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die Bank 09 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG CHANCEN

DIGITALISIERUNG CHANCEN FÜR EIN EUROPÄISCHES PAYMENT-SYSTEM PSD2 als Türöffner Durch die Digitalisierung des Einkaufens werden Payment-Systeme in Zukunft eine immer wichtigere Rolle im Alltag spielen. Heute sind kartengestützte Verfahren im stationären sowie verschiedenste Online-Bezahlmethoden im elektronischen Handel weit verbreitet. Zu den bekannten Verfahren gesellen sich immer neue Bezahldienste hinzu. Technologien wie der Nahfunkstandard NFC, die zweidimensionalen QR-Codes oder standardisierte Schnittstellen wie FinTS ermöglichen die technische Umsetzung. Ergibt sich daraus die Chance zu einem echten europäischen Payment-System? 70 09 // 2017

DIGITALISIERUNG In der ersten Zahlungsdiensterichtlinie sind Payment-Systeme, die nur die technische Möglichkeit zur Durchführung von Zahlungen bieten, nicht berücksichtigt worden. Daher unterliegen viele dieser Dienste momentan keiner Beaufsichtigung. Dies wird sich zum nächsten Januar mit der neuen Zahlungsdiensterichtlinie ändern. PSD2 steht in den Startlöchern und wird maßgeblich für Payment-Systeme innerhalb des europäischen Binnenmarkts sein. Neben der Stärkung sicherheitstechnischer Anforderungen, wie einer starken Kundenauthentifizierung, möchte die EU den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Payment-System steigern und dadurch innovative Dienste fördern. Für FinTechs bietet die neue Richtlinie großartige Chancen, denn für alle Drittanbieter von Zahlungsdiensten müssen Banken innerhalb der EU künftig eine entgeltfreie Schnittstelle bereitstellen, über die z. B. Zahlungen ausgelöst oder Kontoinformation abgerufen werden können. Auch die eIDAS-Verordnung, welche die neue Gesetzesgrundlage für Vertrauensdienste festlegt, wird in diesem Ökosystem in Europa und darüber hinaus eine wichtige Rolle einnehmen, wenn wir die Möglichkeit und die schnelle Veränderung durch den Digitalisierungsprozess intelligent nutzen. Instant Payments können ein weiterer Treiber und die Chance zu einem europäischen Payment-System werden. Durch die sofortige Zahlung wird Geld innerhalb von Sekunden transferiert und steht dem Zahlungsempfänger zur weiteren Nutzung zur Verfügung. All diese Neuerungen benötigen innovative IT-Sicherheitstechnologien, die neben starken Sicherheitsmechanismen einen hohen Komfort für die Benutzer bereitstellen müssen. Bei der Einführung eines innovativen Payment-Systems ist vor allem eines zu beachten: Der neue Bezahldienst braucht messbare Vorteile gegenüber anderen bereits etablierten Verfahren. Kosten, Geschwindigkeit, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit müssen deutlich verbessert werden, um Akzeptanz auf Kunden- sowie Händlerseite zu generieren. Aus gesellschaftlicher Sicht wäre ein Bezahldienst aus Deutschland oder Europa zu begrüßen. Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit stehen im direkten Konflikt zueinander. Vor allem Kunden wollen sich nicht beim Online Checkout oder Bezahlen an der Kasse mit langen und komplizierten Authentifizierungsvorgängen herumschlagen. Das Institut für Internet-Sicherheit – if(is) – hat mehrere interessante Forschungsprojekte durchgeführt, die sich mit einem neuen Bezahldienst für moderne und zukunftsorientierte Anwendungen beschäftigten. Heraus kam die innovative XignQR- Technologie, eine schnelle, benutzerfreundliche und sichere Authentifizierungs- und Signaturanwendung. Sie ermöglicht das Ausführen von Transaktionen in Sekundenschnelle. Durch die bald geltenden EU-Verordnungen ist jetzt der beste Zeitpunkt, einen neuen Bezahldienst einzuführen. PSD2 als Herausforderung für den Finanzsektor Die Payment Service Directive 2 (PSD2) ist vom Europaparlament beschlossen und verabschiedet worden und muss bis zum 13. Januar 2018 in nationales Recht umgesetzt werden. In Deutschland ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) dafür verantwortlich. Durch die PSD2 muss auch das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) angepasst werden. Inwieweit weitere Gesetze (z. B. KWG oder BGB) überarbeitet werden müssen, entscheidet die Aufsichtsbehörde. Die neue Zahlungsdiensterichtlinie verfolgt primär zwei Ziele: Schaffung von Transparenz und Sicherheit sowie Innovationsförderung und mehr Wettbewerb. Darüber hinaus soll die bestehende Rechtsunsicherheit der ersten Richtlinie beseitigt werden. Mit dem Inkrafttreten der PSD2 werden sogenannte dritte Zahlungsdienste 1 in Zahlungsauslöse- sowie Kontoinformationsdienste unterschieden. Zahlungsauslösedienste benötigen in Zukunft eine Genehmigung von der jeweiligen Aufsichtsbehörde. Kontoinformationsdienste erlauben die Konsolidierung von Kontoinformationen bei ei- 09 // 2017 71

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