöglichkeiten entwickelt, indem konkrete Fragestellungen aus 84 09 // 2017

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